Welche Nachteile hat man im Leben, wenn man älter wird?

München - Diskriminierung von Senioren wird auf vielen verschiedenen Ebenen beklagt - von fehlenden Rollen für Schauspieler bis zur Altersgrenze für Schöffen. Manche Benachteiligung ist sogar erlaubt.

Senioren beklagen Altersdiskriminierung in vielen Bereichen.
Senioren beklagen Altersdiskriminierung in vielen Bereichen.  © DPA

Landesseniorenvertretungen hören oft Beschwerden über Diskriminierung. Ilka Dirnberger ist Schriftführerin bei deren Bundesvereinigung und sagt kurz vor dem Tag der älteren Generation am 3. April, am meisten seien Ältere davon betroffen, wenn sie keine Kredite mehr bekommen. Dabei gibt es etwa bei den Sparkassen in Bayern keine starre Altersgrenze und beim Genossenschaftsverband Bayern heißt es, "die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken vergeben Kredite an Kunden aller Altersklassen".

Altersgrenzen legen die Institute den Angaben zufolge bei der erforderlichen Bonitätsprüfung nicht zugrunde. Vielmehr werde die Kreditwürdigkeit anhand der individuellen persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse geprüft. Dennoch: Senioren sähen die Kreditvergabe als Problem Nummer eins, sagt Dirnberger. Dabei dürfen Banken durchaus aufs Alter schauen.

"Im Kreditgeschäft darf Altersdiskriminierung stattfinden", sagt Sascha Straub, Referatsleiter Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Bayern. "Sobald Sicherheiten vorhanden sind, sind Banken eher bereit, einen Kredit zu gewähren." Und wann wird das Alter zum Problem? "Das kann schon mit dem Renteneintritt sein. Je näher an der 80, desto schwerer wird's."

Auch bei Versicherungen ist das Alter ein Faktor - von mehreren. "Wenn es als Risikomerkmal berechnet werden kann, dann fließt es ein" - etwa bei der Schadenserwartung, sagt ein Sprecher des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft. Bei einer Kfz-Versicherung etwa könne, wer jahrelang unfallfrei gefahren sei, im Alter von hohen Schadenfreiheitsrabatten profitieren.

Bei Autovermietungen dagegen ist dem ADAC in Deutschland keine Altersgrenze für Fahrer bekannt. Anders im Ausland: Dort gebe es bei einzelnen Anbietern manchmal ein Höchstalter für die Anmietung.

Diskriminierung des Alters ist teilweise erlaubt

Blick auf eine Garderobe für Richter und Schöffen im Landgericht. Die Altersgrenze für Schöffen ist umstritten
Blick auf eine Garderobe für Richter und Schöffen im Landgericht. Die Altersgrenze für Schöffen ist umstritten  © DPA

Ablehnung erfahren Senioren auch auf dem Wohnungsmarkt. "Wir steuern auf eine graue Wohnungsnot zu", sagt Monika Schmid-Balzert, Geschäftsführerin des Landesverbands Bayern des Deutschen Mieterbunds. Was sie häufig beobachtet: "Rentner haben eine bezahlbare Wohnung, dann kommt eine normale Mieterhöhung oder eine Modernisierungsmieterhöhung oder eine Eigenbedarfskündigung, und dann finden die Leute keine Wohnung."

Sebastian Bickerich, Sprecher der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, sagt dagegen: "Häufig wird eine Benachteiligung aufgrund des Alters angenommen, ist aber aus dem geschilderten Sachverhalt nicht unbedingt ersichtlich."

Wie oft Streitigkeiten wegen Diskriminierung des Alters vor Gericht landen, ist unklar. Entscheidungen seien selten, weil etwa an Arbeitsgerichten oft Vergleiche geschlossen würden. Dabei gehe es oft um Urlaub oder Beförderungen - eher Bereiche, in denen Ältere bevorzugt werden.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (Bagso), kritisiert unter anderem Benachteiligungen Älterer bei Versicherungen und "fordert einen erweiterten rechtlichen Diskriminierungsschutz". Es gebe allerdings auch andere Bereiche, in denen Altersgrenzen und damit Diskriminierung Senioren belasteten - etwa im Bereich des Ehrenamts. Schöffen sollen bei Amtsantritt noch nicht 70 sein, begründet vor allem mit der Wahrung der Leistungsfähigkeit. Die Bagso kann das nicht nachvollziehen - und findet Unterstützung in Bayern.

"Die derzeitige Altersgrenze für Schöffinnen und Schöffen ist nicht mehr zeitgerecht. Unsere Senioren sind heute fitter und aktiver als früher. Ihre Lebenserfahrung und ihr Engagement sind wertvolle Ressourcen für einen starken und menschlichen Rechtsstaat", findet Justizminister Georg Eisenreich (CSU).

Bayern hat sich nach Angaben seines Hauses mehrfach für eine Abschaffung der Grenze eingesetzt, das Bundesjustizministerium habe aber abgelehnt. Man habe es erneut um Prüfung bis zum Herbst gebeten.

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