Gnadenlos: Dresden kassiert Garagen-Gemeinschaft für Abriss ab

Dresden - Beim kommunalen Wohnungsbau drückt Dresden aufs Gas. So schnell wie möglich sollen 800 Sozialwohnungen entstehen. Doch auf neun Grundstücken stehen noch Garagen. Bei deren Abriss geht die Stadt teils wenig zimperlich mit den Besitzern um: Für den Rückbau sollen die jetzt auch noch zahlen.

Ist als Sozialbürgermeisterin für die neue Woba „WiD“ verantwortlich: Kristin Kaufmann (41, Linke).
Ist als Sozialbürgermeisterin für die neue Woba „WiD“ verantwortlich: Kristin Kaufmann (41, Linke).  © Holm Helis

Noch stehen an der Schaufußstraße an der Grenze zwischen Blasewitz und Striesen 55 Garagen. Ein Teil der einst wesentlich größeren Garagengemeinschaft ist bereits weg. Dort baute ein Investor.

"Der Umgang damals war fair. Pro Garage wurden 300 Euro Abrisskosten fällig. Das tat weh, war aber zu ertragen", so der stellvertretende Vorsitzende der Garagengemeinschaft, Frank Dobner (56).

Anders die Stadt: Ostern wurde der verbliebenen Gemeinschaft zum 30. Juni gekündigt. Als nächstens kam mit Datum 24. Mai die "Rechnung" für die Entsorgung der 55 Garagen: 52.250 Euro! "Zahlbar ohne Abzug bis zum 6. Juli", mahnt die Verwaltung. Die Stadt verlangt damit das Maximum des gesetzlich Erlaubten.

Frank Dobner ist entsetzt. "Von mir wird erwartet, dass ich innerhalb eines Monats pro Garage 950 Euro einsammle." Doch viele Mitglieder der Gemeinschaft sind alt, haben 1974 mit viel eigenem Schweiß "ihre" Garage gebaut. Dobner weiß um viele Härtefälle. "Ich mach das nicht. Ich treibe nicht von Armen knapp tausend Euro ein."

Diese Rechnung erhielt der Garagenvorstand.
Diese Rechnung erhielt der Garagenvorstand.  © Norbert Neumann

Politisch wird zudem ein Auftrag des Stadtrates missachtet. Der hatte im Mai die Verwaltung beauftragt, zu prüfen, "ob und wie eine Belastung der Garagenpächter mit Abrisskosten vermieden werden kann". Dobner: "Ich weiß, dass wir wegmüssen, doch die Abrisskosten sind zu hoch, das Zahlungsziel zu knapp."

WiD-Geschäftsführer Steffen Jäckel: "An diesem Garagenstandort ergibt sich für die WiD ein Anspruch auf hälftige Beteiligung an den Abbruchkosten."

Jäckel sieht zudem keine Spielräume: "Die WiD hat gegenüber dem Nutzer einen Anspruch auf Zahlung. Wenn diese Zahlung nicht geleistet wird, so ist der Anspruch entsprechend durchzusetzen."

Helfen könne nur die Stadt, welche die Kosten für den Abriss übernehmen müsste.

Kämpfen um einen sozial verträglichen Abriss ihrer Garagengemeinschaft: Frank (56) und Jeanette (49) Dobner.
Kämpfen um einen sozial verträglichen Abriss ihrer Garagengemeinschaft: Frank (56) und Jeanette (49) Dobner.  © Norbert Neumann
Diese 55 Garagen an der Kreuzung Kipsdorfer Straße/Schaufußstraße werden abgerissen.
Diese 55 Garagen an der Kreuzung Kipsdorfer Straße/Schaufußstraße werden abgerissen.  © Norbert Neumann