Drei verrückte Erfindungen aus Sachsen

Erfindungsreiche Sachsen ...
Erfindungsreiche Sachsen ...

Von Eric Hofmann

Sachsen - „Mir Sachsen, mir sin helle!“ Der Freistaat gilt schon lange als das Land der Erfinder - denkt nur an den BH, den die Dresdnerin Christine Hardt bereits 1899 mit der damals wohlklingenden Beschreibung „Frauenleibchen als Brustträger“ beim Kaiserlichen Patentamt anmeldete.

Ob Bierdeckel, Filtertüte, Odol-Mundwasser oder Teebeutel - viele dieser genialen Ideen waren auch wirtschaftlich ein großer Erfolg. Andere machten einfach nur das Leben schöner. Toll (und beruhigend):

Das „Tüfteln“ hört nicht auf! Hier stellen wir Ihnen drei Neuigkeiten vor, die Sie so bestimmt auch noch nicht kennen. Viel Vergnügen beim Staunen!

Raketenforscher plant Weltraumprogramm für Sachsen

Olaf Przybilski (55), Forscher an der TU Dresden und Chef des 100-qm-Raketenzentrums „Rudolf Nebel“ auf dem Flugplatz in Großenhain.
Olaf Przybilski (55), Forscher an der TU Dresden und Chef des 100-qm-Raketenzentrums „Rudolf Nebel“ auf dem Flugplatz in Großenhain.

Großenhain - Dieser Sachse will ganz hoch hinaus: Im Augenblick forscht Olaf Przybilski (55) für die TU Dresden an einer kleinen Rakete, doch mit seiner eigenen Firma will der Wissenschaftler ein Weltraumprogramm in Sachsen starten.

Fünf, vier, drei, zwei, eins: Schon dröhnte ohrenbetäubender Lärm über den Großenhainer Flugplatz. 115 Dezibel bringt die zwei Meter lange Antriebsflamme mit sich. „Wir haben eine Keramikbrennkammer getestet“, sagt Przybilski, Forscher an der TU Dresden und Chef des 100-Quadrat-Meter-Raketenzentrums „Rudolf Nebel“ in Großenhain. Die Kammer ist ein Baustein zur sächsischen Rakete Mira, die noch dieses Jahr starten soll. Im

Gegensatz zu anderen fliegt sie mit einem Gemisch aus Alkohol und Sauerstoff.

Doch diese Rakete wird nur der Anfang sein: „In den nächsten Tagen mache ich meine eigene Firma auf“, sagt Przybilski. „Die ,Sächsische Raketentechnik‘.“ Hier will der Forscher künftig größere Versionen der Mira bauen und verkaufen. „Bis zu 200 Kilometer können die fliegen“, sagt er. „Damit können Firmen, ohne Millionen auszugeben, im All forschen.“


Die Rakete die der Wissenschaftler mit seinen Studenten baut, darf aber nur maximal 1000 Meter hoch fliegen. Ein eigener Weltraumbahnhof fehlt Sachsen noch ...

Die Antriebstechnik für die Flüssigbrennstoffrakete wird in einer Keramikbrennkammer getestet.
Die Antriebstechnik für die Flüssigbrennstoffrakete wird in einer Keramikbrennkammer getestet.

Doch diese Rakete wird nur der Anfang sein: „In den nächste Tagen mache ich meine eigene Firma auf“, sagt Przybilski. „Die ,Sächsische Raketentechnik‘“.

Hier will der Forscher künftig größere Versionen der Mira bauen und verkaufen. „Bis zu 200 Kilometer können die fliegen“, sagt er. „Damit können Firmen ohne Millionen auszugeben im All forschen.“

Die Rakete die der Wissenschaftler mit seinen Studenten baut, darf aber nur maximal 1000 Meter hoch fliegen. Ein eigener Weltraumbahnhof fehlt Sachsen noch ...

Treppe war gestern Lausitzer erfand Turbine für Fische

Ingenieur Klaus Petrasch (58) aus Schmölln hat zwei tolle Ideen in einem Bauwerk vereinigt.
Ingenieur Klaus Petrasch (58) aus Schmölln hat zwei tolle Ideen in einem Bauwerk vereinigt.

Die Europäische Kommission hat‘s beschlossen: Alle Flüsse sollen fischfreundlicher werden. Nicht nur sauberer, sondern auch leichter zu beschwimmen, so die Forderung aus Brüssel.

