So lebt es sich wirklich im Knast

Falk Glaß in seiner Zelle in der JVA Hohenleuben. Das Zimmer teilt er sich mit fünf weiteren Häftlingen.
Falk Glaß in seiner Zelle in der JVA Hohenleuben. Das Zimmer teilt er sich mit fünf weiteren Häftlingen.

Hohenleuben - Hier wohnt niemand freiwillig: Umgeben von Mauern und Stacheldraht leben fast 280 Männer im abgewirtschafteten Hafthaus des Ostthüringer Gefängnisses Hohenleuben. Bis zu sechs Insassen teilen sich eine Zelle.

Schaut Falk Glaß (38) aus seinem Fenster, blickt er auf eine etwa vier Meter hohe Betonmauer mit Stacheldraht. Die Häuser dahinter sind für ihn im Moment so unerreichbar wie der Mond.

Das Fenster ist von außen mit einem Gitter versperrt - Glaß ist Häftling im Gefängnis Hohenleuben in Ostthüringen. Mit fünf weiteren Kriminellen teilt er sich „eine Bude“, wie er sagt, in dem 1981 fertiggestellten Plattenbau.

Glaß' Zelle hat die Nummer 225. Sechs Männer teilen sich hier etwa 40 Quadratmeter. Ausgestattet ist der Raum mit einfachen Betten, in der Mitte steht ein Tisch mit Stühlen, an der Wand ein Fernseher. Ihr weniges Hab und Gut haben die Bewohner in kleinen Schränken und Regalen verstaut.

Privatsphäre ist in dem Raum Fehlanzeige.

„Keiner ist es von draußen gewohnt, so lange mit fünf Leuten in einem Raum zu leben“, bekennt Glaß. „Da muss man sich arrangieren. Wer mal für sich sein will, kann sich ins Bad setzen“, schildert der 38-Jährige.

In der JVA Hohenleuben sind aktuell knapp 280 Gefangene untergebracht.
In der JVA Hohenleuben sind aktuell knapp 280 Gefangene untergebracht.

Er öffnet eine mit Pin-Up-Girls verzierte Metalltür. Dahinter ist ein schmaler Raum mit drei Waschbecken, einem Tisch mit mehreren Aschenbechern und der Toilette, die durch einen Vorhang etwas Rückzugsraum verspricht.

Der Alltag im Knast ist genau durchorganisiert. Zudem müssen Glaß und seine Zellengenossen jederzeit mit unangekündigten Kontrollen ihres Zimmers auf Drogen, Alkohol und Handys rechnen. Tagsüber arbeitet er in der Wäscherei, verdient dabei 1,50 Euro die Stunde.

„Arbeit ist wichtig, sonst vergeht die Zeit nicht.“ Nachmittags gebe es dann die Möglichkeit zum Hofgang und später Aufschluss - Gelegenheit mit anderen Häftlingen auf der Etage zu spielen, kochen, sprechen. Ab 21.30 Uhr ist Nachtruhe.

Im ostthüringischen Hohenleuben südlich von Gera sind aktuell knapp 280 Gefangene untergebracht, wie Vize-Gefängnisleiter Andreas Budan erklärt - Männer aus Thüringen und Sachsen, die erstmals eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren verbüßen. In einigen Jahren soll es von einem Neubau im sächsischen Zwickau ersetzt werden.

Bundesweit gibt es laut Statistischem Bundesamt 183 Gefängnisse mit fast 74.000 Plätzen. Anders als hier in Ostthüringen dominiert generell aber die Unterbringung in Einzelzellen mit einem Anteil von 74 Prozent.

Falk Glaß in einem vergitterten Flur in der JVA.
Falk Glaß in einem vergitterten Flur in der JVA.
Das Hafthaus der JVA ist in einem 1981 fertiggestellten Plattenbau untergebracht.
Das Hafthaus der JVA ist in einem 1981 fertiggestellten Plattenbau untergebracht.