Dieser Privatdetektiv will Familien eine Freude bereiten

Dresden - Am Freitag geht's wieder los - zur "Sonnenstrahl"-Familienfahrt nach Sayda. Krebskranke Kinder, ihre Geschwister und Familien, aber auch Ex-Patienten gönnen sich seit 1999 einmal im Jahr ein langes Erholungswochenende im Gasthof "Kleines Vorwerk".

Aus Spaß hat sich der Detektiv aus London die berühmte karierte Kopfbedeckung seines "Kollegen" Sherlock Holmes mitgebracht.
Aus Spaß hat sich der Detektiv aus London die berühmte karierte Kopfbedeckung seines "Kollegen" Sherlock Holmes mitgebracht.  © Ronald Bonss

Knapp 2900 Kinder und Erwachsene haben hier schon ihre Alltagssorgen vergessen. Möglich macht's der erste Privatdetektiv der DDR - Lutz Peschel (60).

Denn neben seiner Dresdner Detektei "alldec" betreibt Peschel im Erzgebirge den Gasthof "Kleines Vorwerk" inklusive Land- und Forstwirtschaft. Die ruhige Idylle ist für drei Tage das Zuhause für die Krebskinder-Familien.

"Sie können reiten, mit dem Bogen schießen, mit der Pferdekutsche fahren, Wiese mähen, Kräuter suchen. Zum Hof gehören auch Rinder, Ziegen, Schafe, Gänse, Enten, Hunde und Katzen. Wir zeigen den Kindern auch, wie wir Honig machen", erzählt Peschel.

"Wir stellen jedes Jahr ein tolles Programm zusammen, bei dem uns viele Mitstreiter unterstützen."

Immer an der Seite von Privatdetektiv Lutz Peschel (60): Spürhund Elek (9), ein Ungarischer Vorstehhund.
Immer an der Seite von Privatdetektiv Lutz Peschel (60): Spürhund Elek (9), ein Ungarischer Vorstehhund.  © Ronald Bonss

Das ist die schöne Seite. Die Schattenseite: "Manchmal kommen auch nur Eltern, die ihr Kind verloren haben, oder Geschwister sind nicht mehr dabei, die ich im Vorjahr noch gesehen habe."

Dann kämpft auch Peschel mit den Tränen - trotz seines knallharten Jobs. Der studierte Kriminalist hat sein Handwerk in der DDR noch unter Markus Wolf beim Auslandsnachrichtendienst gelernt. Seinem ersten Spionage-Auftrag im Ausland aber kommt die Wende zuvor. Peschel macht sich deshalb selbstständig.

Sein erster Fall 1990: Er findet die Zwillingsschwester einer Frau aus dem Erzgebirge. Die beiden Mädchen wuchsen im Kinderheim auf, wurden getrennt adoptiert. Peschel löst den Fall über Nacht. "Das Kuriose war, dass die Schwestern nur acht Kilometer voneinander entfernt lebten", erinnert sich Peschel.

Der Fall sorgte auch in der Morgenpost für Schlagzeilen - beste Werbung für Peschel, der seither mit rund 5400 Fällen (u.a. Wirtschaftsspionage, Sozialbetrug) beauftragt wurde. Peschels Lieblingsauftrag aber ist und bleibt der Ausflug des Sonnenstrahl-Vereins.

In der grünen Idylle des "Kleinen Vorwerks" in Sayda erholen sich die Familien beim Klettern und Spielen an der frischen Luft.
In der grünen Idylle des "Kleinen Vorwerks" in Sayda erholen sich die Familien beim Klettern und Spielen an der frischen Luft.  © Sonnenstrahl

Titelfoto: Ronald Bonss