Ganz Deutschland fürchtet sich jetzt vor dieser kleinen Fliege

Leipzig/Auerbach - Sie ist rund fünf Millimeter klein, dunkel - und ziemlich lästig: Auf den ersten Blick erinnert die Hirschlausfliege an eine Zecke mit Flügeln. In diesem Jahr scheint es in manchen Gebieten eine massenhafte Vermehrung der Tiere zu geben, erklärt Tierarzt Markus Zeißler von der Tierklinik Vogtland in Auerbach.

Ob die Hirschlausfliege für den Menschen gefährlich ist, ist noch nicht ausreichend erforscht.
Ob die Hirschlausfliege für den Menschen gefährlich ist, ist noch nicht ausreichend erforscht.  © DPA

"Vor allem Hundehalter haben große Probleme mit den Hirschlausfliegen, weil es diesmal extrem viele sind." Sie setzen sich im Fell der Hunde fest, ihre Bisse können zu entzündlichen Stellen der Haut führen, die dann behandelt werden müssen. "Ich habe das Gefühl, dass die Verbreitung der Hirschlausfliege seit Jahren zunimmt, aber noch nie war es so schlimm", ergänzt der Tierarzt.

Als kleine Blutsauger befallen die Hirschlausfliegen in erster Linie die Säugetiere des Waldes. Aber auch Pferde, Hunde oder Menschen werden angeflogen und können gebissen werden.

Die Hauptsaison der Hirschlausfliege steht eigentlich noch bevor, sagt Ronald Schmäschke von der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig. "Im Spätsommer und Herbst ist sie am häufigsten anzutreffen." Eventuell könnte die Witterung verantwortlich dafür sein, dass sich die Verbreitung nach zeitlich vorverlagert hat.

Da sie als Parasit vorrangig Wild befällt, kommt sie auch dort am häufigsten vor, wo dieses lebt - nicht nur in Sachsen. "In manchen Gebieten scheint es richtige Plagen zu geben. Sie fliegen beim Menschen besonders den Nackenbereich an", erklärt Schmäschke. Haben sie ihren Wirt erreicht, brechen ihre Flügel ab.

Inwieweit die Tiere für den Menschen gefährlich sein können, daran forscht in Deutschland Volkhard A. J. Kempf vom Universitätsklinikum in Frankfurt/Main. Der Professor für Medizinische Mikrobiologie erklärt: Die Tiere tragen oft ein bestimmtes Bakterium - den Erreger Bartonella schoenbuchensis.

Noch nicht sicher sei, ob Bakterien auf den Menschen übertragen werden. Kempf: "Die Datenlage ist sehr dünn." Es gebe wenige Fallberichte, die auf unspezifische Beschwerden und Hautentzündungen bei gebissenen Menschen hinweisen. Dass es zu schweren Entzündungen des Herzens kommen könne, wie in der Öffentlichkeit manchmal dargestellt, sei noch Spekulation, ergänzt Kempf.

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