Der Fall Susanna: Ali Bashar wurde von seiner Familie verraten

Mainz/Frankfurt - Der Fall der getöteten 14-jährigen Susanna hat das ganze Land erschüttert.

Die Leiche von Susanna wurde in einem Gebüsch nahe Wiesbaden-Erbenheim entdeckt.
Die Leiche von Susanna wurde in einem Gebüsch nahe Wiesbaden-Erbenheim entdeckt.  © DPA (Fotomontage)

Der mutmaßliche Täter, Ali Bashar (20), soll nach Informationen des "Wiesbadener Kuriers" schon am Samstagabend auf dem Frankfurter Flughafen landen (TAG24 berichtete). Unterdessen sind Details seiner Verhaftung im Irak bekannt geworden.

Wie die Bild-Zeitung auf ihrer Website schreibt, wurde Ali Bashar von Mitgliedern seiner eigenen Familie an die kurdischen Sicherheitskräfte verraten. Dadurch wurde sein Aufenthaltsort in der Stadt Zakho in den kurdischen Gebieten des Nordiraks bekannt. Eine Spezialeinheit der Kurden nahm ihn fest.

Gegenüber den kurdischen Sicherheitskräften soll Ali Bashar auch gestandne haben, die 14-Jährige Susanna erst vergewaltigt und dann getötet zu haben.

Der kurdisch-irakische TV-Sender Rudaw berichtete am Freitagabend unter Berufung auf einen lokalen Polizeioffizier, Ali Bashar habe nach seiner Festnahme in den kurdischen Autonomiegebieten im Nordirak ausgesagt, es sei zu einem Streit mit dem Opfer gekommen.

Das Mädchen habe versucht, die Polizei anzurufen, was den 20-Jährigen seiner Aussage zufolge zu der Tat getrieben habe, sagte Polizeigeneral Tarik Ahmed aus der Stadt Dohuk dem Sender. In Deutschland hatte die Bild-Zeitung zuerst über das Interview des Polizisten berichtet.

Der Tatverdächtige hatte sich in den Nordirak abgesetzt und war dort in der Nacht zum Freitag von kurdischen Sicherheitskräften festgenommen worden. Die am Mittwoch in Wiesbaden tot aufgefundene 14-jährige Susanna F. aus Mainz wurde nach bisherigem Ermittlungsstand Opfer eines Gewaltdelikts (TAG24 berichtete).

Ali Bashar steht im Verdacht, das Mädchen in der Nacht vom 22. auf 23. Mai vergewaltigt und anschließend durch Gewalt gegen den Hals getötet zu haben.

Vor dem Hintergrund des Falls Susanna wollen mehrere Bündnisse und Initiativen in Mainz gegen Einwanderung beziehungsweise gegen Rassismus demonstrieren (TAG24 berichtete).

Update, 16.25 Uhr: Der Tatverdächtige im Fall Susanna soll auf dem Weg nach Deutschland sein. Er habe die nordirakische Stadt Erbil am Samstagnachmittag in einer Maschine nach Frankfurt am Main verlassen, hieß es aus Kreisen des Internationalen Flughafens. Eine offizielle Bestätigung der kurdischen Sicherheitsbehörden im Nordirak gab es zunächst nicht.

Nach Angaben der Internetseite des Flughafens Erbil hob die Maschine nach Frankfurt am Nachmittag ab, hier sollte sie gegen 20.30 Uhr eintreffen.

Update, 17.42 Uhr: Der Verdächtige im Fall Susanna soll nach dpa-Informationen gleich nach seiner Rückkehr nach Deutschland vernommen werden. Die erste Vernehmung von Ali Bashar sei noch für die Nacht geplant, am Sonntag werde er dann dem Haftrichter vorgeführt, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Samstag.

Dann werde ihm der Haftbefehl eröffnet. Zuständig für die Vernehmung ist demnach das Polizeipräsidium Westhessen mit Sitz in Wiesbaden.

Update, 19.06 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Festnahme des Tatverdächtigen im Mordfall Susanna im Nordirak und die Rückführung nach Deutschland begrüßt. "Das unfassbare Leid, dass der Familie und dem Opfer widerfahren ist, bewegt jeden und erfasst auch mich", sagte sie am Samstag am Rande des G7-Gipfels im kanadischen La Malbaie.

Die Kanzlerin sprach von einem "abscheulichen Mord" und plädierte für eine entschiedene Ahndung solcher Straftaten. Wenn die Tat bewiesen sei, müsse die Justiz "mit aller Klarheit ein Urteil sprechen".

Update, 20.45 Uhr: Der Fall der getöteten Susanna hat auch eine politische Dimension: Die AfD und linke Gruppierungen gingen am Samstag in Mainz zu Demonstrationen auf die Straße.

Die Kundgebungen verliefen friedlich (TAG24 berichtete).

Update, 22.00 Uhr: Ali Bashar ist zurück in Deutschland. Gegen 21.30 Uhr teilte die Polizei Westhessen über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, dass der tatverdächtige 20-Jährige nun im Gewahrsam der Beamten ist.

Am Sonntag soll er einer Ermittlungsrichterin im Amtsgericht Wiesbaden vorgeführt werden (TAG24 berichtete).

Titelfoto: DPA (Fotomontage)