Darum ist es für Unternehmer schwer, Nachfolger zu finden

Heide Steyer (73) und ihr Mann suchen seit Jahren erfolglos einen Nachfolger 
für ihre Kunstblumen-Manufaktur.
Heide Steyer (73) und ihr Mann suchen seit Jahren erfolglos einen Nachfolger für ihre Kunstblumen-Manufaktur.  © Steffen Füssel

Dresden - Jedes Jahr werden in Sachsen 1000 Betriebe an Nachfolger übergeben. Doch oft funktioniert das nicht, zeigt eine Studie.

Mitunter wird jahrelang ein Nachfolger gesucht - wie bei den Kunstblumen-Machern aus Wallroda. Einige Firmen werden sogar stillgelegt.

„Oft wird über die Nachfolge nicht nachgedacht, weil es unangenehm ist“, so Claus Gröhn (60), Präsident der Handwerkskammer Leipzig. Konkret sind es knapp drei Viertel der Unternehmer über 50 Jahre, die keinen konkreten Plan haben. Das ergab eine Befragung von 2764 Firmen mit Senior-Chefs. Auftraggeber waren die Kammern und der Landesverband der Freien Berufe.

20 Prozent planen demnach sogar die Schließung, 27 Prozent eine familieninterne Lösung.

Dabei gehe es um den Erhalt vieler Jobs, so Wirtschaftsminister Martin Dulig (43, SPD). Und die Zahl der Firmen, die einen Nachfolger suchen, wird größer: „Die Gründergeneration nach der Wende steuert auf den Ruhestand zu.“

Wirtschaftsminister Martin Dulig (43, SPD) appelliert an Sachsens 
Firmen-Chefs, sich frühzeitig Gedanken um die Nachfolge zu machen. Es gehe um 
viele Jobs
Wirtschaftsminister Martin Dulig (43, SPD) appelliert an Sachsens Firmen-Chefs, sich frühzeitig Gedanken um die Nachfolge zu machen. Es gehe um viele Jobs  © Ove Landgraf

Probleme gebe es vor allem im Handwerk, so Gröhn. „Dort, wo schwere körperliche Arbeit ansteht.“ Doch auch besonders filigranes Handwerk hat es schwer: Seit Jahrzehnten fertigen Gerald (74) und Heide Steyer (73) in Wallroda Kunstblumen - auch für die Royals. Doch sie finden einfach keinen Nachfolger!

„Wir haben so viel zu tun, dass wir bis Ende 2018 weitermachen werden“, so Gerald Steyer. Es meldeten sich zwar immer wieder Interessenten, aber eine Lösung gibt es nicht. Das Geschäft läuft dafür: Der weltberühmte Hut-Designer Philip Treacy wurde gerade für das Pferderennen Royal Ascot beliefert. Und das italienische Schuhlabel Aquazzura mit 15.000 Orchideen. Fehlt bloß der Nachfolger. Steyer: „Wir dürfen also weiterarbeiten.“

Besser geklappt hat es in Aue: Dort hat Bäckermeister Falk Schellenberger (56) seine gleichnamige Bäckerei und Konditorei an Sohn Alexander (31) weitergegeben. Die Übernahme wurde dreieinhalb Jahr lang vorbereitet.

Der Klassiker: Falk Schellenberger (56) übergab seine Bäckerei an Sohn Alexander (31). In Aue hat’s dank langer Planung geklappt.
Der Klassiker: Falk Schellenberger (56) übergab seine Bäckerei an Sohn Alexander (31). In Aue hat’s dank langer Planung geklappt.  © H.-J. Schwochow

Titelfoto: Steffen Füssel