Stadionsprecher sorgt für Sex-Eklat beim Eishockey-Derby

Kassels Torhüter Markus Keller in Frankfurt. Rechts hinten sieht man noch einen Teil der Werbung
Kassels Torhüter Markus Keller in Frankfurt. Rechts hinten sieht man noch einen Teil der Werbung  © Eibner-Pressefoto

Kassel/Frankfurt - In diesem Derby ist ohnehin Feuer, doch nun ist aus einem kleinen Flämmchen ein Flächenbrand entfacht: In der zweiten Eishockey-Liga, der DEL2, geht es im Halbfinale zwischen den Kassel Huskies und den Löwen Frankfurt gerade richtig zur Sache. Und das nicht nur auf dem Eis!

Denn am Dienstag kam es in Frankfurt bei Spiel drei zum richtigen Eklat: Der Stadionsprecher der Löwen, Rüdiger Storch, stellte den gegnerischen Torhüter Markus Keller (27) mit den Worten vor: "Der Torwart der Kassel Huskies - präsentiert von unserem Partner Orion - Markus Keller."

Pikant: Orion ist ein Erotik- und Sexshop. So weit so gut, wäre nicht vor einiger Zeit ein Sex-Filmchen von Keller mit seiner Freundin im Internet aufgetaucht.

Zwar übertrug der Torhüter den intimen Akt auf einer Plattform offenbar tatsächlich live und in Farbe, doch normalerweise kann sich den Streifen dann nach Ende keiner mehr anschauen. Offenbar hat jemand aber das Video unerlaubterweise gespeichert und später erneut im Netz hochgeladen.

Kassel-Trainer Rico Rossi (mir erhobenem Finger) regt sich über Frankfurts Stadionsprecher Rüdiger Storch (ganz links) auf.
Kassel-Trainer Rico Rossi (mir erhobenem Finger) regt sich über Frankfurts Stadionsprecher Rüdiger Storch (ganz links) auf.  © Eibner-Pressefoto

Dass Frankfurt nun Keller ausgerechnet mit einem Sexshop präsentierte, empfindet Kassel natürlich als bewusst gewählte Provokation. "Aus Sicht der Kassel Huskies hat Rüdiger Storch mit dieser unprofessionellen Aussage die Grenzen des guten Geschmacks und des Fair Plays im Sport deutlich überschritten und eine Privatsache bewusst und mit voller Absicht zur öffentlichen Angelegenheit gemacht. Die Aussage von Rüdiger Storch ist eine Provokation, die in ihrer medialen Ausbreitung ein schlechtes Licht auf die Kassel Huskies, viel mehr aber noch auf die DEL2 wirft und an Peinlichkeit kaum zu überbieten ist", hieß es in einer Stellungnahme der Huskies auf ihrer Homepage.

Nach dem Eklat beantragte Kassel die Sperre von Storch, allerdings ist unklar, ob es überhaupt zu Spiel fünf in Frankfurt kommt, denn Kassel liegt in der best-of-seven-Serie bereits mit 0:3 hinten und kann bei einer erneuten Niederlage am Freitag im eigenen Huskies-Stadion ausscheiden.

Doch eine bessere Motivation für das Spiel hätte Frankfurt den Huskies wohl nicht liefern können, denn das Team steht hinter seinem Goalie, die Spieler sind stinksauer. Da es in dem Hessen-Derby ohnehin heiß hergeht, möchte man sich gar nicht ausmalen, welche Schärfe am Freitag in der Partie sein wird.

Zudem kam es laut der Huskies bereits in der vergangenen Saison zu Vorfällen mit Storch: "Da dies nicht der erste Zwischenfall mit dem Stadionsprecher der Löwen Frankfurt ist – bereits in der vergangenen Saison reichten die Huskies eine Zusatzmeldung ein, als Storch die Huskies-Spieler mit weiblichen Vornamen vorstellte – erwarten die Huskies eine dementsprechende Reaktion der Löwen Frankfurt sowie der Liga. Neben einem bis auf Weiteres gültigem Stadionverbot gegen Rüdiger Storch lassen die Kassel Huskies sowie Markus Keller rechtliche Schritte gegen den Frankfurter Stadionsprecher prüfen", heißt es auf der Homepage.

Übrigens hat Frankfurt unterdessen die Sperre von Kassels Trainer Rico Rossi beantragt, der nach dem Eklat dem Stadionsprecher gedroht haben soll. Im schlimmsten Fall kann Rossi am Freitag nicht hinter der Bande stehen.

Update, 17:14: Die DEL2 hat den Sprecher für ein Spiel gesperrt, vier zur Bewährung ausgesetzt. Der Trainer von Kassel muss eine Geldstrafe zahlen. Das Urteil im Wortlaut:

Rüdiger Storch, Stadionsprecher des DEL2-Clubs Löwen Frankfurt, wurde mit einem Tätigkeitsverbot für fünf Meisterschaftsheimspiele der Hessen belegt. Davon sind allerdings vier Partien zur Bewährung bis Ende 2017 ausgesetzt. Zudem wurde gegen die Löwen selbst eine Geldstrafe verhängt.

Nach Ansicht der Ligagesellschaft handelte Storch eigenmächtig, provozierend, unsportlich und respektlos, als er beim Playoff-Halbfinale zwischen Frankfurt und den Kassel Huskies (4. April) den Gäste-Torhüter bei der Mannschaftsvorstellung bewusst in Zusammenhang mit einem privat gedrehten Video brachte.

Gemäß der Richtlinie der DEL2 ist der Stadionsprecher Neutralität und Sachlichkeit verpflichtet. Dem wurde er im Rahmen der Vorstellung der Start-Aufstellung nicht gerecht. Da die Löwen Frankfurt für das Handeln ihres Stadionsprechers verantwortlich sind, wurde gegen sie zusätzlich eine Geldstrafe verhängt.

Zugleich wurde der Trainer der Huskies, Rico Rossi, mit einer Geldstrafe belegt, weil er Storch als Mitglied des offiziellen Kampfgerichtes in der ersten Drittelpause verbal angegriffen hatte.