Experten warnen: Deshalb ist die Elbe so gefährlich für Schwimmer!

Dresden - Auch am Tag nach dem tödlichen Badeunfall ist Dresden geschockt. Die Elbe erscheint selbst bei Niedrigwasser ruhig und harmlos. Doch Experten warnen: Die Elbe ist gefährlicher, als man denkt.

Dominic Lorenz (28) vom DLRG Dresden warnt vor dem Baden in der Elbe.
Dominic Lorenz (28) vom DLRG Dresden warnt vor dem Baden in der Elbe.  © Thomas Türpe

Gerade jetzt, bei Niedrigwasser, scheint die Elbe so ruhig und harmlos. Doch wer sich auch nur einen Schritt zu weit vorwagt, auf den lauern tödliche Gefahren. Sie haben am Sonntag dem kleinen Saddam (†10, TAG24 berichtete) das Leben gekostet.

Aber was macht die Elbe so gefährlich? Vor allem die träge Strömung in den Uferzonen verleiten zum Leichtsinn.

"Die mittlere Fließgeschwindigkeit liegt bei einem knappen Meter pro Sekunde", so Elke Kühne vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Dresden. Also etwa 3,5 Stundenkilometer, so "schnell" läuft ein gemächlicher Spaziergänger.

Doch zur Flussmitte kann der Grund schnell abfallen. Dort liegt die Fahrrinne für die großen Elbschiffe, Dampfer der Weißen Flotte etwa oder Frachter aus Tschechien.

Dort nimmt die Strömung rapide zu - vor allem an der Oberfläche, wie eine Grafik des Wasserstraßenamtes zeigt.

Ganz besonders gefährlich ist das Baden im Bereich von Brücken: Durch die Brückenpfeiler wird das Flussbett eingeengt, der Strom dadurch stärker.

Hinter den Pfeilern entstehen dann so genannte Strömungsschatten und es kommt zu Verwirbelungen, die Schwimmer unter Wasser ziehen und nicht mehr loslassen können. Schifffahrtsamtsleiter Klaus Kautz: "Deshalb ist das Baden 100 Meter ober- und unterhalb von Brücken in der Elbe verboten."

Letztlich ist die Elbe auch eine Wasserstraße. "Es kommt immer wieder vor, dass wir Badende sehen, die viel zu weit in den Fluss gehen. Das ist sehr gefährlich", so Lutz Peschel (55), Kapitän des Dampfers Leipzig.

Vor drei Jahren verschwand ein Badender (29) unter dem Bug des Dampfers "August der Starke". Zu Ostern 2016 starb ein Inder (24), der von der Strömung ergriffen worden war.

"Wir raten vom Baden an unbewachten Gewässern grundsätzlich ab", so Dominic Lorenz (28), Sprecher der DLRG Dresden.

Er rät: "Wer in die Strömung gerät, sollte Ruhe bewahren und versuchen, sich auf den Rücken zu legen."

Kalkuliertes Risiko: Beim jährlichen Elbeschwimmen sind Wasserretter immer zur Stelle.
Kalkuliertes Risiko: Beim jährlichen Elbeschwimmen sind Wasserretter immer zur Stelle.  © dpa/Matthias Hiekel
Die Elbe ist auch eine Wasserstraße: Sport- und Dampferschifffahrt können für Badende gefährlich werden.
Die Elbe ist auch eine Wasserstraße: Sport- und Dampferschifffahrt können für Badende gefährlich werden.  © Ove Landgraf
Diese Grafik zeigt, wie gefährlich die Elbe ist: In den Uferzonen (blau) ist die Strömung noch mäßig. Reißend wird es in der Mitte (rot). Wo die Elbe einen Bogen macht, entstehen gefährliche Wirbel.
Diese Grafik zeigt, wie gefährlich die Elbe ist: In den Uferzonen (blau) ist die Strömung noch mäßig. Reißend wird es in der Mitte (rot). Wo die Elbe einen Bogen macht, entstehen gefährliche Wirbel.  © WSA

Titelfoto: Thomas Türpe