Ex-Dynamo-Geschäftsführer Köster: "Ich war denen einfach zu mächtig"

Bei den Dynamo-Fans genossen Volkmar Köster
und sein Dresden-Spruch Kultstatus.
Bei den Dynamo-Fans genossen Volkmar Köster und sein Dresden-Spruch Kultstatus.  © Lutz Hentschel

Großkoschen - Nicht viele können von sich behaupten, etwas wirklich Bleibendes geschaffen zu haben. Und sei es nur ein Spruch wie dieser: „Dresden ist anders!“

Simpel, genial, treffend. Geprägt hat ihn Volkmar Köster, von 1999 bis 2007 Geschäftsführer der SG Dynamo Dresden. Acht Jahre in schwarz-gelben Diensten, acht Jahre in einer der verrücktesten Epochen dieses Vereins. „Acht Jahre und einen Tag“, korrigiert der heute 56-Jährige.

Und an diesen, seinen letzten Tag in Dresden kann er sich noch genau erinnern. „Es war Freitag, der 13., 2007. Ich war früh aus dem Trainingslager der Mannschaft zurückgereist und hatte schon einen Tipp bekommen, dass etwas vor sich geht, was mich betrifft.“ Dem war auch so. Die Aufsichtsräte Jens Heinig und Thomas Mulansky verkündeten ihm, dass er seinen Schreibtisch räumen solle. „Ich hatte eine Stunde Zeit zusammenzupacken. Und ich wollte mich wenigstens von meinen Mitarbeitern verabschieden, was mir aber untersagt wurde.“ Er tat es trotzdem.

Nur eine Episode von vielen. Zwischen Aufsichtsrat und Hauptgeschäftsführer hatten sich über einen längeren Zeitraum Spannungen aufgebaut, mehrere Lager im Verein waren zerstritten, die Fronten verhärtet. Köster fasst es so zusammen: „Ich war denen einfach zu mächtig.“ Auch fehlerlos nicht. Wer ist das schon.

Aus heutiger Sicht war es für ihn ein Glückstag. „Ich blicke nicht mit Groll oder Zorn zurück. Im Gegenteil.

Zehn
Jahre
her:
Volkmar
Köster
(r.) im
Interview
mit
Morgenpost-Redakteur

Dirk Lö-
pelt am
Strand
von Side.
Zehn Jahre her: Volkmar Köster (r.) im Interview mit Morgenpost-Redakteur Dirk Lö- pelt am Strand von Side.

Die haben mich befreit. Ich muss denen dankbar sein, denn allein wäre ich aus diesem Hamsterrad und aus der privaten Haftung nie rausgekommen.“ Nach einigem Hin und Her bekam er einen Aufhebungsvertrag. Sein „Persilschein“, wie er es nennt. Über Jahre war Köster täglich von Großkoschen, einem Ortsteil von Senftenberg, in die Landeshauptstadt gependelt.

Anfangs vor allem, um Not und Elend zu verwalten. Der Verein war sportlich wie wirtschaftlich am Ende. Den Insolvenzantrag habe er immer griffbereit gehabt. Selbst nach dem Aufstieg in die 2. Liga unter Christoph Franke wurde es nicht viel besser.

Am Ende der Sommertransferfrist 2005 wurde Klemen Lavric für eine Million Euro nach Duisburg verkauft. Unsere Lebensversicherung. Aber wir hatten die Wahl Wahl zwischen Pest und Cholera, zwischen Insolvenz und Abstieg."

Später musste er Franke entlassen. Dennoch besteht noch heute freundschaftlicher Kontakt. Während seiner gesamten Dresdner Zeit bewahrte sich Köster stets ein gewisses Misstrauen gegenüber diesem oft schmutzigen Profigeschäft, seine Nonchalance verlor er dabei nie. Daran hat sich nichts geändert. Heute ist er sein eigener Herr, betreut als „Netzwerker“ 86 Firmen, betreibt seit fünf Jahren die Seesporthalle, nur ein paar Meter von seinem Haus entfernt, in dem er mit seiner Frau Christine lebt, direkt am Senftenberger See. Er organisiert Trainingslager für Mannschaften verschiedenster Sportarten.

„80 Prozent davon ist Nachwuchs. Die sechs Wochen im Sommer 2018 sind bereits restlos ausgebucht.“ Also, er hat gut zu tun, kann davon leben. Und macht das vor allem gern. „Um nichts in der Welt würde ich zurückkommen“, sagt er und meint damit nicht Dynamo im Speziellen. Eher so: „Ich bin von dieser Vereinsmeierei geheilt.“

Und bei sich angekommen. Privat läuft alles und wird sogar noch besser. Seine Töchter Andrea (34) und Michaela (33) kehren nach acht Jahren in Österreich in die Heimat zurück. Dann sieht er auch seine beiden Enkel wieder öfter. Alles gut also im Hause Köster.

Volkmar Köster zeigt eine Collage,
die ihm die Dynamo-Ultras
schenkten. Auch, weil er sich für
ihre Pyro-Show zum Giraffen-Abschied
eingesetzt hatte
Volkmar Köster zeigt eine Collage, die ihm die Dynamo-Ultras schenkten. Auch, weil er sich für ihre Pyro-Show zum Giraffen-Abschied eingesetzt hatte
Volkmar Köster (l.) entließ Trainer
Christoph Franke im Dezember
2005. Trotzdem blieben beide
freundschaftlich verbunden.
Volkmar Köster (l.) entließ Trainer Christoph Franke im Dezember 2005. Trotzdem blieben beide freundschaftlich verbunden.  © Lutz Hentschel