"Muss man nackt ficken?": Fragebogen für Schulkinder erzürnt Eltern

Anschauungsmaterial im Sexualkundeunterricht!
Anschauungsmaterial im Sexualkundeunterricht!  © Julian Stratenschulte/dpa

Innsbruck - Aufregung um den immer wieder kritisierten Sexualkundeunterricht! In einer österreichischen Mittelschule wurde jetzt aber offenbar übers Ziel hinausgeschossen.

In einer Schule in Jenbach (östlich von Innsbruck) bekamen die Schüler jetzt einen Fragenkatalog. Darunter auch die elfjährige Tochter von Sandra Wallner, die ihr Unverständnis jetzt in der "Tiroler Tageszeitung" äußerte.

Zunächst zeigten Schulsozialarbeiter den Schülern Aufklärungsvideos. Soweit nichts ungewöhnliches. Doch danach wurde den Schülern ein Katalog mit 101 Fragen ausgehändigt, der der Redaktion im Original auch vorliegt.

Doch nicht die Standard-Fragen, wie beispielsweise "Was ist ein Kaiserschnitt?", "Wie lange sind Frauen schwanger?" oder "Was ist ein Samenerguss?" erzürnten die Mutter, sondern Fragen wie diese: "Muss man nackt ficken?", "Kann man mit dem Po oder Ohr Sex machen?" oder "Können Kinder schwul sein?"

Wallners Tochter hätte sich fast übergeben müssen, wie sie ihrer Mutter später erzählte. Und auch der ging's nicht sonderlich anders: "Als ich die Fragen gelesen habe, wurde mir übel. Das hat für mich mit Aufklärung nichts mehr zu tun. Niemand hat uns Eltern Bescheid gegeben, dass der Unterricht in dieser Form stattfindet."

Kinder werden auch in der Schule über die Sexualität aufgeklärt. (Symbolbild)
Kinder werden auch in der Schule über die Sexualität aufgeklärt. (Symbolbild)  © Christian Charisius/dpa

Die Fragen stammen offenbar aus dem Buch "Klär mich auf", welches bereits ab acht Jahren freigegeben wurde. Auch der Landesschulrat ist empört, findet Aufklärungsarbeit sei "nicht Aufgabe der Schulsozialarbeit". Außerdem seien die "Materialien, die aus Deutschland stammen, nicht für den Unterricht an einer österreichischen Schule vorgesehen."

Am Mittwoch sollen Gespräche folgen. Vor allem, so findet Psychologe Gerhard Nosko, sollen Eltern mit in die Aufklärung und die Thematik eingebunden werden. "Viele Eltern wollen nicht, dass ihnen das Thema der Aufklärung abgenommen wird. Wenn eine Schule dann ohne Absprache Sexualkundeunterricht abgehalten hat, fühlen sich manche vor den Kopf gestoßen."

Aufklärungsunterricht für die Schüler ist wichtig, "denn nicht alle Kinder sind auf demselben Entwicklungsstand", so Nosko.

In Deutschland wird der Sexualkundeunterricht meist im Fach Biologie behandelt. Fragen zum Geschlechtsverkehr, den Geschlechtsorganen, der Verhütung und auch Geschlechtskrankheiten werden dort unter anderem geklärt.

Titelfoto: Julian Stratenschulte/dpa