Seit 25 Jahren! Professoren-Familie ist süchtig nach Lego!

Maik und Birgit Schenker mit ihren Söhnen. So ruhig wie hier sitzt die 
umtriebige Familie selten zusammen - es gibt halt immer was zu bauen.
Maik und Birgit Schenker mit ihren Söhnen. So ruhig wie hier sitzt die umtriebige Familie selten zusammen - es gibt halt immer was zu bauen.

Glauchau - "Diese Spielzeug-Steine können Sie süchtig machen und Ihr Leben und das Ihrer Lieben völlig umkrempeln!" - Solch ein Warnhinweis fehlt üblicherweise auf Lego-Schachteln. Er wäre wohl nötig, wenn man die Auswirkungen des Spielzeugs auf eine Glauchauer Professorenfamilie betrachtet.

Sie sind längst Millionäre - zumindest was die Anzahl ihrer Lego-Steine betrifft. Bei Familie Schenker begann die Bausucht vor über 25 Jahren. Vater Maik - heute Professor für Versorgungs- und Umwelttechnik - kaufte damals vom ersten Westgeld ein Geschenk für seinen zweijährigen Sohn. Keiner ahnte, was dies einmal auslösen sollte.

Auch Mutter Birgit wurde vom Bauwahn angesteckt - die beiden Söhne David und Tim sowieso. Die Familie baut komplette Themenwelten: Flughäfen, Städte, Burgen, Stadien, Eisenbahnen und vieles mehr. In der deutschen Lego-Bastlerszene räumen die Schenkers aufgrund ihrer Fingerfertigkeit und Kreativität regelmäßig Preise ab.

Und dabei gilt eine eiserne Regel. Maik Schenker: "Es besteht alles aus originalen Legosteinen. In der Szene wäre es verpönt, wenn irgendein Teil getürkt oder selbst gebastelt wäre." Weil Schenker’sche Werke dennoch so lebensnah wirken, gelten die Macher bei ihren Fans als Künstler.

Hier wuchs zusammen, was zusammengehörte: Die (West-)Berliner 
Gedächtniskirche steht - dank Lego - 
gleich neben dem Roten Rathaus (Osten).
Hier wuchs zusammen, was zusammengehörte: Die (West-)Berliner Gedächtniskirche steht - dank Lego - gleich neben dem Roten Rathaus (Osten).

Vor allem in der Heimatstadt Glauchau. Dort gestalten sie seit 2000 jedes Jahr eine neue Ausstellung. Der Bürgermeister höchstpersönlich eröffnet sie immer einen Tag vor dem Weihnachtsmarkt - bereits zwei Stunden vorher bildet sich die Schlange am Eingang.

Besonders in der Adventszeit ist die "Volkskunst" der Professoren-Familie gefragt. Neben der Ausstellung in Glauchau (inzwischen beendet!) laufen zwei weitere in den Stadtmuseen von Eilenburg (bis 3. März) und Auerbach (bis 26. Februar 2017).

Auerbachs Museums-Chefin Regina Meier beobachtete den Aufbau: "Es war beeindruckend und hochprofessionell. Vier Leute packten die Gebäude aus und setzten sie millimetergenau aneinander - jeder Handgriff saß und jeder wusste, was zu tun ist." In gerade einmal fünf Stunden wurden eine Eisenbahnlandschaft mit dem Bahnhof Bonn, ein Flughafen und eine Szene aus Berlin aufgebaut.

Allein das Rote Rathaus besteht aus über 40.000 Steinen! Dazu kommt noch das Hotel Adlon, die Gedächtniskirche und ein fröhlicher Weihnachtsmarkt. Maik Schenker: "Den Fernsehturm haben wir auch einmal gebastelt, aber er war mit seinen zwei Metern Höhe nicht so stabil und musste an der Decke befestigt werden." Immerhin hatte man bewiesen, dass man die Kugel tatsächlich nachbauen kann.

Auch für die beiden Söhne David (27) und Tim (24) - sie leben inzwischen in Dresden und Chemnitz - ist die Faszination der bunten Klötzchen noch immer aktuell. David: "Ich setzte mich abends lieber vor die Steine als vor den Fernseher."

Dass er seine Familie süchtig gemacht hat, bereut der Professor aber nicht. Maik Schenker: "Es ist ein großes Geschenk, wenn man einen Hobby-Spleen an die Kinder weitergeben kann. Wir haben da eine eigene Sprache entwickelt und eine gemeinsame Plattform, uns auszutauschen." Und schon werden die nächsten Projekte geplant.

Der Berliner Fernsehturm geriet etwas instabil, wurde (fast unsichtbar) an 
der Decke befestigt. Sicher ist sicher.
Der Berliner Fernsehturm geriet etwas instabil, wurde (fast unsichtbar) an der Decke befestigt. Sicher ist sicher.
Seit 25 Jahren ist Familie Schenker schon süchtig nach den kleinen bunten Bausteinen.
Seit 25 Jahren ist Familie Schenker schon süchtig nach den kleinen bunten Bausteinen.