Keine Sonderrolle im Knast für Jungen, der Mitschüler erstochen haben soll

Die Polizei sicherte die Schule am Dienstag und kümmerte sich um die Schüler und Eltern.
Die Polizei sicherte die Schule am Dienstag und kümmerte sich um die Schüler und Eltern.  © DPA

Herford - Der mutmaßliche Messerstecher (15) aus Lünen (Kreis Unna) wird in den Jugendknast nach Herford verlegt. Am Dienstagmorgen soll er seinen 14-jährigen Mitschüler im Flur der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule abgestochen haben (TAG24 berichtete).

Nach einem kurzen Fluchtversuch, ist der Jugendliche von der Polizei schnell gestellt worden. Der polizeibekannte Schüler sagte in der Vernehmung, den Mitschüler wegen eines provokanten Blicks in Richtung seiner Mutter attackiert zu haben (TAG24 berichtete).

Der Einrichtungsleiter des Jugendknasts Herford, Friedrich Waldmann (61), bestätigte dem Westfalen-Blatt, dass der 15-Jährige nach Ostwestfalen verlegt wird. "Die Zuständigkeit des Landgerichtsbezirks Dortmund fällt nun in unseren Aufgabenbereich. Seit Anfang des Jahres bekommen wir Häftlinge aus Iserlohn", erklärte er.

Grund sei, dass die JVA Iserlohn starke Platz-Probleme hat. Der Knast muss zurzeit die Insassinnen des Kölner Mädchengefängnisses aufnehmen, weil der umgebaut wird. Deshalb wurde der entsprechende Vollstreckungsplan NRW angepasst.

Die Bürger aus Lünen trauern um den gestorbenen 14-jährigen Schüler ihrer Stadt.
Die Bürger aus Lünen trauern um den gestorbenen 14-jährigen Schüler ihrer Stadt.  © DPA

Gefängnisleiter Waldmann geht davon aus, dass der tatverdächtige Killer in den kommenden Tagen nach Herford kommt. Wann genau das sein wird, war noch nicht klar. "Das kommt darauf an, wie lange die Behörden ihn zur Vernehmung da behalten", führte er aus.

Der kommende Alltag in Untersuchungshaft wird an den Jungen angepasst. Er würde unabhängig von der schwere der Tat beurteilt werde, so Waldmann.

"Wir werden uns unser eigenes Bild machen. Klar ist, er wird keine Sonderrolle bekommen. Wichtig für uns ist sein Verhalten. Ist er aggressiv? Ist er suizidgefährdet? Ist er vom Strafvollzug beeindruckt und verhält sich völlig unauffällig? Davon machen wir dann auch die Form der Unterbringung abhängig", versuchte der 61-Jährige zu erläutern.

Schon jetzt ist klar, dass die JVA Herford mit den Eltern Kontakt aufnehmen wird. Die Besucherzeiten sind allerdings genau festgelegt. "Jeder Häftling hat monatlich Anspruch auf vier Stunden Besuch", sagte Friedrich Waldmann abschließend.

UPDATE, 16.30 Uhr: Der 15-Jährige wurde am Mittwoch zunächst in das Jugendgefängnis in Iserlohn gebracht und am Donnerstag in die Jugend-JVA Herford, wie der Leiter der JVA Iserlohn mitteilte. Dort sitzt der Jugendliche nun in Untersuchungshaft.

In diesen Jugendknast in Herford wird der mutmaßlicher Messerstecher gesteckt.
In diesen Jugendknast in Herford wird der mutmaßlicher Messerstecher gesteckt.  © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Titelfoto: Frank-Michael Kiel-Steinkamp/dpa