Ihre Tochter wurde ermordet: Jetzt hilft diese Mutter Opfern von Gewalt

Friedhelm Tegeler vom Weissen Ring Minden-Lübbecke übergibt Ingrid Liebs ihren Mitarbeiterausweis.
Friedhelm Tegeler vom Weissen Ring Minden-Lübbecke übergibt Ingrid Liebs ihren Mitarbeiterausweis.  © Frank Hartmann

Lübbecke - Am 20. Juni 2006 verschwand die damals 21-jährige Schwesternschülerin Frauke Liebs, nachdem sie ein WM-Fußballspiel in einer Kneipe in Paderborn gesehen hatte. Die Leiche war im Oktober des Jahres in einem Wald entdeckt worden.

Fraukes Mutter, Ingrid Liebs, glaubt nach all den Jahren nicht mehr daran, dass das Verbrechen noch aufgeklärt wird. "Das müsste schon ein Zufall sein", sagt sie 64-Jährige, die sich jetzt im Weissen Ring engagiert, der sich um Opfer von Kriminalität und Gewalt kümmert.

"Ich habe mir damals woanders Hilfe geholt. Aber natürlich kannte ich den Weissen Ring", wird Liebs in der Neuen Westfälischen zitiert. Sie hat sich dazu entschieden, aktiv zu werden, "weil ich ja selbst weiß, wie man sich fühlt."

Nach einer Schulung kann sie stolz behaupten, "kompetent Hilfe geben zu können." Mit ihr zusammen besteht der Weisse Ring Minden-Lübbecke aktuell aus neun Mitarbeitern, freut sich der Koordinator, Friedhelm Tegeler.

Auf einem Friedhof in Lübbecke wurde Frauke Liebs beigesetzt.
Auf einem Friedhof in Lübbecke wurde Frauke Liebs beigesetzt.  © Hans-Günther Meyer

Der Weisse Ring wurde am 24. September 1976 von 17 Gründungsmitgliedern in Mainz ins Leben gerufen. Initiator und Mitbegründer ist der Journalist und Fernsehmoderator von "Aktenzeichen XY … ungelöst", Eduard Zimmermann (1929-2009).

Heute zählt der Verein knapp 50.000 Mitglieder und ist Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität. Der Weisse Ring ist in 18 Landesverbände gegliedert und unterhält bundesweit rund 420 Außenstellen für Kriminalitätsopfer mit rund 3200 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Helfern.

Im Jahr 2016 betreute die Stelle im Kreis Minden-Lübbecke 62 Opfer, 20 bisher in 2017. Bei den Fällen geht es von sexuellem Kindesmissbrauch bis zum Einbruch, alles wobei Menschen zu Opfern werden.

Der Weisse Ring hat bereits vielen hunderttausend Kriminalitätsopfern und ihren Angehörigen menschlichen Beistand und immaterielle Hilfe geben können. Der Verein setzt dabei auf das ehrenamtliche Engagement, wie es auch Ingrid Liebs ausübt.

In jährlich vielen zigtausenden Stunden stehen die Helfer des Vereins Opfern mit Rat und Tat zur Seite und geben ihnen persönliche Zuwendung.

Titelfoto: Frank Hartmann