Er rappt über "seinen Block": Straßen-Hymne für Espelkamp

Vom Dach hat man eine gute Sicht auf den Gabelweiher, der direkt am Haus liegt.
Vom Dach hat man eine gute Sicht auf den Gabelweiher, der direkt am Haus liegt.

Espelkamp - Jede Stadt braucht ihre eigene Hymne und jetzt hat auch Espelkamp eine! "Mein Block" heißt sie und stammt vom 27-jährigen MC AdiDasKind, Freunden besser bekannt als Adrian Tobias Jotter.

In seinem Block, dem Hochhaus im Gabelhorst 33, hat er selbst 20 Monate lang mit seiner Frau gelebt. Doch für ein Theologiestudium ging es nach England, deshalb entschied sich der gläubige Rapper für einen Abschiedssong. "Mein Block" wurde Anfang November bei YouTube hochgeladen und hat schon jetzt fast 5600 Aufrufe.

"Wenn man sich auf das Leben und die Menschen hier einlässt, kann es sehr schön sein. Wie eine eigene kleine Welt. Unsere Wohnung war top renoviert und die schönste und beste, die wir in ganz Espelkamp gefunden haben", erzählt er im Westfalen-Blatt.

Was dem 27-Jährigen am höchsten Haus im ganzen Kreis Minden-Lübbecke besonders gefiel, waren seine Nachbarn, die unterschiedlicher nicht hätten sein können: "Es gab eine syrische Familie, die hat mich sofort zum Tee eingeladen. Daneben gab es einen Junkie, den habe ich nach 20 Monaten das erste Mal gesehen."

Und genau darum geht es auch in "Mein Block": "Hier leben Junkies, Dealer und Omas. Iraner mit Deutschen, wo findet man so was?", rappt er.

Das Video zu "Mein Block" ist auf dem Dach des Hochhauses entstanden.
Das Video zu "Mein Block" ist auf dem Dach des Hochhauses entstanden.

Doch das Haus hat nicht nur gute Zeiten gesehen! Gerade weil es das höchste im Kreis ist, kommen Menschen "zum Springen" dorthin.

Auch Adrian selbst hat das schon erlebt: "Als ich nach Hause kam, waren noch Blutspuren im Hof. Die waren mit Sand bestreut worden." Das habe ihn verändert: "Sie haben mich noch intensiver über Leben und Tod nachdenken lassen", sagt er.

Da Suizid leider zur Geschichte des Hauses gehört, kommt es auch im Video vor, das auf dem Dach gedreht wurde: "Die Sonne im Osten geht auf und sie scheint auf den Platz vor dem Haus wo sich alles vereint. Polnisch und deutsch, Leben und Tod, denn alle paar Jahre springt einer in' Hof."

Adrian, der auch in Gottesdiensten rappt hat und im Video seinen Glauben durch eine Kreuz-Kette und ein "I love Jesus"-Shirt betont, wollte "seinen Block" von einer anderen Seite betrachten: "Das Hochhaus hat schon immer einen schlechten Ruf gehabt, dass ich gedacht habe: da musst du mal hin! So wie Jesus, der ist ja auch immer zu den Outsidern gegangen. Alle haben mich gewarnt: da musst du vorsichtig sein! Aber die Leute waren alle super nett!"

"Jeder den du kennst, kennt einen, der hier schon gewohnt hat", behauptet er. Und das scheint sich zu bewahrheiten! In den Kommentaren unter dem Video schrieb einer: "Würde ich nach Espelkamp zurück ziehen wollen, dann nur wieder in meine so geile Wohnung im 12. OG."

"Gabelhorst 33" scheint also besser zu sein als sein Ruf, warum sonst sollte man eine Hymne an das höchste Haus im Kreis richten?