Todesengel Silva M.: Ihre Lügen brachten zwei Männer ins Grab

Leipzig - Als im Dezember 2015 der Leipziger Pferdehof-Besitzer Rocco J. (52) in seinem Gestüt erschossen wurde, sein Mörder Hermann H. (50) sich wenig später das Leben nahm (TAG24 berichtete), da stand die Polizei vor einem Rätsel. Was ist zwischen den beiden unbescholtenen Männern vorgefallen, dass es zu dieser Tragödie kam? Zweieinhalb Jahre später steht nun eine Frau vor Gericht, deren Lügengeschichten in die Katastrophe führten.

Glaubte den Lügen und wurde zum Killer: Hermann H. (50) erschoss sich nach dem Mord
Glaubte den Lügen und wurde zum Killer: Hermann H. (50) erschoss sich nach dem Mord  © Polizei

Silva M. (38) wirkt nicht wie eine klassische "Femme fatale". Sie ist eine eher unscheinbare Frau mit gebeugtem Gang und sächsischem Mundwerk. Im Sommer 2011 lernte die Eilenburgerin Hermann H. in Österreich kennen. Eine Lovestory. Der Millionär und Pferdezüchter, der gerade seine Firma verkauft hatte, verliebte sich in die mittellose Kellnerin. Er schenkte ihr ein Pferd und finanzierte fortan ihr Leben.

Doch offenbar empfand Silva als Hausfrau zu wenig Beachtung. Im angetrunkenen Zustand habe sie H. erzählt, dass sie einen Vierseitenhof mit 5000 Hektar Land erben werde, ließ M. ihren Anwalt erklären. Angeblicher Wert: rund 30 Millionen Euro.

Der Österreicher glaubte die Lügengeschichte und schmiedete mit seiner Freundin fortan große Pläne. Anstatt die Sache nun aufzulösen, spann Silva M. das Lügengebilde immer weiter. Weil sie aber auch nach Jahren noch kein Erbe vorweisen konnte, ersann sie aberwitzige Rechtsstreite und Sterbefälle, fingierte Telefonate mit Anwälten.

Bis 2015 schenkte Hermann H. der Lügen-Baroness Glauben. Inzwischen war sein Vermögen aufgebraucht. Er lieh sich insgesamt 377. 000 Euro von Freunden - denen er die Rückzahlung aus dem vermeintlichen Millionenerbe versprach.

Pfer­de­hof-Be­sit­zer Roc­co J. wur­de er­schos­sen
Pfer­de­hof-Be­sit­zer Roc­co J. wur­de er­schos­sen

Ende 2015 wollte der immer wieder vertröstete H. dann den Hof endlich sehen.

In ihrer Not führte ihn Silva M. zum Pferdehof von Rocco J., bei dem sie als Kind Reiten gelernt hatte. In dieser Sekunde wurde die Frau zum Todesengel für zwei Männer. Denn als sie kurz darauf behauptete, dass das Erbe an "Westverwandte" gefallen sei und sie leer ausgehen würde, brannten bei dem Österreicher die Sicherungen durch. Am 3. Dezember fuhr er mit einer Pistole zu dem völlig ahnungslosen Rocco J. und richtete den Gestütsbesitzer, den er offenbar für den "West-Erben" hielt, regelrecht hin. Kurz darauf erschoss sich der nunmehr völlig überschuldete Ex-Millionär.

Vor Gericht räumte Silva M. die Lügereien am Donnerstag ein. Gegen den Betrugsvorwurf der Staatsanwaltschaft, die glaubt, dass M. sich finanziell bereichern wollte, wehrt sie sich jedoch.

"Ich habe die Lügengeschichte doch nur aufrechterhalten, weil ich Angst hatte, dass mich Hermann sonst verlässt", so ihre Erklärung. Der Prozess wird fortgesetzt.

Ihre Lügen brachten zwei Männern den Tod: Silva M. (38), hier mit ihrem Anwalt Stephan Bonell, steht wegen Betruges vor Gericht. Für den Mord an Rocco J. (52) kann sie hingegen nicht zur Verantwortung gezogen werden
Ihre Lügen brachten zwei Männern den Tod: Silva M. (38), hier mit ihrem Anwalt Stephan Bonell, steht wegen Betruges vor Gericht. Für den Mord an Rocco J. (52) kann sie hingegen nicht zur Verantwortung gezogen werden  © Alexander Bischoff
Auf diesem Reiterhof endete die Tragödie tödlich. Polizisten sichern nach dem Mord an Rocco J. Spuren.
Auf diesem Reiterhof endete die Tragödie tödlich. Polizisten sichern nach dem Mord an Rocco J. Spuren.  © fotojump