Die reinste Spinnerei: Leipzigerin dreht am Rad

In Heike von Lienens guter Stube sieht es aus wie bei Dornröschen. Mit der Ausnahme, dass sie sich nicht an der Spindel sticht.
In Heike von Lienens guter Stube sieht es aus wie bei Dornröschen. Mit der Ausnahme, dass sie sich nicht an der Spindel sticht.  © Picture Point

Von Thomas Gillmeister

Leipzig - Das Spinnrad ist wieder in Mode. Heike von Lienen (51) schwört dabei auf gute alte Hingucker aus längst vergangenen Tagen. Sie stöbert Dachbodenfunde in ganz Deutschland auf und restauriert sie. Inzwischen besitzt sie 18 verschiedene Räder.

Wenn die Leipzigerin vom Alltag abschalten möchte, beginnt sie zu spinnen. „Das hat für mich etwas Meditatives“, schwärmt Heike von Lienen.

Zum Wohlfühlprogramm gehören ein knisterndes Feuer im Kaminofen, klassische Musik oder ein spannender Krimi als Hörbuch. In dieser aufgeheizten Atmosphäre verspinnt sie vorwiegend Alpakawolle. „Die habe ich vorher mit Regenwasser zehnmal gewaschen, geschleudert, in der Sonne trocknen lassen und gekämmt“, zählt die Naturverbundene auf.

Ihre Spinnräder kennt sie aus dem Effeff. Schließlich hat sie einige Wackelkandidaten bereits einmal auseinander genommen, restauriert und wieder zum Laufen gebracht. „Mein Großvater betrieb eine eigene Tischlerei. Dort habe ich mir bereits als Kind viel abgeschaut“, begründet die Enkelin ihr Händchen für Holz.

Um nach Unikaten zu suchen, ist Heike von Lienen kein Weg zu weit. Sie fährt Hunderte Kilometer, um das Schätzchen (oder was von ihm übrig ist) abzuholen. „Das ist schon immer wie ein Griff in die Wundertüte“, sagt die Mutter von drei Kindern und zwei Pflegekindern. Sie versucht auch, noch andere Mitstreiter zum Spinnen zu bewegen, will künftig Kurse geben. Ach ja, wer noch ein antikes Spinnrad auf den Dachboden oder im Keller stehen hat, kann sich gern an die kreative Spinnerin wenden.

Kontakt: E-Mail: spinnen@mail.de