Großkreutz stürzt offenbar über Bordell-Besuch mit Jugendspielern

Mit Tränen in den Augen beendete Kevin Großkreutz am Freitag in Stuttgart seine Karriere.
Mit Tränen in den Augen beendete Kevin Großkreutz am Freitag in Stuttgart seine Karriere.  © DPA

Stuttgart - Mit tränenerstickter Stimme hat Kevin Großkreutz am Freitag (28) vorerst seine Fußball-Karriere beendet (TAG24 berichtete). Was viele zum Zeitpunkt der Pressekonferenz beim VfB Stuttgart noch nicht wussten: Nicht nur die Schlägerei wurde dem Weltmeister von 2014 offenbar zum Verhängnis und führte zum Rauswurf beim Tabellenersten der zweiten Bundesliga.

Denn wie die Bild berichtet, soll der Verteidiger zusammen mit einigen U17-Spielern des Vereins ein Bordell besucht haben. So habe er in der Nacht zu Dienstag zunächst auf einer Oberstufen-Party im "Perkins Park" gefeiert und sei anschließend mit drei Jugendspielern und einem Freund) zum Burger King gefahren.

Von da aus soll die Gruppe ins Laufhaus "Madelaine" (Bordell) gefahren sein. Ein Zeuge will gesehen haben, wie Großkreutz gegen 1.45 Uhr aus dem Puff kam.

Nur eine Viertelstunde später soll es dann zu dem folgenschweren Streit in der Nähe des Bordells gekommen sein, bei dem Großkreutz übel zusammengeschlagen wurde und offenbar noch froh sein kann, dass er lebt, wie er selbst bei der Pressekonferenz am Freitag mit den Worten "Ich bin froh, dass ich überhaupt hier bin", zugab.

Großkreutz rang immer wieder nach Fassung.
Großkreutz rang immer wieder nach Fassung.  © DPA

In nur einer Nacht hat Großkreutz damit alles verloren. Wie seine Familie, vor allem Freundin Caro, die im Dezember mit Leonie das erste gemeinsame Kind zur Welt gebracht hatte, reagiert, ist unklar. Der Fußball-Profi hatte beim Pressegespräch ausdrücklich darum gebeten, ihn und seine Familie nun in Ruhe zu lassen.

Der VfB ist erleichtert, dass der Spieler keine langfristigen gesundheitlichen Schäden davongetragen habe, teilte der Club mit. Die Vorgänge konnten "aus Sicht des VfB Stuttgart nicht folgenlos bleiben", sagte Sportvorstand Jan Schindelmeiser.

Details aus den Gesprächen mit Großkreutz und dessen Berater nannte er nicht. Darüber wurde Stillschweigen vereinbart. "Gerade die Spieler der ersten Mannschaft haben eine besondere Vorbildfunktion für den Verein im Allgemeinen und unsere Jugendspieler im Besonderen", sagte Schindelmeiser. "Dieser Rolle ist er nicht gerecht geworden." Großkreutz wisse, dass er "großen Mist gebaut hat".

Nach dem Abstieg mit dem VfB im Sommer hat der Absturz des Weltmeisters eine neue Dimension erreicht. Schon in der Vergangenheit haben ihm private Vorfälle zu schaffen gemacht. Zu seiner Glanzzeit bei Borussia Dortmund wurden ihm die weitgehend verziehen. Der VfB Stuttgart braucht für den angestrebten Aufstieg in die Bundesliga Ruhe und hatte jetzt genug. Das Sportliche war aber vor dem Spitzenspiel bei Eintracht Braunschweig am Montag kein Thema.

Ein Bild aus guten Zeiten: Großkreutz wurde mit dem BVB Pokalsieger und Deutscher Meister.
Ein Bild aus guten Zeiten: Großkreutz wurde mit dem BVB Pokalsieger und Deutscher Meister.  © DPA

Beim BVB war Großkreutz unter Trainer Jürgen Klopp eine der Identifikationsfiguren schlechthin.

Schon als Jugendlicher fieberte der heute 28-Jährige auf der legendären Südtribüne des Dortmunder Stadions mit und schaffte später den Sprung vom Fan zum Fußballprofi. Auch sportlich überzeugte er: Als Teamplayer, den seine Trainer auf verschiedenen Positionen bringen können, stieg er auf bis zum deutschen Meister und Pokalsieger - und 2014 zum Weltmeister.

Frühere Vorfälle hielten den VfB im Winter 2016 nicht davon ab, Großkreutz zu verpflichten. Zum Beispiel der angebliche Dönerwurf 2014 in der Kölner Innenstadt oder die Pinkelaffäre wenig später, als er im Anschluss an das gegen Bayern München verlorene DFB-Pokalfinale in der Lobby eines Berliner Hotels volltrunken uriniert haben soll.

Unter Trainer Hannes Wolf war er Stammspieler. Fußballerisch überzeugte er zuletzt selten - auch weil er zwischenzeitlich verletzt war. Unter den VfB-Fans wird es sicher nicht wenige geben, die seinen Abgang bedauern.

Wegen seiner offenen Art, die er auch in den sozialen Netzwerken pflegt, war er stets beliebt. Auch Schindelmeiser betonte, wie wichtig ihm die menschliche Komponente sei. "Auch wenn der Vertrag aufgelöst wurde, ist er noch immer unser Junge." Großkreutz hofft auf eine Einladung zur angepeilten Aufstiegsfeier.

Titelfoto: DPA