Millionenbetrug! Wer steckt hinter Mafia-Phantom Levy Vass?

Er könnte das Geheimnis um das Phantom Levy Vass lüften: Wilfried Sch. (69), mutmaßlicher Helfer des Millionenbetrügers, wird derzeit in Leipzig der Prozess gemacht.
Er könnte das Geheimnis um das Phantom Levy Vass lüften: Wilfried Sch. (69), mutmaßlicher Helfer des Millionenbetrügers, wird derzeit in Leipzig der Prozess gemacht.  © Ralf Seegers

Leipzig - Levy Vass ist ein Phantom. Ein weltweit gesuchter Mafiosi, der reihenweise Geschäftsleute um Millionen betrügt und so auch den Internet-Konzern Unister ins Verderben stürzte. Wer steckt hinter dieser Verbrecher-Legende, die angeblich aus Israel stammt? Der gestern in Leipzig begonnene Prozess gegen einen Helfer könnte Licht ins Dunkel bringen.

Wer Wilfried Sch. (69) im Gerichtssaal erlebt, der ahnt, wie groß die Not von Unister-Gründer Thomas Wagner (38) gewesen sein muss. Der Finanzberater aus Unna wirkt mit seinem faltigen Sakko und den nervös zuckenden Augen wie ein Gebrauchtwagenverkäufer, der hofft, dass der frisierte Kilometerstand nicht auffällt.

Und ausgerechnet in diesen Mann setzte Konzern-Chef Wagner seine ganze Hoffnung, sein Lebenswerk Unister doch noch vor der Pleite retten zu können. Laut Anklage war es Sch., der den Kontakt zu Levy Vass herstellte. Der Wagner versicherte, den angeblichen Diamantenhändler aus Israel schon lange zu kennen und mit ihm Geschäfte zu machen.

Das Antony Palace Hotel in Venedig. Hier traf Unister-Chef Thomas Wagner den Millionenbetrüger Levy Vass. Auf dem Hotelparkplatz erhielt er den Koffer voller falscher Schweizer Franken (Symbolbild rechts).
Das Antony Palace Hotel in Venedig. Hier traf Unister-Chef Thomas Wagner den Millionenbetrüger Levy Vass. Auf dem Hotelparkplatz erhielt er den Koffer voller falscher Schweizer Franken (Symbolbild rechts).

Obwohl ihn seine eigenen Finanz-Experten vor dem Deal warnten, vertraute der Unister-Chef dem Angeklagten mehr.

15 Millionen Euro wollte sich Wagner von Levy Vass leihen. Mit 1,5 Millionen Euro in bar reiste er am 13. Juli nach Venedig. Auf einem Hotelparkplatz übergab Wagner sein letztes Geld als „Kreditversicherung“ dem vermeintlichen Israeli. Im Gegenzug erhielt er einen Koffer, in dem die erste Kredit-Tranche von 4,09 Millionen Schweizer Franken stecken sollte. Doch nur die obersten Scheine waren echt - gerade mal 20 000 Franken. Alles andere waren Blüten.

Als Wagner das merkte, war Levy Vass längst über alle Berge. Der auf dem Rückflug tödlich verunglückte Unister-Chef war eines von vielen Opfern. Europaweit wird gegen das Rip-Deal-Phantom Levy Vass ermittelt. Sachsens Generalstaatsanwaltschaft glaubt nicht, dass ein Israeli hinter dem Millionenbetrug steckt. Sie verortet den Mafiosi eher in einem Balkan-Staat.

Mit Sicherheit weiß Wilfried Sch. mehr über den weltweit gesuchten Verbrecher. Doch er schweigt. Auch gestern zum Prozessauftakt. Aus Angst um sein Leben? Vielleicht werde er sich im Laufe des Prozesses äußern, stellte sein Anwalt in Aussicht. Vorerst wird bis zum 27. März verhandelt.

Unister-Gründer Thomas Wagner flog mit 1,5 Millionen Euro in bar nach Venedig, wurde dort betrogen und verunglückte auf dem Heimflug tödlich.
Unister-Gründer Thomas Wagner flog mit 1,5 Millionen Euro in bar nach Venedig, wurde dort betrogen und verunglückte auf dem Heimflug tödlich.  © DPA
Das Ende einer verhängnisvollen Reise: Das Wrack der Piper PA-32, mit der Thomas Wagner und Unister-Mitgesellschafter Oliver Schilling am 14. Juli in Slowenien abstürzten.
Das Ende einer verhängnisvollen Reise: Das Wrack der Piper PA-32, mit der Thomas Wagner und Unister-Mitgesellschafter Oliver Schilling am 14. Juli in Slowenien abstürzten.  © DPA