Gerhard Schöne entschuldigt sich bei allen Jules

Reporter Ronny Klein mit dem Künstler beim Morgenkaffee im „Elbsalon“.
Reporter Ronny Klein mit dem Künstler beim Morgenkaffee im „Elbsalon“.

Dresden - Er ist der Mann, der Jule erfand. Das Mädchen, das müffelt, weil es sich nie wäscht. Jedes Kind der DDR konnte den Hit einst mitsingen.

Gerhard Schöne (63) hat seine Jule Ruhm und Bekanntheit beschert. Mittlerweile sind es 400 bis 500 Titel, die der Liedermacher geschrieben hat. „Genau weiß ich das gar nicht“, erzählt er beim Frühstück mit MOPO24.

Schöne stammt aus einer Pfarrersfamilie in Coswig, schreibt schon mit elf Jahren seine ersten Songs. Er lernt Korpusgürtler (eine Art Silberschmied), gibt nebenbei erste Konzerte.

Als er in der 1970er-Jahren als Briefträger der Post arbeitet, tritt er mit seinen Liedern auch im Fernsehen auf. „Das war schon ungewöhnlich, weil mich Leute plötzlich auf der Straße erkannt haben.

Meine Untermieterin, die früher immer mit dem Besen gegen die Decke klopfte, wenn ich Musik machte, strahlte mich nun immer im Treppenhaus freundlich an ...“

Gerhard Schöne ist als Sänger und Liedermacher noch immer gut im Geschäft.
Gerhard Schöne ist als Sänger und Liedermacher noch immer gut im Geschäft.

Populär wird Gerhard Schöne freilich vor allem durch seine zahlreichen Kinderlieder mit den ehrlichen, klaren Texten, eingängigen Melodien.

Seine Schallplatten belegen in der inoffiziellen Amiga-Verkaufsliste immer Spitzenplätze. Und auch nach der Wende erlebt er anders als andere Ostkünstler keinen Einbruch.

„Ich bin immer zweigleisig gefahren, habe auch Lieder für Erwachsene geschrieben. Und ich habe ein wirklich treues Publikum.“

Und noch immer ist der Mann mit der Mütze gut im Geschäft, spielt etwa hundert Konzerte im Jahr - in der ganzen Republik. „Ich arbeite gerade an einem neuen Programm, ein Tag im Leben eines Kindes.“

Apropos Nachwuchs: Gerhard Schöne ist sechsfacher Vater (eine Tochter aus erster Ehe). Seine fünf jüngeren Kinder (7-16 Jahre) chauffiert er jeden Tag von seinem Wohnort Meißen in die Dresdner Waldorfschule.

„Ich kenne das Klischee vom getanzten Namen, finde aber die Ausbildung dort sehr gut, behutsam und ohne den ganz großen Druck. Ich hatte selbst eine wunderbare Kindheit in Coswig.“

Und Jule? Die verfolgt den bekanntesten Liedermacher des Ostens bis heute. „Ich habe über die Jahre viele Briefe von Mädchen bekommen, die sich bitterlich darüber beschwert haben, dass ich ihren Namen verhunzt hätte. Ich habe mich sogar schriftlich bei ihnen entschuldigt. Denn eigentlich habe ich Jule nur ausgesucht, weil es sich auf Schule reimt ...“

Übrigens: Am Donnerstag, den 10. Dezember, gibt es beim Kauf einer Dresdner Morgenpost die CD "Könige aus dem Morgenland" dazu. Auf dieser singt Gerhard Schöne Weihnachtslieder für Kinder aus aller Welt.

Diese CD liegt am 10. Dezember der Dresdner Morgenpost bei.
Diese CD liegt am 10. Dezember der Dresdner Morgenpost bei.

Fotos: Steffen Füssel, dpa