Denkmal-Frevel vor Gericht! Dresdner ließ diese Villa einfach illegal wegbaggern

Ende 2013 brannte es in dem unbewohnten Haus.
Ende 2013 brannte es in dem unbewohnten Haus.  © Roland Halkasch

Dresden - Selbstsicherer Auftritt eines Denkmalzerstörers: Kläger Dieter K. (77) ließ 2014 seine denkmalgeschützte Villa in Blasewitz illegal wegbaggern.

Vor dem Verwaltungsgericht behauptete sein Anwalt am Dienstag Sicherungsmaßnahmen seien gescheitert, der Baggerfahrer habe das Haus „versehentlich“ beschädigt.

Ob der Besitzer zum Wiederaufbau verdonnert wird, wie es die Stadt fordert, ist noch nicht entschieden. Es wäre die höchste Strafe im Denkmalschutzgesetz.

Vor der 7. Kammer des Verwaltungsgerichts leitete Gerichtspräsidentin Claudia Kucklick gestern die mündliche Verhandlung. Als bewussten Abriss bezeichnete Alexandra Zschörnig-Kempe, Anwältin im Auftrag der Stadt, die Zerstörung. Ein Mitarbeiter des Denkmalamtes schilderte, wie der Baggerfahrer am 16. Mai 2014 frontal das Haus an der Tolkewitzer Straße 57 abgerissen hätte.

Auf diesem Grundstück in Blasewitz an der Tolkewitzer Straße 57 stand bis 2014 eine denkmalgeschützte Villa.
Auf diesem Grundstück in Blasewitz an der Tolkewitzer Straße 57 stand bis 2014 eine denkmalgeschützte Villa.

Frau Zschörnig-Kempes Fazit: „Dieser Fall ist einzigartig und strahlt über Sachsen hinaus.“

Trotz einiger vorheriger Brandstiftungen habe das Haus noch unter Denkmalschutz gestanden, sei die Statik in Ordnung gewesen.

Rechtsanwalt Christoph Schmidt argumentierte für den Kläger, dass das Ermittlungsverfahren wegen der Brände gegen seinen Mandanten eingestellt worden sei und die Brände das Gebäude weitgehend zerstört hätten. Der Wiederaufbau sei unverhältnismäßig, die Kosten könnten laut einer Prognose 0,75 Millionen Euro kosten.

Das juristische Problem für das Verwaltungsgericht: „Wird das Gebäude wiedererrichtet, handelt es sich nicht um ein Denkmal“, so Claudia Kucklick, die von einem künftigen Disneyland-Objekt sprach.

Das Verwaltungsgericht muss in den nächsten zwei Wochen ein Urteil fällen.

Die Geschichte der Tolkewitzer Villa

So sah die denkmalgeschützte Villa bis zu ihrem Abriss und vor etlichen Brandstiftungen aus.
So sah die denkmalgeschützte Villa bis zu ihrem Abriss und vor etlichen Brandstiftungen aus.  © Giorgio Michelle

Die Villa an der Tolkewitzer Straße 57 war relativ jung, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut.

Für diese Bauzeit galt sie als seltenes Architekturbauwerk des Neobarock und des Art Déco.

Nach diversen Besitzerwechseln war sie seit 1998 wieder im Besitz des heutigen Klägers. Seit 2012 folgte eine Brandserie, für die kein Täter überführt werden konnte.

2014 erfolgte der illegale Abriss unter den Augen der Mitarbeiter des Denkmalamtes.

Ein sofortiger Abrissstopp wurde nicht beachtet, der Baggerfahrer rückte kurze Zeit später wieder an.

Die Stadt ordnete den Wiederaufbau an, der Besitzer wiederum legte hiergegen Widerspruch ein.

Annekatrin Klepsch (40, Die Linke) ist die zuständige Bürgermeisterin für Kultur und Tourismus. Die Stadt fordert den Wiederaufbau.
Annekatrin Klepsch (40, Die Linke) ist die zuständige Bürgermeisterin für Kultur und Tourismus. Die Stadt fordert den Wiederaufbau.  © Holm Helis