Zwei Männer schubsten ihn vor den Zug und sind schon wieder frei: Jetzt spricht das Opfer!

Familienvater René J. (40) aus Dresden kehrte zwei Tage nach der unfassbaren 
Gewalttat an den Ort des Verbrechens zurück.
Familienvater René J. (40) aus Dresden kehrte zwei Tage nach der unfassbaren Gewalttat an den Ort des Verbrechens zurück.  © Norbert Neumann

Dresden - Als die S-Bahn auf ihn zuraste, stand René J. (40) im Gleisbett wie gelähmt: "Ich dachte, das war’s" - der Dresdner schloss mit seinem Leben ab. Nur die schnelle Reaktion des Lokführers rettete den Familienvater - Vollbremsung!

Die beiden Täter, die ihn auf die Gleise geschubst hatten, wurden geschnappt - und wieder laufen gelassen (TAG24 berichtete). Unfassbar für das Opfer: "Für mich war das ein Mordversuch!"

Der S-Bahn-Haltepunkt Zschachwitz am Sonntag. Zwei Tage nach der Gewalttat, die fassungslos macht. Renés Hand zittert, er zeigt auf die Stelle im ein Meter tiefen Gleisbett: "Die wollten mich nicht wieder hoch lassen. Ihre Gesichter werde ich nie vergessen ..."

Seit sechs Jahren fährt der Facharbeiter die Strecke - steigt im Dresdner Westen ein, in Zschachwitz aus. Mit dem Rad sind es dann nur noch wenige Minuten bis zur Arbeit. Nie ist etwas passiert - bis Freitag.

Um 4.41 Uhr steigt René J. wie gewohnt aus der S-Bahn, es dämmert. Wie immer zündet er sich eine selbst gedrehte Zigarette an. Zwei alkoholisierte Männer steigen auch aus. "Sie kamen auf mich zu, zeigten auf meine Zigarette, sprachen kein Deutsch. Ich sagte Nein, wollte los. Da trat der Haupttäter mit voller Wucht gegen mein Fahrrad. Ich packte ihn, drückte ihn gegen einen Pfosten. Der andere schubste mich weg. Es gab eine Rangelei, aber die Aggressivität ging nicht von mir aus."

Das Opfer zeigt TAG24-Reporter Hermann Tydecks (33, l.) die Stelle am 
Bahnsteig, von wo ihn die Täter ins Gleisbett schubsten.
Das Opfer zeigt TAG24-Reporter Hermann Tydecks (33, l.) die Stelle am Bahnsteig, von wo ihn die Täter ins Gleisbett schubsten.  © Norbert Neumann

Dann schmeißt der Haupttäter das Rad auf René J. - der stürzt aufs Gleisbett. "Ich versuchte mehrfach wieder hochzuklettern."

Doch der Haupttäter verhindert das. Immer wieder. "Ich warf mein Rad auf den Bahnsteig, er schmetterte es auf mich zurück, trat mit dem Fuß nach mir."

Plötzlich schrillt eine laute Hupe: die nahende S-Bahn! "Ich war panisch, versuchte ein letztes Mal, hochzukommen. Aber der Haupttäter ließ das nicht zu." René J. blickt nach links: "Ich war wie gelähmt, hörte nur das Quietschen der Bremsen, sah Funken fliegen - ich dachte, das war’s. Ende." Der Zug stoppte - wenige Meter vor René. Er, seine Frau und seine Stieftochter sind dem blitzschnell reagierenden Lokführer von Herzen dankbar.

Doch das Handeln der Justiz ist für René J. unbegreiflich. Der Staatsanwalt ließ die polizeibekannten Asylbewerber aus Marokko (23) und Libyen (27) nach deren schneller Festnahme wieder frei, ermittelt nur wegen gefährlicher Körperverletzung und Nötigung.

"Täter, die so etwas tun, egal welcher Nationalität, gehören hinter Gitter", sagt René. Die Staatsanwaltschaft war am Sonntag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. René J. will "keine Rache, keine Entschuldigung. Aber ich habe Angst vor einem Wiedersehen mit den Tätern. Ich weiß einfach nicht, wie ich dann reagieren werde."

Am Dresdner S-Bahn-Haltepunkt Zschachwitz geschah die Tat am vergangenen 
Freitagmorgen gegen 4.45 Uhr.
Am Dresdner S-Bahn-Haltepunkt Zschachwitz geschah die Tat am vergangenen Freitagmorgen gegen 4.45 Uhr.  © Norbert Neumann