Größtes Tablet der Uni ist ein Seziertisch für Leichen

TU-Wissenschaftler und Anatom Dr. József Jászai (48, rechts) und 
Uniklinik-Chirurg Jürgen Weitz (51) zerlegen eine Leiche auf dem virtuellen 
Seziertisch.
TU-Wissenschaftler und Anatom Dr. József Jászai (48, rechts) und Uniklinik-Chirurg Jürgen Weitz (51) zerlegen eine Leiche auf dem virtuellen Seziertisch.  © Petra Hornig

Dresden - Hightech aus dem amerikanischen Silicon Valley hilft jetzt Medizinern in Dresden! Auf einem virtuellen Seziertisch können die Nachwuchs-Ärzte die menschliche Anatomie via Finger-Wisch kennenlernen - ganz ohne Skalpell und Blut.

Der einzige Leichen-Simulator in ganz Sachsen steht im Herzen des TU-Instituts für Anatomie. „Der Tisch ist wie ein großes Tablet“, erklärt Gruppenleiter József Jászai (48).

Seine Finger wischen über den Tisch. Plötzlich liegt darauf eine virtuelle Leiche mit Unterhose und geschlossenen Augen. Knochen, Organe, Muskelstränge, Fettgewebe: „Alles gehört zum Körper des Verstorbenen, wurde aufwendig gescannt“, sagt Jászai. Die Daten wurden in den Super-Computer im Inneren des Seziertisches eingespeist.

Uniklinik-Chirurg Jürgen Weitz (51) streicht über die virtuelle Leiche, tippt und „schneidet“ mit seinem Finger. Schon liegt die Bauchspeicheldrüse frei.

Die Medizin-Studenten der TU erlernen die Anatomie des Menschen jetzt mit 
virtuellen und echten Leichen.
Die Medizin-Studenten der TU erlernen die Anatomie des Menschen jetzt mit virtuellen und echten Leichen.  © Petra Hornig

Umgebendes Gewebe, Blutgefäße, Lymphknoten - anders als Lehrbücher zeigt der Seziertisch alles dreidimensional.

„Wir können Organe isolieren, drehen, vermessen und das jederzeit beliebig wiederholen. Das ist ein sehr großer Vorteil. Mit echten Leichen geht das nicht“, sagt Weitz.

Ungeachtet aller virtuellen Vorteile: Nachwuchs-Mediziner sezieren weiterhin auch echte Körper. Die Wundermaschine ergänzt die Lehre, erleichtert das Erlernen der Anatomie!

Künftig soll der Seziertisch auch bei der Ausbildung von Biologen, Strahlenphysikern und Pflegekräften eingesetzt werden.

Denn die dürfen gar nicht mit echten Leichen arbeiten. Der virtuelle „Anatomage-Tisch“ wurde in San Jose im Silicon Valley entwickelt, kostete 60.000 Euro.