Zu viele Kinder? Siebenköpfige Familie fällt aus Förderprogramm

Sachsens Bauminister Markus Ulbig (CDU) hatte im Frühjahr eine Wohltat für Familien versprochen: Es gibt ein zinsgünstiges Darlehen, wenn man sich Wohneigentum schafft. Doch an Großfamilien hat man wohl eher nicht gedacht.
Sachsens Bauminister Markus Ulbig (CDU) hatte im Frühjahr eine Wohltat für Familien versprochen: Es gibt ein zinsgünstiges Darlehen, wenn man sich Wohneigentum schafft. Doch an Großfamilien hat man wohl eher nicht gedacht.  © dpa/Arno Burgi

Markkleeberg - Sind fünf Kinder etwa zu viele, um in Sachsen in den Genuss der Familienförderung zu kommen? Eine siebenköpfige Familie bewarb sich um Teilnahme an dem neuen Programm "Familienwohnen", wurde aber von der Sächsischen Aufbaubank (SAB) abgelehnt - mit teils abenteuerlichen Begründungen.

Im Frühjahr hatte Bauminister Markus Ulbig (CDU) endlich mal eine gute Nachricht zu verkünden: „Wir wollen die Eigentumsquote steigern.“

Dazu legte die Regierung ein Programm mit zinsgünstigen Krediten für Familien auf, die neu bauen oder eine Immobilie instandsetzen.

Je Kind beträgt die Darlehenshöhe bis zu 50.000 Euro, je 30 Millionen Euro werden pro Jahr locker gemacht.

Für Familie Schirmer wirkte die Förderung wie maßgeschneidert. Mit dem fünften Kind (sechs Monate) wurde die Wohnung zu eng, der Hausbau wurde längst geplant.

Familie Schirmer vor ihrem Baugrundstück. Mit der Familienförderung der SAB sind sie recht unglücklich. Sie müssen ihr Haus teuer auf dem freien Markt finanzieren.
Familie Schirmer vor ihrem Baugrundstück. Mit der Familienförderung der SAB sind sie recht unglücklich. Sie müssen ihr Haus teuer auf dem freien Markt finanzieren.  © LVZ / Andre Kempner

Anfangs kamen von der SAB auch zustimmende Signale, doch dann die Ablehnung.

Familienvater Thomas Schirmer: "Zunächst sagte man mir, die Förderung sei eher für Zwei-Kinder-Familien gedacht, unsere Familie sei ungewöhnlich groß - kleine Fertighäuser würden gefördert, nicht ein 200-Quadratmeter-Haus." Später erklärte man ihm, dass er das Haus ja durch seine Hausbank finanziert bekäme - eine Förderung sei da doch nicht notwendig.

SAB-Sprecherin Beate Bartsch: "Die Größe der Familie ist kein Ablehnungsgrund, im Gegenteil! Allerdings darf die Bank den Darlehensvertrag nicht abschließen, wenn die erforderliche Bonität nicht vorliegt." Also könnte die Familie den Kapitaldienst nicht leisten?

Damit wird es absurd. Thomas und Yvonne Schirmer haben in den letzten Jahren eine kleine Ladenkette für Kindermode (Orchestra) aufgebaut, 40 Arbeitsplätze geschaffen. Schirmer: "Für 2016 fehlten uns angeblich 13 000 Euro Einkommen. Da hatten wir aber einen neuen Laden eröffnet. Allein die Nebenkostenrückerstattung von 30 000 Euro Anfang 2017 hätte das Argument entkräftet." Doch die SAB wollte offensichtlich nicht.

Seinem Ärger über diese Politik machte Thomas Schirmer sich in einem Beschwerdebrief an den SAB-Verwaltungs-Chef, Finanzminister Georg Unland, Luft. Plötzlich gab es ein Gesprächsangebot von Bank und Bauministerium. Doch da hatte die Familie schon den Kredit bei der Hausbank aufgenommen - zu viel höheren Konditionen...

Titelfoto: LVZ / Andre Kempner