Erst Puff, jetzt Flüchtlingsheim: Dieser Mann kann!

Von Dominik Brüggemann

Mike Hacke (45) leitet die Erstaufnahmeeinrichtung an der Nöthnitzer Straße. Sie wird vom Deutschen Roten Kreuz betrieben
Mike Hacke (45) leitet die Erstaufnahmeeinrichtung an der Nöthnitzer Straße. Sie wird vom Deutschen Roten Kreuz betrieben

Dresden- Sein charismatischer Führungsstil ist ein Erfolg: Mike Hacke (45) leitet die Erstaufnahmeeinrichtung an der Nöthnitzer Straße, sorgt sich um 600 Flüchtlinge. Keine Gewalt, kaum Streitereien, die Bewohner grüßen freundlich auf Deutsch mit „Hallo“ oder „Guten Tag“. Doch was ist das Geheimnis des Chefs und seiner Helfer?

Die Flüchtlinge wohnen auf engstem Raum. Sie schlafen dicht an dicht, leben ohne Privatsphäre. Lagerkoller droht. Um hier Frieden zu wahren, hat Chef Hacke ihnen im Gespräch klargemacht: „Ihr seid wegen des Friedens nach Deutschland gekommen, also lebt auch in Frieden miteinander.“ Eine Trennung nach Nationen gibt es deshalb nicht. Ein Neuanfang für alle.

Für jedes Land hat er sich Dolmetscher gesucht, den Irak vertritt eine Frau.

Die Flüchtlinge leben dicht an dicht. Campleiter Hacke und die vielen Helfer sorgen trotzdem für ein entspanntes Zusammenleben.
Die Flüchtlinge leben dicht an dicht. Campleiter Hacke und die vielen Helfer sorgen trotzdem für ein entspanntes Zusammenleben.

„Jeden Morgen gibt’s ein Treffen, wir besprechen Neuigkeiten und Probleme.“ Zusätzlich hat er Deutschkurse organisiert, den Flüchtlingen klargemacht, dass sie Deutsch lernen müssen.

Hacke ist international bewandert, flog früher für Versicherungen in über 70 Länder, organisierte Patientenrücktransporte. „Das hat mir sehr geholfen, ich kann vielen Flüchtlingen aus ihrer Heimat erzählen. Das sorgt für Verständnis.“

Pikant: Zwei Jahre lang war Hacke Chef eines Puffs. Er führte 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leipziger Wasserturm GmbH - einem Bordell samt Gastrobereich, seinerzeit das größte Etablissement im Osten. „Ich muss sagen, ich hätte das Camp nie führen können, wenn ich nicht vorweg in den vergangenen Jahren diese leitende Erfahrung gesammelt hätte.“

Privat kann er abends abschalten. „Das habe ich in der Medizin gelernt. Ich relaxe beim Spazierengehen mit meinem Hund in der Dresdner Heide.“

Seinen Vertrag beim DRK hat er bereits verlängert, obwohl er ab Oktober anders geplant hatte.

„Hier werde ich gebraucht und die Dankbarkeit dafür zeigen mir die Leute jeden Tag. Das erleben mein Team und ich immer wieder.“

Im Bordell „Eros-Center“ in Leipzig war Campleiter Hacke einst für rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich.
Im Bordell „Eros-Center“ in Leipzig war Campleiter Hacke einst für rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich.
Die Turnhallen an der Nöthnitzer Straße sind seit Anfang August eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.
Die Turnhallen an der Nöthnitzer Straße sind seit Anfang August eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.
Die medizinische Versorgung im Camp an der Nöthnitzer Straße läuft geordnet.
Die medizinische Versorgung im Camp an der Nöthnitzer Straße läuft geordnet.
Tafeln mit deutschen Wörtern und Sprachkurse sollen den Flüchtlingen das Leben leichter machen.
Tafeln mit deutschen Wörtern und Sprachkurse sollen den Flüchtlingen das Leben leichter machen.

Fotos: Thomas Türpe, DRK Sachsen, Kerstin Kummer/Picture Point