Dynamos Stadionname: Wer war eigentlich Rudolf Harbig?

Dresden - Diese Abstimmung bewegt die Dresdner: "Dynamo-Stadion" oder "Rudolf-Harbig-Stadion" - der Ball liegt jetzt bei den Fans!

Rudolf Harbig (1913-1944) war ein überragender Leichtathlet und Lauf-Idol. Die Aufnahme zeigt den Dresdner 1938 im Berliner Olympiastadion. Auf seinem Trikot das NS-Symbol des Reichsadlers mit Hakenkreuz.
Rudolf Harbig (1913-1944) war ein überragender Leichtathlet und Lauf-Idol. Die Aufnahme zeigt den Dresdner 1938 im Berliner Olympiastadion. Auf seinem Trikot das NS-Symbol des Reichsadlers mit Hakenkreuz.  © Lothar Rubbelt/Ullstein Bild

Schon 25 000 haben im Internet ihre Stimme abgegeben, nachdem der bisherige Namensgeber des Stadions, die DDV-Mediengruppe (u.a. MOPO, TAG24), den Weg frei gemacht hatte.

Noch bis morgen Mittag können Sie votieren! In seiner Historie war das Stadion schon zwei Mal nach dem Dresdner Rudolf Harbig (1913-1944) benannt - doch wer war der legendäre Lokalmatador überhaupt?

Rudolf Harbig war die größte deutsche Laufhoffnung, bis ihm der Zweite Weltkrieg Karriere und Leben nahm.

Er wurde in Löbtau geboren, wuchs am Wilden Mann auf, schloss eine Lehre als Stellmacher ab. Arbeitete aus Existenznot dann als Berufssoldat, später als Gasableser.

Erst mit 20 Jahren begann 1934 seine Läuferkarriere, als er einen Amateurlauf im Heinz-Steyer-Stadion gewann.

Harbig spurtete mehrmals zum Deutschen Meister, holte 1936 Olmypia-Bronze (4x400 Meter Staffel), hielt sogar drei Weltrekorde gleichzeitig (400, 800, 1000 Meter). Er galt als Goldfavorit, doch wegen des Krieges fielen die Olympischen Spiele 1940 aus. Harbig wurde wie viele andere Spitzensportler in die Wehrmacht eingezogen. Harbig kämpfte als Fallschirmjäger an der Ostfront, wo er 1944 fiel.

Ulrike Harbig (75) mit einem Bild ihres Vaters. Ihre Stimme hat sie bereits abgegeben.
Ulrike Harbig (75) mit einem Bild ihres Vaters. Ihre Stimme hat sie bereits abgegeben.  © Klaus-Dieter Brühl

"Bis heute ist nichts aufgetaucht, was belegen würde, dass er glühender Nationalsozialist war", sagt FDP-Stadtrat und Dynamo-Experte Jens Genschmar (49).

Linken-Stadtrat Tilo Wirtz (51): "Es gibt keine Belege für eine aktive politische Betätigung Harbigs im Nationalsozialismus."

Vorgeworfen werden müsse ihm aber sein Eintritt 1937 in die NSDAP. Auch habe er mehrere hohe Wehrmachtsauszeichnungen erhalten und war Mitglied der an die SA angegliederte "Dresdner Bergsteigertruppe".

Damit berge eine Würdigung Harbigs "die Gefahr des Missbrauchs und der Missdeutung durch Neofaschisten", so Wirtz.

Würdigungen gab es dennoch zuhauf: Straßenbenennungen, Briefmarke, Gedächtnispreis, das Dresdner Stadion trug zwei Mal seinen Namen.

Stimmen Sie im Internet (www.unser-stadionname.de) ab, ob Harbig den Namens-Hattrick holt. Seine Tochter Ulrike Harbig (75), die heute in Gröditz lebt, hat es schon getan: "Die Abstimmung finde ich super", sagt sie. Am Sonnabend wird der neue Stadionname vorm Spiel gegen den Hamburger SV verkündet.

Eingeweiht als "Dresdner Kampfbahn"

Wie soll das DDV-Stadion künftig heißen? Bis Freitag, 12 Uhr können Sie noch abstimmen.
Wie soll das DDV-Stadion künftig heißen? Bis Freitag, 12 Uhr können Sie noch abstimmen.  © Imago

1923 wurde das erste Stadion als "Dresdner Kampfbahn" am heutigen Standort eingeweiht, 1937 nach ihrem Stifter in "Ilgen-Kampfbahn" umbenannt.

1951 erhielt die Stätte den Namen "Rudolf-Harbig-Stadion" - eine Würdigung des Dresdner Läufer-Idols.

Doch 1972 verbannte das SED-Regime still und heimlich den Namen "Rudolf Harbig", bis 1990 wurde die Stätte einfach "Dynamo-Stadion" genannt.

"Es gab keine offizielle Umbenennung. Der Schriftzug wurde einfach entfernt", sagt Dynamo-Buchautor Jürgen Schwarz (60).

"In der Zeitung hieß es vom einen auf den anderen Tag plötzlich Dynamo-Stadion. Einer der Gründe war sicher, dass Harbigs Tochter Ulrike in den Westen geflohen war."

Nach der Wende dann 1990 die Umbenennung in "Rudolf-Harbig"-Stadion, die anders als 1972 ganz offiziell erfolgte.

Nach dem Neubau des Stadions (2009 eingeweiht) hieß es dann nach dem Sponsor "Glücksgas-Stadion" (2010-2014). Zwei weitere Jahre einfach "Stadion Dresden" und seit 2016 "DDV-Stadion".

1990 wurde das "Dynamo-Stadion" wieder in "Rudolf-Harbig-Stadion" umbenannt.
1990 wurde das "Dynamo-Stadion" wieder in "Rudolf-Harbig-Stadion" umbenannt.  © picture alliance/ZB