Nackt-Protest bei Victoria's Secret: Frauen strippen gegen 90-60-90-Regel

London - Trainierte Frauenkörper ohne auch nur ein Gramm Fett: Dafür steht die "Victoria's Secret Fashion Show". Und genau dagegen gingen nun Frauen in London auf die Straße - halbnackt.

Lange Beine, flache Bäuche: So sehen die Models von "Victoria's Secret" aus.
Lange Beine, flache Bäuche: So sehen die Models von "Victoria's Secret" aus.  © DPA

Vor einer Filiale des bekannten Dessouslabels demonstrierten die Damen nur mit hautfarbener Unterwäsche bekleidet auf offener Straße gegen das gängige Schönheitsdiktat. Dabei dürfte es sich bei den Höschen und BHs der Frauen wohl kaum um Exemplare von "Victoria's Secret" gehandelt haben.

Denn die Botschaften auf ihren Plakaten waren eindeutig: "Die Mode hat uns vergessen" und "Berücksichtigt alle Körper" war dort zu lesen. Anders als die 90-60-90-Schönheiten auf dem Laufsteg und aus der Werbung haben die meisten Frauen nämlich keine Modelmaße. Das macht sie aber nicht weniger attraktiv.

Genau darauf wollen die nackten Protestlerinnen aufmerksam machen. Und sie treffen damit einen Nerv. Noch nie war die "Body Positivity"-Bewegung so stark wie heute. Dabei geht es darum, sich und seinen Körper so zu lieben, wie er nun einmal ist, und nicht jedem propagierten Schönheitsideal oder Körpertrend auf Krampf nachzujagen.

Für viele repräsentieren die Engel von "Victoria's Secret", die sich schon Monate vor der weltbekannten Fashion Show selbst kasteien, genau das Gegenteil. Nicht umsonst traf der Nackt-Protest genau dieses Label.

Es ist mehr Schein als Sein: Das gibt selbst der Marketingchef zu (im Bild: Elsa Hosk).
Es ist mehr Schein als Sein: Das gibt selbst der Marketingchef zu (im Bild: Elsa Hosk).  © DPA

Es steckt schon seit längerem in der Krise. Die Verkäufe laufen schleppend. Die TV-Ausstrahlung der Laufsteg-Sause vor einer Woche fuhr die schlechteste Quote aller Zeiten ein. Doch Grund zum Umdenken scheint das für "Victoria's Secret" noch nicht zu sein. Im Gegenteil.

Stattdessen streute Marketingchef Ed Radzek erst kürzlich in einem "Vogue"-Interview noch Salz in die Wunde, als er sich abfällig über Transgender- und Plus-Size-Models äußerte. "Sollten wir Transgender-Models in der Show haben? Nein", so Radzeks klare Aussage.

"Nein, ich finde, wir sollten das nicht. Warum? Weil die Show eine Fantasie ist." Und da passten weder Transgender- noch Plus-Size-Models hinein, findet er. Daraufhin kassierte das Label einen heftigen Shitstorm, ruderte in einem öffentlichen Statement später zurück.

Doch da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Zwar bemüht sich "Victoria's Secret", auch andere Modeltypen zuzulassen. So lief in diesem Jahr Winnie Harlow (24), bekannt für ihre Pigmentstörungen, mit über den Laufsteg. Doch vielen geht das nicht weit genug.

So auch den nackten Demonstrantinnen in London. "Wir haben uns so daran gewöhnt, nur ein Körperbild zu sehen, dass wir uns schwer tun, uns auch für andere zu öffnen", kommentieren sie ihre Aktion auf Instagram. "Wir repräsentieren jeden Körpertyp, unabhängig von Alter, Ethnie, Schönheitsfehlern, Sexualität, Geschlecht und vor allem Größe."

Dass es auch anders geht, zeigte in diesem Jahr Popstar Rihanna (30). Sie ließ ihre eigene Unterwäsche-Kollektion auch von kurvigen und gar schwangeren Frauen auf dem Catwalk präsentieren - und erntete dafür viel Lob.