KMN vs. Miri: Was steckt hinter dem Rapper-Krieg auf Dresdens Straßen?

Mit dem Lied „Kokaina“ holte Neu-Dresdner Zakaria Ilinas „Miami Yacine“ L (links) eine Goldene Schallplatte, bekam aber Ärger mit dem Miri-Klan.
Mit dem Lied „Kokaina“ holte Neu-Dresdner Zakaria Ilinas „Miami Yacine“ L (links) eine Goldene Schallplatte, bekam aber Ärger mit dem Miri-Klan.

Dresden - Wieso fahren Mitglieder einer polizeibekannten Großfamilie (Miri-Clan) nach Sachsen, um sich hier mit Rappern der Dresdner KMN-Gang bis aufs Blut zu prügeln? So passiert am 22. Juli am Hauptbahnhof der Stadt. Droht hier ein neuer Bandenkrieg, wie wir ihn sonst von Rockern kennen?

Es ist Zeit, sich mit den Hintergründen zu beschäftigen.

Beginnen wir in Dresden. In der sächsischen Hauptstadt befindet sich die Keimzelle der KMN-Gang. Genauer im Dresdner Plattenbaugebiet Prohlis:

Hier bildeten vor Jahren Granit „Azet“ M. (24) und Ali „Nash“ A. (22) die Rap-Crew „Ghetto Stars“

Allerdings trennten sie sich im Streit und kamen aber 2010 als „KMN“ wieder zusammen. Die Abkürzung KNM bedeutet angeblich „Küsst meine Nikez".

Dem Duo schloss sich Ghassan „Zuna“ Z. (24) an. Und 2016 kam der Deutsch-Marokkaner Zakaria Ilinas „Miami Yacine“ L. aus Dortmund dazu.

Im September 2016 veröffentlichte Yacine den Song "Kokaina", der der erfolgreichste deutsche Rapsong des Jahres 2016 wurde. Goldene Schallplatte, 34 Wochen in den Charts! Aktuell hat das Lied fast 80 Millionen Aufrufe bei Youtube.

Doch mit dem Song, der ausschließlich in Dresden gedreht wurde, kam auch der Ärger. Angeblich machte Yacine darin wohl auch der Miri-Clan schlecht. Andere Quellen behaupten der Neu-Dresdner Rapper Yacine haben Zusagen an „arabische Großfamilien“ nicht eingehalten.

Was ist der Miri-Clan?

Laut Polizei ist es eine familiär strukturierte Gruppierung, deren Aktivitäten vielfach der Organisierten Kriminalität (Drogenhandel, Rotlicht, Schutzgelderpressung) zuzurechnen sind. Der Clan soll vorwiegend in Berlin aktiv sein, aber auch in Essen und Bremen.

Noch vor dem Dortmunder Konzert, bei dem die Verleihung der Goldenen Schallplatte gefeiert werden sollte, wurde Rapper Yacine Ende Februar 2017 in Dortmund überfallen und zusammengeschlagen.

Einen Tag später wurde ein Dortmunder Café beschossen, in dem sich der Rapper „18 Karat“ meist aufhält. Ein Künstler der angeblich eng mit dem Miri-Clan verbunden ist.

Damit war der Streit offen eskaliert. Vertreter des Miri-Clan begannen fortan, der KMN-Gang zu drohen. Clan-Mitglied Ahmad M. (35) fuhr kurz darauf von Berlin nach Dresden, wurde von der Polizei jedoch davon abgehalten, das KMN-Tonstudio zu stürmen.

Vergangene Woche (am 22. Juli) trafen dann die verfeindeten Gruppen tatsächlich am Dresdner Hauptbahnhof aufeinander. Auch diese (blutige) Auseinandersetzung konnte die Polizei auflösen (TAG24 berichtete).

Am Wochenende überwachten Polizisten den Dresdner Hauptbahnhof.
Am Wochenende überwachten Polizisten den Dresdner Hauptbahnhof.  © Christian Essler

Polizei wertet die Drohungen aus

Allerdings: Nach der Schlägerei ist vor der Schlägerei! So lassen sich die Statements der KMN-Gang und des Miri-Klans deuten. Die Dresdner Polizei ist seitdem in Alarmbereitschaft.

„Ziel unseres aktuellen Polizeieinsatzes ist es, eine erneute Auseinandersetzung in Dresden zu verhindern“, sagt Polizeipräsident Horst Kretzschmar (57). „Sichtbares Indiz dafür sind die Einsatzkräfte im Stadtgebiet.“ Fortlaufend wird die Lage neu beurteilt, dazu unter anderem auch die Drohungen im Internet ausgewertet.

Doch nicht nur die Dresdner Polizei ist mit der Fehde befasst. Auch die Behörden in Berlin, dem Wohnort des Clan-Mitglieds Ahmad M. (35) helfen, eine Eskalation zu vermeiden.

„Darüber hinaus führt die Dresdner Kriminalpolizei in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft umfangreiche Ermittlungen nach der Auseinandersetzung am vergangenen Donnerstag“, so Kretzschmar.

Ermittelt wird wegen schweren Landfriedensbruchs. Die KMN-Gang sowie Ahmad M. und seine Anhänger waren mit Schreckschusswaffe, Baseballschlägern und Messern aufeinander losgegangen. Ahmad und KMN-Gründungsmitglied Ali „Nash“ A. (22) wurden dabei verletzt.

Nach der Schlägerei am Hauptbahnhof klickten bei einigen die Handschellen, 
doch alle kamen wieder frei.
Nach der Schlägerei am Hauptbahnhof klickten bei einigen die Handschellen, doch alle kamen wieder frei.  © TNN
Am Wochenende überwachten Polizisten den Dresdner Hauptbahnhof. Polizeipräsident Horst Kretzschmar (57) will weitere Schlägereien 
verhindern.
Am Wochenende überwachten Polizisten den Dresdner Hauptbahnhof. Polizeipräsident Horst Kretzschmar (57) will weitere Schlägereien verhindern.  © Christian Essler/xcitePress, Ove Landgraf