Wolles alter Schlachthof ist jetzt Sachsens Cannabis-Zentrum

Naunhof - Es geht nicht mehr um die Wurst - sondern um Cannabis. Am Mittwoch hat das kanadische Unternehmen "maricann" den ehemaligen Großschlachthof der Löblein-Gruppe in Naunhof (bei Radeburg) offiziell übernommen.

Freut sich, endlich einen Käufer gefunden zu haben: Wolle Förster mit Morten Lars Brandt (l.) und Josef Späth (r.) vom kanadischen Konzern "maricann".
Freut sich, endlich einen Käufer gefunden zu haben: Wolle Förster mit Morten Lars Brandt (l.) und Josef Späth (r.) vom kanadischen Konzern "maricann".  © Ove Landgraf

Anfang Juli hatte Alteigentümer Wolle Förster (63) das Areal (100.000 Quadratmeter) für 3,4 Millionen Euro verkauft. Der Dresdner Multiunternehmer hatte 2005 den ehemaligen Schlachthof mit der schweizerischen Proimaging AG aus der Insolvenzmasse gekauft, seit 2008 ist er Hauptaktionär.

Viele Konzepte - von der Hundefutterproduktion bis zur Algenzucht - scheiterten in den vergangenen 13 Jahren.

Nun der erfolgreiche Verkauf an "maricann". Der kanadische Konzern mit Sitz in Toronto will bis 2020 mehr als 20 Mio. Euro am Standort investieren, bis zu 200 neue Arbeitsplätze sollen entstehen. "Der Schlachthof soll das deutsche Hanfzentrum werden", so die Vision von General Manager Josef Späth (50).

Die Unternehmensstruktur steht auf drei Säulen: Der Zweig "mariplant" startet mit der Verarbeitung von Industriehanf. "Wir haben auf einem knapp 170 Hektar großen Feld zwischen Dresden und Meißen bereits den ersten Hanf geerntet", so Späth.

Binnen eines Tages werden die nassen Hanfblüten zu Hanföl mit dem beruhigenden Wirkstoff CBD verarbeitet. Auf 1000 Hektar soll der Anbau erweitert werden.

Norbert Schmidbauer (l.) und Heinz Friedrich Schönleber beraten das nordamerikanische Unternehmen beim Anbau von Cannabis.
Norbert Schmidbauer (l.) und Heinz Friedrich Schönleber beraten das nordamerikanische Unternehmen beim Anbau von Cannabis.  © Ove Landgraf

Zweites Standbein ist der Import von getrockneten Cannabisblüten in den deutschen und den europäischen Markt für medizinischen Cannabis. Die Importe aus Kanada werden in einem Hochsicherheitstrakt (168 Quadratmeter) gelagert, nach Bedarf in einem Reinraum umgepackt und portioniert.

"Hier gilt das 4-Augen-Prinzip. Niemand darf allein arbeiten - trotz Videoüberwachung", so Späth.

Für den dritten Zweig läuft die Vergabe der Bundes-Cannabis-Agentur für den Indoor-Anbau von jährlich 2 000 Kilo medizinischen Cannabis. "In der ersten Ausschreibung waren wir mit unserem Joint-Venture-Partner unter den Top 10", so Späth zuversichtlich. "maricann" ist für den Fall des Zuschlags gerüstet.

"Die Mother-Rooms für die Mutterpflanzen sollen den perfekten genetischen Code und die ideale Wirkstoffzusammensetzung der Hauptproduktion ermöglichen. Die medizinische Produktion wird hoffentlich Ende 2019 hier beginnen können“, so Späth.

Ein Blick ins Innere des früheren Schlachthofs.
Ein Blick ins Innere des früheren Schlachthofs.  © Ove Landgraf

Titelfoto: Ove Landgraf