Nach einer Vagina-Operation will sie ihr Mann verlassen

Der Einsatz des Implantats (rechts) hat einer Britin das Leben ruiniert.
Der Einsatz des Implantats (rechts) hat einer Britin das Leben ruiniert.

Reading - Seit 43 Jahren sind Lynne und John Sharman aus Großbritannien nun schon verheiratet, doch dann zerstörte ein Vagina-Implantat ihr Liebesleben. "Ich habe schon oft darüber nachgedacht, meine Frau zu verlassen", beichtet der dreifache Vater nun.

Es war 2011, als Lynne sich medizinischen Rat einholte, weil sie nach drei Geburten unter leichter Inkontinenz litt. Die Ärzte empfahlen ihr, sich eine Art Netz in die Vagina implantieren zu lassen.

Dass dieser Eingriff lebenslange Nebenwirkungen, wie starke Schmerzen oder Libido-Verlust mit sich führen kann, wurde Lynne nicht erzählt, wie ihr Mann der Daily Mail berichtet.

Die 61-Jährige leidet nun seit mehr als sechs Jahren unter dem Netz, dass ihr mittlerweile sogar schon wieder komplett entfernt wurde. "Wenn sie sich nicht seit Jahren zusammenreißen würde und sich sagen würde, jetzt mit dem Schmerz leben zu müssen und ich nicht hinter ihr stehen würde, hätte sie sich wahrscheinlich schon das Leben genommen", so Lynnes Mann John (65).

Seit der Operation hat das Paar nie wieder miteinander geschlafen. Gegenüber der Zeitung zog er die traurige Bilanz: "Ich bin mehr ihr Pfleger, als ihr Liebhaber und Ehemann".

Bei der Operation wird zwischen Vagina und Blase ein Netz eingesetzt.
Bei der Operation wird zwischen Vagina und Blase ein Netz eingesetzt.

Vor Jahrzehnten hatten sich die beiden in einem Schachclub kennengelernt, bis zur Operation eine glückliche Ehe und ein erfülltes Sexleben gehabt.

"Lynne wurde mit permanenten Schmerzen zurückgelassen, die sich auf unsere gesamte Beziehung auswirken, aber auch auf unser Sozialleben und die Möglichkeiten, etwas zu unternehmen", erzählt der Rentner weiter.

Zeitweise hätte er sogar darüber nachgedacht, seine Frau zu verlassen. Doch übers Herz brachte er das nie - auch weil er wusste, sie würde dann vielleicht aufgeben.

Jedes mal wenn er beobachtet, wie Lynne die Enkelkinder schmusen oder auf den Arm nehmen will, könnte er weinen. "Wie soll man einem Vierjährigen erklären, dass Oma ihn jetzt nicht hochnehmen kann?", fragt er sich verzweifelt.

Die Netzimplantate sind seit Jahren umstritten, schon lange klagen Patientinnen über die brutalen Nebenwirkungen, fordern ein Verbot und zumindest eine umfassende Aufklärung über die zum Teil lebenslangen Folgen. Laut einer BBC-Doku sind bislang mehr als 800 Frauen aus Großbritannien gegen das "Netz" vorgegangen.

Carls Heneghan, Professor für Innere Medizin an der University of Oxford kritisiert, dass die Netze nie für lange Zeit getestet wurden, bevor man sie Menschen einsetzte.

Wenn sie gewusst hätte, dass der Eingriff ihr Leben für immer ruinieren würde, hätte Lynne es wahrscheinlich niemals gewagt...