12-Jährige in Nazi-Uniform: KZ Auschwitz mit vergasten Kindern nachgespielt

Łabunie - Es waren schaurige Szenen! Auf einer Bühne standen Kinder in bizarren Kostümen: einige trugen KZ-Kleidung, andere Nazi-Uniformen mit Hakenkreuz-Armbändern. In dem Schulstück spielten sie die Grausamkeiten nach, die sich während des Zweiten Weltkrieges im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz zugetragen haben. Am Ende brachen manche von ihnen als "vergaste" Kinder zusammen.

Für die Aufführung trugen die älteren Kinder Kostüme, die an NS-Uniformen erinnerten, die der jüngeren ähnelten KZ-Kleidung.
Für die Aufführung trugen die älteren Kinder Kostüme, die an NS-Uniformen erinnerten, die der jüngeren ähnelten KZ-Kleidung.  © Screenshot Facebook/Tygodnik Zamojski

Die Theateraufführung fand bereits am 10. Dezember in der polnischen Kleinstadt Łabunie statt. Fotos Und Videos davon wurden erst am Dienstag in den sozialen Medien und auf führenden polnischen Nachrichten-Seiten veröffentlicht.

Weil das Stück auch vergaste Kinder in KZ-Kleidung darstellte, haben sich inzwischen Mitarbeiter der Gedenkstätte Auschwitz eingeschaltet. Auf Twitter verurteilten sie die Aufführung und schrieben, Todesszenen derart zu inszenieren, sei kein geeigneter Weg, um über den Krieg zu unterrichten.

Wie das israelische Nachrichtenportal "Ynet News" berichtet, zeigten die mitunter sehr jungen Darsteller (sieben bis zwölf Jahre), die als Gefangene verkleidet waren, wie polnische Kinder von den Nationalsozialisten deportiert wurden und in Gaskammern den Tod fanden. Nazi-Offiziere, ebenfalls von Schülern verkörpert, überwachten den abscheulichen Prozess.

Besonders grausig: Während der Aufführung legten sich die Kinder in den Gefangenenuniformen in die Mitte der Bühne, während eine Rauchmaschine ihre Hinrichtung mit dem Gas Zyklon B imitierte.

Als Höhepunkt des Stücks tauchten zum Schluss die "Guten" auf, besiegten die Nazis und erweckten die Kinder zum Leben.

Polen: Forderung nach Reparationszahlungen

Die Aufführung war Teil einer Veranstaltung, bei der die Schule in "Children of Zamosc" umbenannt wurde - in Erinnerung an Tausende von Kindern aus der Region, die während des Krieges von den Nazis getötet oder in Lager deportiert wurden.
Die Aufführung war Teil einer Veranstaltung, bei der die Schule in "Children of Zamosc" umbenannt wurde - in Erinnerung an Tausende von Kindern aus der Region, die während des Krieges von den Nazis getötet oder in Lager deportiert wurden.  © Screenshot Facebook/Tygodnik Zamojski

Ein Sohn von Überlebenden des KZ Auschwitz, der an der Veranstaltung teilnahm, kritisierte Polen: Die polnische Regierung lehnt per Gesetz ab, das Land mit den Verbrechen der Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs und den Gräueltaten des Holocausts in Verbindung zu bringen (Holocaustgesetz, TAG24 berichtete). Öffentliche Aussagen über die polnische Zusammenarbeit mit den Nazi-Besatzern werden bestraft.

Laut der rechtsextremen polnischen Zeitschrift "Gazeta Polska" veranstalten viele Schulen in ganz Polen ähnliche Aufführungen, um das Leid des polnischen Volkes unter der nationalsozialistischen Besatzung darzustellen.

Dass auch viele Polen mit den Nazis kollaborierten und sich die polnische Regierung bis heute weigert, eine Wiedergutmachung für gestohlenes jüdisches Eigentum zu zahlen, fällt dabei unter den Tisch.

Stattdessen verdiene Polen eine "Wiedergutmachung von Deutschland", zitiert die israelische Zeitung "Haaretz" eine bei der Darbierung ebenfalls dabei gewesene Frau, deren Eltern in Auschwitz getötet wurden.

Die Forderung nach Reparationszahlungen hat auch die polnische Regierung in den letzten Jahren mehrfach gestellt.

Titelfoto: Screenshot Facebook/Tygodnik Zamojski