Das Problem: Über 30.000 Wehre stehen den Fischen im Weg, sogenannte Fischtreppen sind aber teuer. Allerdings hat da jetzt ein Lausitzer Tüftler etwas gebastelt.

Bisher lief‘s für die Fische so: Wenn sie, wie zum Beispiel Forellen, in Richtung Quelle unterwegs waren, wurde an Wehre eine kleine Umleitung gebaut.

Über flache Stufen konnten die Fische dann am Hindernis vorbeispringen. Im Schnitt 75.000 Euro kostet so ein Bauwerk im Schnitt.

Die Pilotanlage steht in Wesenitz bei Großharthau. Sie hilft Fischen beim Klettern und erzeugt gleichzeitig noch Strom.
Die Pilotanlage steht in Wesenitz bei Großharthau. Sie hilft Fischen beim Klettern und erzeugt gleichzeitig noch Strom.

„Ein Festmahl für den Fischreiher“, sagt Bauingenieur Klaus Petrasch (58) aus Schmölln. „Aber Geld verdient man damit keins.“ Deshalb hat er nun ein Fischhebewerk gebastelt, das nicht nur dem Tier über die Mauer hilft, sondern auch noch Strom erzeugt.

„Ich wollte eigentlich für mich selbst eine Turbine hinterm Haus bauen“, sagt der Erfinder. „Dabei bin ich auf den Fischschutz aufmerksam geworden.“

Jetzt steht eine erste Pilotanlage an der Wesenitz in Großharthau - als neuartige Umleitung.

„Es ist im Grunde genommen eine Turbine in einem Becken“, erklärt Petrasch. „Der Fisch kommt durch ein Loch im Becken von unten ins Innere der Turbine.“ Der Clou ist, dass deren Blätter so konstruiert sind, dass das Tier nicht nur problemlos durchpasst, sondern auch durch die Strömung instinktiv auf den richtigen Weg gelotst wird.

108 Testfische haben es problemlos geschafft unten die Turbine hinein- und oben wieder herauszuschwimmen - und der Tüftler freut sich über die Auszeichnung „Land der Ideen“ vom Bundespräsidenten - und den Gewinn aus rund 28000 Kilowattstunden jährlich.

Kleister-Hubschrauber zähmt Staubwolken

Pilot Steffen Becher steuert seinen Heli über einen Mibrag-Tagebau und sorgt dabei für mehr Staubschutz.
Pilot Steffen Becher steuert seinen Heli über einen Mibrag-Tagebau und sorgt dabei für mehr Staubschutz.

Borna - Hubschraubereinsatz gegen Staubstürme: Weil in den Sommermonaten immer wieder dichte Kohlestaub-Wolken aus den Tagebauflächen über die Nachbardörfer wabern, wird der Kohledreck jetzt aus der Luft verkleistert.

Ein gelungener Waschtag gehörte für Hausfrauen in Deutzen und Lobstädt eher zu seltenen Ereignissen. Denn sobald ein wenig Westwind aufkam, waren Bettbezüge und Blusen in eine Staubschicht eingehüllt.

Damit der Kohlestaub und der Dreck am Boden bleibt, lässt der Bergbaubetrieb MIBRAG jetzt regelmäßig die Flächen verkleistern.

In der Box am Hubschrauber befindet sich ein Spezialgemisch, von dem bis zu 20 000 Liter auf einen Hektar versprüht werden.
In der Box am Hubschrauber befindet sich ein Spezialgemisch, von dem bis zu 20 000 Liter auf einen Hektar versprüht werden.

Pro Hektar werden bis zu 20.000 Liter eines Gemisches aus Zellulose, Holzfasermulch und einem organischen Bodenfestiger versprüht.

Die Oberfläche wird fester und bleibt trotzdem wasserdurchlässig. Peter Jolas, Umweltdirektor der MIBRAG: „Das Verfahren hat sich als wirksam bewährt und sorgt für mehr Staubschutz in den Nachbarkommunen.“

Mehr als 50 Hektar werden in diesen Tagen so verfestigt. Für den Herbst sind dann konventionelle Begrünungsmaßnahmen geplant.

Fotos: Eric Münch, Christian Suhrbier, dpa/Hendrik Schmidt