Im Dienst erschossen: Sachsens Zöllner tragen heute Trauer

In einer bewegenden Trauerfeier mit dem damaligen Bundesfinanzminister Theo Waigel (oben rechts) nahmen Sachsens Zöllner am 14. Februar 1998 Abschied von ihren ermordeten Kollegen Ralph Schulze (l., †34) und Thomas Haupt (r., †30).
In einer bewegenden Trauerfeier mit dem damaligen Bundesfinanzminister Theo Waigel (oben rechts) nahmen Sachsens Zöllner am 14. Februar 1998 Abschied von ihren ermordeten Kollegen Ralph Schulze (l., †34) und Thomas Haupt (r., †30).  © Jörn Haufe

Ludwigsdorf - Auf den Tag genau vor 20 Jahren erschoss ein Kasache am Grenzübergang Ludwigsdorf zwei sächsische Zöllner.

Ihre Kollegen treffen sich am Samstag zum Gedenken. Auch zwei Jahrzehnte nach der Bluttat herrscht bei ihnen noch immer Fassungslosigkeit darüber, dass der Doppelmörder nie bestraft wurde.

Die Zollobersekretäre Thomas Haupt (†30) und Ralph Schulze (†34) kontrollierten in einem aus Polen eingefahrenen Bus gerade die Pässe der Passagiere, als der damals 39-jährige Viktor Diner plötzlich aufsprang, Haupts Pistole aus dem Holster zog und auf die Beamten feuerte. Die Zöllner starben im Kugelhagel.

Ein Jahr später ist der Kasache bereits wieder ein freier Mann. Weil er zur Tatzeit unter einer gleich von drei Psychiatern attestierten polymorphen Psychose litt, gilt er als nicht schuldfähig.

Aus der Psychiatrie wird er entlassen, weil laut gerichtlicher Feststellung schon wenige Monate nach dem Doppelmord eine „Blitzheilung“ eintrat.

In diesem Bus hatte sich das Drama ereignet. Viktor D. (r.) kam trotzdem auf freien Fuß.
In diesem Bus hatte sich das Drama ereignet. Viktor D. (r.) kam trotzdem auf freien Fuß.  © dpa/Jörn Haufe

„Er wurde abgeschoben und bekam lediglich ein lebenslanges Einreiseverbot“, erinnert sich Zoll-Sprecherin Heike Wilsdorf (50) kopfschüttelnd.

Noch immer bewege der gewaltsame Tod von Thomas und Ralph die Kollegen, erzählt Wilsdorf. So finden sich Sachsens Zöllner heute zur Trauerandacht am Zollamt Löbau zusammen. Dort steht auch der Gedenkstein für die erschossenen Beamten.

Der tragische Fall führte immerhin zu massiven Sicherheitsverbesserungen. „Alle Zöllner tragen heute schuss- und stichsichere Westen, zudem bekamen sie Holster, die das Entwenden der Dienstwaffe unmöglich machen“, erzählt Wilsdorf.

Und bei Kontrollen stehen jetzt immer Beamte bereit, die ihre kontrollierenden Kollegen sichern.