Ist dieser kleine Mann der Pate von Leipzig?

In diesem Leipziger Asia-Markt firmierte die Untergrund-Bank als Reisebüro.
In diesem Leipziger Asia-Markt firmierte die Untergrund-Bank als Reisebüro.

Leipzig - Zollfahnder haben in Leipzig die Untergrund-Bank der Asia-Mafia ausgehoben. Offiziell firmierte die Firma Hamyson als Reisebüro.

Doch nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft schickte Inhaber Viet Ha L. (43) nicht Touristen, sondern über 16 Millionen Euro Schwarzgeld zum „Waschen“ auf die Reise.

Seine Komplizen sollen in den Cockpits der staatlichen Vietnam Airlines gesessen haben. Als Co-Pilot Tri N. am 18. November am Frankfurter Flughafen festgenommen wurde, entdeckten Zöllner in seinem präparierten Pilotenkoffer 95.000 Euro in bar.

Schwarzgeld, das der Vietnam-Airlines-Mann in der Boeing 777 nach Hanoi schmuggeln sollte.

Kein Zufallsfund! Schon seit Wochen waren sächsische Zollfahnder der großen Geldwäsche auf der Spur, überwachten Telefone, observierten Verdächtige.

Im Mittelpunkt: der mutmaßliche Mafia-Bankier Viet Ha L. Seit gestern steht er wegen Geldwäsche in 906 Fällen vor Gericht.

Egal ob hinterzogene Steuern, Einnahmen aus Produktpiraterie, illegale Glücksspielerlöse oder Drogengelder - asiatische Händler, Gastronomen und Kriminelle sollen in L.s Reisebüro ihr dreckiges Geld gewaschen haben.

Anklage: Mit seinem „Reisebüro“ wusch Viet Ha L. (li.) via Frankfurt und Hanoi 16,3 Millionen Euro Schwarzgeld.
Anklage: Mit seinem „Reisebüro“ wusch Viet Ha L. (li.) via Frankfurt und Hanoi 16,3 Millionen Euro Schwarzgeld.

Laut Anklage insgesamt 16,3 Millionen Euro! Und das ging so: Nach Erkenntnissen der Zollfahndung brachten die Kunden das Bargeld direkt zu L. ins Büro. Der Untergrund-Bankier soll dann zum Crew-Hotel von Vietnam Airlines nach Darmstadt gefahren sein.

Nach Erkenntnissen der Fahnder wurde die Kohle dort auf verschiedene Crew-Mitglieder aufgeteilt. Piloten, die offenbar weniger streng kontrolliert werden, sollen gegen Provision Beträge bis 100.000 Euro, Kabinenpersonal bis 10.000 Euro geschmuggelt haben.

In Hanoi soll das Geld dann über die von L.s Geschwistern geführte Hamyson-Niederlassung ausbezahlt oder als „sauberes“ Geld nach Deutschland rücküberwiesen worden sein. Pro Transfer behielt der Mafia-Bankier den Ermittlungen zufolge zwischen zwei und 12,5 Prozent der Schwarzgeldsumme als „Gebühr“ ein.

Bisher hat Viet Ha L. zu allen Vorwürfen geschwiegen. Das Gericht will bis Januar verhandeln.

Fotos: Seegers