Graffiti schaffte es vom "Kuhkaff" bis in die weite Welt

Minden - Wer durch Minden geht, kommt an ihr nicht vorbei: An vielen Ecken der ostwestfälischen Stadt findet man die bekannte "Mooh"-Kuh in Form eines Graffitis. An zahlreichen Brücken und Wänden prangt das schwarz-weiße Rindvieh.

Mit diesem Post verabschiedet sich Catheriné Pierré von Facebook.
Mit diesem Post verabschiedet sich Catheriné Pierré von Facebook.  © Facebook/Minden Moohketing

2009 tauchte die erste Kuh auf. Doch es wurden immer mehr! 2015 zählte Catheriné Pierré über 150. Die 30-Jährige hatte es sich jahrelang zur Aufgabe gemacht, die Graffitis bildlich festzuhalten und auf einer Facebook-Seite namens "Minden Moohketing" mit ihren Followern zu teilen.

Selbst bei Stadt und Polizei schienen die Graffitis gut anzukommen. Jedenfalls wurde dort nichts gegen sie unternommen. "Viel schlimmer sind sinnlose Schmierereien", sagte ein Sprecher der Stadt 2015 gegenüber der Bild. "Sachbeschädigung ist ein Antragsdelikt. Erst bei einer Strafanzeige ermitteln wir", erklärte ein Sprecher der Polizei.

Doch irgendwann ließ der Hype um die Kuh nach. Der Sprayer, der sich selbst "John" oder auch "The Kuhl Kid" nennt, ist längst nicht mehr in Minden aktiv. Warum er ausgerechnet Kühe malt, verriet er vor ein paar Jahren dem Mindener Tageblatt: "Sie geben uns Fleisch, Milch und mähen den Rasen. Außerdem mag ich ihr geschecktes Fellmuster. Wie uns Menschen, gibt es sie in Weiß, Braun, Schwarz oder gemischt. Rassenkonflikte tauchen aber nie auf, so sollte es doch sein."

Mittlerweile verewigt er sich weltweit - unter anderem in Portugal oder auch Frankreich wurden die Rinder gesichtet. Somit schaffte es das Graffiti überspitzt gesagt quasi vom "Kuhkaff" in die weite Welt. Das ist auch der Grund, warum Pierré einen folgenschweren Entschluss zog: Am Freitag löschte sie ihre Facebook-Seite und alle Inhalte, die mit der Kuh zu tun haben.

Über 200 solcher Kühe entdeckte Catheriné Pierré.
Über 200 solcher Kühe entdeckte Catheriné Pierré.  © Facebook/Minden Moohketing

"Ich dachte daran, Minden Moohketing ohne weitere Aktivität trotzdem bestehen zu lassen, als Erinnerung sozusagen, aber ich habe mich letztendlich doch für's Löschen entschieden. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schwierig das für mich ist", schrieb sie in einem emotionalen letzten Posting.

"'The Kuhl Kid' hat in den letzten (geschätzten) 10 Jahren fast 200 Moohs gesprayt/gemalt!" Bis heute erinnert sie sich an den Tag, an dem sie "Mooh" zum ersten Mal entdeckte: "Ich kam aus Bad Salzuflen und war zum ersten Mal in Minden. Bis zum 3.12.2009 war Mooh nichts als ein 'unauffälliges' Graffiti. Das Moohtiv ('Eine Kuh macht Muh, zwei Kühe machen Sauerei') war dermaßen frech dass ich gleichzeitig fassungslos und amüsiert war."

Nach und nach entdeckte Pierré immer mehr. "Das ist lange her. Über Sieben Jahre inzwischen. Inzwischen werden es jeden Tag weniger Moohs. Dafür immer mehr 'Antifas'."

Die letzte Kuh, die verschwunden ist, sei die "Dick ist schick"-Mooh gewesen. Als Nächstes soll wohl die Backyard-Mooh verschwinden. Die Follower von "Minden Moohketing" sind traurig über den Entschluss, die Seite zu löschen.

Wer genau hinter "The Kuhl Kid" bzw. "John" steckt, ist bis heute ein gut gehütetes Geheimnis.
Wer genau hinter "The Kuhl Kid" bzw. "John" steckt, ist bis heute ein gut gehütetes Geheimnis.  © Facebook/The Kuhl Kid
Die Follower von "Minden Moohketing" mussten Abschied von der Seite nehmen.
Die Follower von "Minden Moohketing" mussten Abschied von der Seite nehmen.  © Facebook/Minden Moohketing
Mittlerweile schafften es die Kühe bis in die weite Welt.
Mittlerweile schafften es die Kühe bis in die weite Welt.  © Facebook/Minden Moohketing

Titelfoto: Facebook/Minden Moohketing