Von Steffi Suhr

Dresden/Sebnitz - Bonnie und Clyde aus Bitterfeld? Tino B. (30) und Lysann V. (28) aus Sachsen-Anhalt ließen sich im November per Taxi aus Tschechien Richtung Heimat chauffieren. In Sebnitz war die Fahrt zu Ende: Bei einer Kontrolle fanden sich Drogen im Wagen.

Außerdem hatte das Paar eine Hanfplantage im heimischen Schrebergarten. Am Donnerstag begann der Prozess im Dresdner Landgericht.

Laut Anklage brachte das Paar damals über 650 Gramm Crystal und 105 Gramm Marihuana über die Grenze. Bei der Hausdurchsuchung fanden die Ermittler obendrein über 600 Gramm Marihuana sowie Schlagring und Butterfly-Messer. Und in der Kleingartensparte Kastanienweg wuchsen auf der Scholle des Paares auch noch 105 Cannabispflanzen.

Für den offenbar eindeutigen Fall plante das Gericht den Prozess mit zwei Richtern, lud für zwei Prozesstage elf Zeugen. In zwei Wochen sollte das Urteil fallen.

Es kam anders. Nach der Anklageverlesung ließ Tino B. über seinen Anwalt wissen: „Ich will nicht zwei Richter. Ich will drei.“ Angeblich sei der Fall so umfangreich und kompliziert, dass mindestens zehn Prozesstage und somit ein Richter mehr nötig sind. Und die Verteidiger monierten, dass für einen kurzfristig erkrankten Schöffen ein anderer eingesetzt wurde. So ginge das ja nicht …

„Sie haben ja offenbar Großes vor“, kommentierte der erstaunte Chef-Richter Herbert Pröls (52). Er setzte prompt den Prozess für 14 Tage aus. Damit die Anwälte von Bonnie und Clyde nun prüfen können, ob wirklich alle Formalien eingehalten wurden - und zwei Richter ausreichend sind.

Fotos: Holm Helis