Ein Unfall stoppte Dynamos Riesentalent Schöne: "Ich habe kämpfen gelernt!"

Dresden - Vor neun Jahren stand Richard Schöne vor einer Profifußballkarriere. Heute ist der 28-Jährige froh, überhaupt wieder an den Ball treten zu können. Wenn es die Gesundheit zulässt.

Richard Schöne galt 2009 als eines der hoffnungsvollsten Dynamo-Talente.
Richard Schöne galt 2009 als eines der hoffnungsvollsten Dynamo-Talente.  © Imago

Bis zu seinem 19. Lebensjahr hatte der gebürtige Dresdner stets auf eine zukünftige Profilaufbahn hingearbeitet. Bis zu seinem neunten Lebensjahr blieb Schöne dem SV Loschwitz treu, dann entdeckte ihn der damalige Nachwuchsscout von Dynamo Dresden, Frank Schreier, und überredete ihn zum Wechsel.

Er durchlief sämtliche Nachwuchsmannschaften und durfte als A-Jugendlicher schon bei der Ersten mittrainieren. "Ich wurde im Nachwuchs von Trainern wie Matthias Schulz, Erik Schmidt oder Gert Heidler unterrichtet. Meine Entwicklung ging stetig voran", erklärt der großgewachsene Stürmer.

2009 wurde er von den damaligen Trainern Ruud Kaiser und Jan Seifert zu ersten Testspielen eingesetzt und bekam einen Zweijahresvertrag. "Ich hatte den Vertrag unterschrieben, war mächtig stolz. Ich fühlte mich fit wie nie - doch dann kam der große Knall", sagt Schöne.

Auf der Rückfahrt von einem Testspiel der sächsischen Nachwuchsauswahl beim RB Leipzig passierte ein schrecklicher Unfall. Bei Aquaplaning geriet das Auto mit den fünf Dresdner Jugendspielern Philipp Zeiger, Maik Kegel, Yves Dießner, Jakob Schütze und eben Schöne ins Schleudern und knallte in einen Lkw.

Rettungshubschrauber brachten die Schwerstverletzten in die Klinik. Aufgrund seiner akuten Kopfverletzungen wurde Schöne ins künstliche Koma versetzt, lag lange auf der Intensivstation.

Beim Spieltag im August 2009 in Erfurt wünschten die Dynamo-Spieler den verunfallten Dießner und Schöne alles Gute.
Beim Spieltag im August 2009 in Erfurt wünschten die Dynamo-Spieler den verunfallten Dießner und Schöne alles Gute.  © Imago

Über ein Jahr verbrachte er in verschiedenen Krankenhäusern. In Kreischa wurde er auch neurologisch betreut. "Sie mussten mich sogar manchmal an das Bett festbinden. Ich war so ungeduldig, fühlte mich doch eigentlich ganz gut. Ich wollte wieder leben, hatte Energie. Aber es ging nicht alles so einfach", erinnert sich Schöne:

"Oberarzt Dr. Heinicke sagte immer zu mir und meinen Eltern, dass wir Geduld haben sollen. Er hatte recht, muss ich im Nachhinein anerkennen. Es hatte mich doch ziemlich erwischt."

Die große Frage für Schöne war: Was nun? Im Angesicht einer Profikarriere hatte er sein Abitur abgebrochen: "Mein großes Glück war meine Familie. Allein hätte ich diese Rückkehr ins Leben nie geschafft."

Schöne entschied sich für einen Beruf außerhalb des Fußballfeldes, obwohl Trainer Matthias Mauksch immer für ihn eine Tür offen gehalten hätte. "Aber ich sah plötzlich vieles anders. Bewusster. Mein beruflicher Werdegang hatte Priorität, Fußball kam erst danach", erklärt Schöne.

Mittlerweile hat Schöne sein Leben neu geordnet. Fußball spielt er noch in Radebeul.
Mittlerweile hat Schöne sein Leben neu geordnet. Fußball spielt er noch in Radebeul.  © Lutz Hentschel

Er arbeitete im Reisebüro seines Onkels, dazu in einer Modeboutique. Er ist aktuell in der Eventbranche für den Club "My House" beschäftigt.

Als gelernter Kaufmann im Einzelhandel absolvierte er eine berufsbegleitende Weiterbildung zum Handelsfachwirt und ist seit kurzem im nagelneuen "John Reed Fitness-Music-Club" angestellt. “Ein neues Konzept für Dresden, was seines gleichen sucht und mich sofort begeistert hat. Ich freue mich, von Beginn an dabei sein zu können!“

Fußballerisch landete er beim Radebeuler BC. Trainer war erneut Jan Seifert, unter dessen Fittichen er schon bei Dynamo gestanden hatte. "Jan ist ein feiner Trainer. Er hat sehr viel Geduld mit mir gehabt", sagt Schöne. Hüftprobleme verhinderten aber einen regelmäßigen Einsatz. Er wechselte nach Heidenau, legte aber dann wegen erneuter Verletzungen eine Pause ein: "Ich widmete mich meiner Arbeit, hatte den Profifußball längst ad acta gelegt. Es gibt ein Leben vor dem Unfall - das Leben bei Dynamo, und ein Leben nach dem Unfall."

Seit vier Jahren spielt Schöne nun wieder in Radebeul. Ein komplizierter Handwurzelbruch, ein Muskelbündelriss mit großem Hämatom am Oberschenkel, sowie weitere Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. "Aber, so makaber das auch klingen mag, ich habe schon Schlimmeres überstanden. Ich habe kämpfen gelernt. Jeder Tag geht bei null los und ich gebe Vollgas."

Ab und zu sieht man den langen Stürmer auch im DDV-Stadion. "Man kennt ja noch viele Funktionäre in und um den Verein", sagt er. Frei nach dem Motto: Einmal Dynamo, Immer Dynamo!