Schon vom "Spontanen Hodendreher" gehört? Es kann jeden Mann treffen!

München/ Nürnberg - Es klingt wie eine absurde Sexpraktik, doch in Wirklichkeit handelt es sich um eine schmerzhafte medizinische Komplikation. Im schlimmsten Fall kann man dadurch seinen Hoden verlieren oder sogar beide.

Vom "Spontanen Hodendreher" sind vor allem jüngere Männer betroffen. (Symbolbild)
Vom "Spontanen Hodendreher" sind vor allem jüngere Männer betroffen. (Symbolbild)  © 123RF

Der Puls-Podcast "Im Name der Hose" ist dem Phänomen auf die Spur gegangen und hat den Oberarzt der Urologie des Martha-Maria Krankenhauses in Nürnberg, Dr. Sven Scheuering befragt.

Die Chance, dass man als Mann einen "spontanen Hodendreher" bekommt, ist nicht gering. Gerade die jüngere Altersgruppe von 13 bis 30 ist betroffen: In einem von 4000 Fällen kommt es zur Hodentorsion.

Aber was ist das überhaupt? Ein verdrehter Hoden ist eine ernste Sache: Wenn sich der Samenstrang verdreht, wird die Blutzufuhr unterbrochen. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass der Hoden abstirbt.

Manche Männer haben einen "überbeweglichen Hoden" und damit ausgeprägte Sehnen an den Seiten. Wenn sich diese krampfartig zusammenziehen, kann es dann dazu führen, dass sich der Hoden einmal um die eigene Achse dreht.

Mann muss dazu gar nichts spezielles "machen", erläutert Dr. Scheuering im Interview. Das Ganze passiert meist "spontan", wie der Name ja schon sagt. Häufig haben sich die Patienten aber zuvor sportlich betätigt.

Wenn man Schmerzt im Hoden spürt, sollte man schnellstmöglich zum Urologen.
Wenn man Schmerzt im Hoden spürt, sollte man schnellstmöglich zum Urologen.  © 123RF

Die Risikogruppe liegt zwischen 13 und 30 Jahren, es kann allerdings sogar schon Babys treffen.

Wer Hodenschmerzen hat, sollte also spätestens nach vier bis sechs Stunden zum Arzt. Die Zeit ist bei der Durchblutungsstörung entscheidend und schüchtern zu sein wäre fatal. Oft ist die Hodenverdrehung nicht einmal sichtbar, doch die Schmerzen seien so stark, dass man freiwillig zu Arzt geht, so Dr. Scheuering: "Ein Patient hat vom "absoluten Vernichtungsschmerz" gesprochen".

Bei der Behandlung macht der Urologe erstmal einen Ultraschall, um die Durchblutungsstörung zu sehen. Es gibt die Möglichkeit den Hoden dann ambulant zu drehen. "Bereitet dir der Hoden Qual, drehe ihn nach lateral", so Dr. Scheuering. Allerdings nur bei Arzt und auch das ist keine Garantie: "Wenn man in die falsche Richtung dreht, macht man alles nur noch schlimmer".

Wer den Verdacht auf deinen "spontanen Hodendreher" hat, sollte am besten zum Urologen. Der Hoden kann dann dort operativ wieder zurückgedreht und befestigt werden. Wenn die Durchblutung dann wieder funktioniert, kommt es zu keinen Folgeschäden. Ansonsten kann es sein, dass der Hoden abgenommen werden muss.

Also: Um den Hoden zu retten hat man nur wenige Stunden: sobald man Hodenschmerzen hat, sollte Mann sofort zum Arzt.

Titelfoto: 123RF