Gerichtsprozess nach Amputation: Wie kostbar ist eine Frauen-Brust?

Görlitz - Der Schock und die Panik müssen unermesslich gewesen sein: Nach der Operation stellt eine Patientin fest, dass eine Brust komplett amputiert wurde.

Viola Preuß, Richterin am Landgericht Görlitz.
Viola Preuß, Richterin am Landgericht Görlitz.  © dpa/Arno Burgi

Das war so mit dem Arzt überhaupt nicht abgesprochen. Sie verklagte jetzt das Klinikum und bekam 75.000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen. Das ist ihr allerdings viel zu wenig.

Eine attraktive Frau (41) musste sich vor sieben Jahren unters Messer begeben. Im Dresdner Diakonissenkrankenhaus hatte man einen größeren Knoten in ihrer Brust festgestellt.

Weil sie Wert auf ein ästhetisches Ergebnis legte, begab sie sich in die Hände eines bundesweit renommierten Spezialisten in Görlitz.

Doch der entschied sich während der Operation zur Amputation. Er begründete die radikale Maßnahme mit Verdacht auf Krebs.

Die Zivilkammer des Landgerichtes Görlitz bestellte einen Gutachter zu dem Eingriff. Ergebnis: Der Knoten war gutartig, die Amputation unnötig.

Nicht jeder Knoten in der Brust muss gleich Krebs sein. Dennoch gefährdet der Eingriff die sinnlich schöne Form.
Nicht jeder Knoten in der Brust muss gleich Krebs sein. Dennoch gefährdet der Eingriff die sinnlich schöne Form.  © imago/Science Photo Library

Das Klinikum Görlitz soll jetzt für den Arztfehler 75.000 Euro Schmerzensgeld und weitere Behandlungskosten zahlen. Die Vorsitzende Richterin Viola Preuß: "Bei der Patientin gab es beim Wiederaufbau der Brust erhebliche Komplikationen und weitere Operationen. Deshalb ist das Schmerzensgeld in dieser Höhe auch gerechtfertigt."

Allerdings erhoffte sich die Patientin 150.000 Euro und den erlittenen Verdienstausfall. Deshalb wird sich das Oberlandesgericht Dresden des Falles noch einmal annehmen müssen.

Die Gutachterstelle der Landesärztekammer untersuchte im vergangenen Jahr 234 vermutete Behandlungsfehler sächsischer Ärzte, bei 45 Fällen bestätigte sich der Verdacht.

"Jeder Behandlungsfehler ist ein Fehler zu viel", sagt Ärztekammer-Präsident Erik Bodendieck. "Denn hinter jedem Fehler steckt auch ein Schicksal." In Sachsen gab es 2017 über 32 Millionen ambulante und stationäre Behandlungsfälle.

Wo gearbeitet wird, passieren hin und wieder Fehler. Leider auch im Operationssaal.
Wo gearbeitet wird, passieren hin und wieder Fehler. Leider auch im Operationssaal.  © Foto: imago/Westend61

Titelfoto: imago/Science Photo Library, imago/Westend61, dpa/