Das traurige Schicksal von Hatice und ihrem Sohn: "Vor Monster geflohen, auf Ungeheuer getroffen"

Der kleine Ahmet hatte sein Leben noch vor sich.
Der kleine Ahmet hatte sein Leben noch vor sich.

Detmold - Nach seiner Festnahme in Hamburg ist der Tatverdächtige des Detmolder Tötungsdelikts nach Nordrhein-Westfalen gebracht und in Untersuchungshaft genommen worden.

Der 53 Jahre alte Nachbar der getöteten 24-Jährigen und ihres ebenfalls umgebrachten Sohnes habe am Freitag in einer Vernehmung Angaben zu den Tatvorwürfen gemacht, teilten die Ermittler mit.

Diese würden nun von der Mordkommission überprüft. Weitere Details nannten Polizei und Staatsanwaltschaft zunächst nicht.

Laut Obduktion kamen die türkischstämmige Bulgarin Hatice B. und ihr sechsjähriger Sohn Ahmet durch Stich- beziehungsweise Schnittverletzungen ums Leben. Die Tatwaffe ist vermutlich ein Messer.

Dem Deutschen werde Totschlag an der Frau und Mord an dem Kind vorgeworfen, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Junge umgebracht wurde, um die Tötung der Mutter zu vertuschen.

Thomas T. soll die beiden brutal ermordet haben.
Thomas T. soll die beiden brutal ermordet haben.  © Polizei Bielefeld

Der mutmaßliche Täter und die Opfer sollen sich gekannt haben. Die Hintergründe der Tat waren am Freitag aber weiter unklar. Der Verdächtige wurde in die Justizvollzugsanstalt Detmold gebracht.

"Thomas T. hat diffus über seine Flucht und die Tat geredet", wird Oberstaatsanwalt Christopher Imig in der Neuen Westfälischen zitiert. Die Leiche der Frau sei beim Auffinden bekleidet gewesen. Hinweise auf ein Sexualverbrechen haben sich bisher nicht ergeben.

Das wurde bisher nicht ausgeschlossen, da nach Angaben der Ermittler der 53-Jährige bereits wegen versuchten Mordes und Vergewaltigung sechs Jahre in Haft gesessen hatte.

"Ihr Schicksal ist wirklich herzzerreißend. Sie verließ ihren prügelnden Ehemann, um einem Mörder in die Hand zu fallen", erzählt der Detmolder Möbelunternehmer Mustafa Yilmaz gegenüber der Zeitung. Bei ihm arbeitete Hatice B. als Reinigungskraft.

Am Montag fand man die Leichen von Mutter und Sohn in ihrer Wohnung.
Am Montag fand man die Leichen von Mutter und Sohn in ihrer Wohnung.  © Andreas Eickhoff

"Sie hatte niemanden." Deshalb hätten sie ihr bei der Wohnungssuche geholfen und sie beim Gang zum Jugendamt unterstützt, so Yilmaz. Am Montag rief das Amt bei seinem Bruder, Caglar Yilmaz, an, weil die 24-Jährige zu einem Termin nicht erschienen war.

Als ein Mitarbeiter mit ihm gemeinsam zur Wohnung fuhr, fehlte jede Spur von den beiden. Ahmet sei außerdem nicht in der Schule gewesen, wie sich herausstellte. Am Kellereingang entdeckten sie mit Polizeibeamten dann Blutspuren.

"Dort lag der Hausschuh von Hatice in einer Blutlache", erinnert sich Yilmaz. Dann entdeckte man die Leichen von Mutter und Kind in ihrer Erdgeschoss-Wohnung. Blutspuren führten die Beamten dorthin.

Vermutlich ermordete Thomas T. die beiden also im Keller und zog sie anschließend zurück in die Wohnung. "Sie lief vor einem Monster weg und traf das nächste Ungeheuer." Hatice B. und ihr Sohn sollen in Bulgarien beigesetzt werden.