Karriereende mit 33! Jetzt kämpft dieser Gastwirt um sein Leben
Von Katrin Koch
Dippoldiswalde - Er ist 33 Jahre jung, seine Augen funkeln voller Ideen. Und er blickt hoffnungsvoll in die Zukunft - obwohl sein Körper streikt. Seit zwei Jahren weiß Thomas Weimer, dass er an Multipler Sklerose leidet. Vor wenigen Tagen fand er den Mut, dies auf Facebook zu posten.
Ein Befreiungsschlag. Denn die Krankheit zwingt ihn, unter (s)einen Lebenstraum einen Schlussstrich zu ziehen: Weimer schließt nach vier Jahren am 1. Oktober seinen Landgasthof in Oberhäslich. 72.000 Gäste hat er bis dato mit regionaler, bodenständiger Küche verköstigt.
„Aber nun muss ich an mich denken. Ich bin unglaublich müde“, sagt Weimer. Kein Wunder: Sieben Jahre hat er mit den Symptomen gelebt, kein Arzt hat sie erkannt.
„Es fing 2005 an. Ich fuhr von der Beerdigung der Großeltern nach Hause und da wurden meine Beine taub.“ Über Weimers Straucheln wurde im Ort getuschelt: Von Säufer bis Tumor reichte der Tratsch.
Heute bekämpft er seine Krankheitsschübe mit Cortison. „Wenn ich mich bewege, geht es. Aber so wie ich still steh, tut alles weh. Ich kann nachts nur vier Stunden schlafen. Ich bin völlig ausgelaugt“, beschreibt Weimer seinen Zustand.
„Manche werden plötzlich vom Bus überfahren. Aber sie wissen es vorher nicht. Bei mir ist es so: Der Bus steht hinter mir, aber ich weiß nicht, wann er Gas gibt.“
In 17 Jahren hat Weimer in elf Restaurants in vier Ländern gekocht. Er liebt er seinen Beruf mit Leidenschaft. Deshalb will er ihm nicht ganz abschwören.
„Ich kann den täglichen Betrieb nicht mehr bewältigen. Deshalb schließen wir ab sofort Sonntag bis Dienstag. Ich suche einen Nachfolger für den Gasthof. Aber ich möchte weiterhin für Familien oder Firmen catern“, sagt Weimer.
Er braucht die Herausforderung - und sein Körper Ruhe. „Vier Wochen Norwegen mit meiner Labradorhündin Lilly. Es wird mein erster richtiger Urlaub nach 17 Jahren. Ich werde auch das erste Mal Weihnachten und Silvester nicht arbeiten.“
Weimer lässt sich nicht unterkriegen. Er hat die Krankheit angenommen, will ihr das Beste abgewinnen und schmiedet Pläne: „Ich will meine Freundin heiraten und ein Kind haben …“
Fotos: Christian Suhrbier