400 Rettungskräfte: "Explosion" legt Mittweida lahm

Erstversorgung nach der "Katastrophe" und sortieren von Verletzten in einem Zelt.
Erstversorgung nach der "Katastrophe" und sortieren von Verletzten in einem Zelt.  © Uwe Meinhold

Mittweida - Der Landkreis Mittelsachsen ist in heller Aufruhr: In Mittweida, seiner drittgrößten Stadt, gab es am Samstag eine Gasexplosion im Stadtzentrum. Na ja, fast ...

"Ah! Au! Das tut weh!", schallt es aus der Notaufnahme des Krankenhauses Mittweida. "Gerade ist ein Mann mit Extremitäten- und Bauchverletzungen eingeliefert worden. Jetzt führen wir eine Computertomographie-Diagnose durch", sagt ein Krankenpfleger.

Klingt heftig? Ist es zum Glück aber nicht. Es gab keine Gasexplosion - der Landkreis zog "nur" seine jährliche Katastrophenübung durch.

"Im Endeffekt geht es darum, die Krankenhäuser ordentlich zu bespielen", sagt Einsatzleiter Ronny Illig (33) vom DRK Döbeln-Hainichen. 400 Rettungskräfte, 20 Krankenwagen und 110 "Verletzte" waren dabei.

Vor dem Landratsamt Mittweida wurde der Einsatz koordiniert - und die freiwilligen Statisten auf die mittelsächsischen Krankenhäuser verteilt.

Übungs-Chef Illig: "Zwischen 15 und 36 Verletzte müssen die Kliniken jeweils aufnehmen."

Ein "Verletzter" wird in der Notaufnahme des Krankenhaus Mittweida untersucht.
Ein "Verletzter" wird in der Notaufnahme des Krankenhaus Mittweida untersucht.  © Uwe Meinhold

Damit die Rettungsdienst- und Krankenhausmitarbeiter den jeweiligen Verletzungsgrad erkennen, müssen die Statisten geschminkt werden.

Notfallsanitäter Holger Brand (29) könnte auch Halloween-Fans schminken: "Zuerst tragen wir Wachs auf, das zu einer Wunde geformt wird. Darauf kommt Kunstblut."

Dann werden die "Verletzten" in drei Transport-Wellen am Vormittag und Mittag in die Krankenhäuser geschafft.

Knapp zehn Minuten benötigte ein Rettungsteam samt Erstbehandlung vor Ort bis zum Krankenhaus Mittweida. Ronny Illig vor der letzten Welle: "Ich bin bislang sehr zufrieden!"

Aber es gab auch Kritik an der rund 5 000 Euro teuren Übung. "Es ist schade, dass keine Feuerwehrfahrzeuge mit dabei waren", sagt Klaus Kilian (62).

Der ehemalige Wehrleiter der Feuerwehr im Mittweidaer Ortsteil Frankenau erläutert:

"Das liegt zum einem am realistischeren Fahrzeugaufkommen im Zentrum und zum anderen an der praktischen Überprüfung, ob überhaupt die Löschwasser-Grundversorgung in der Stadt gesichert ist."

Einsatzleiter Ronny Illig (33) vom DRK Döbeln-Hainichen.
Einsatzleiter Ronny Illig (33) vom DRK Döbeln-Hainichen.  © Uwe Meinhold
Karolin Schneider (21) schminkt eine Wunde.
Karolin Schneider (21) schminkt eine Wunde.  © Uwe Meinhold
Nach einer angenommenen Gasexplosion wird der Transport von Verletzten in umliegende Krankenhäuser geprobt.
Nach einer angenommenen Gasexplosion wird der Transport von Verletzten in umliegende Krankenhäuser geprobt.  © Uwe Meinhold

Titelfoto: Uwe Meinhold