Dunkle Vergangenheit? Ex-Geliebte sagt im "Horror-Haus"-Prozess aus

Höxter - Der Foltermord-Prozess vom Horror-Haus in Höxter geht in den 44. Verhandlungstag: Am Dienstag soll die dunkle Vergangenheit von dem Angeklagten Wilfried W. (48) im Mittelpunkt stehen.

Wilfried W. (li.) und Angelika W. (re.) stehen bereits über ein Jahr vor Gericht in Paderborn.
Wilfried W. (li.) und Angelika W. (re.) stehen bereits über ein Jahr vor Gericht in Paderborn.

Bereits 1995 wurde der 48-Jährige von Schöffengericht in Paderborn zu zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Damals stand er mit seiner Ex-Geliebten Michaela K. vor Gericht.

Beide mussten sich wegen gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Nötigung bzw. Beihilfe verantworten. Michaela K. bekam ein Jahr auf Bewährung.

Das Liebespaar hatte die damalige Ehefrau von Wilfried, die damals 24-jährige Sabine S., mit dem Bügeleisen geschlagen, in dem Kofferraum des Autos eingesperrt und anderweitig misshandelt. Damals sagten sie, sie hätten nichts mit der Tat zu tun und das Opfer sei nur schusselig gewesen.

Dabei zog die damalige Geliebte nach etwa einem Jahr mit ins Haus des Ehepaars und führte ebenso wie Wilfried mit Angelika eine Dreiecksbeziehung.

Deshalb kommt am Dienstag die Ex-Geliebte Michaela K. ins Gericht und soll als Zeugin aussagen. Es soll aufgeklärt werden, inwiefern Wilfried Einfluss auf seine Partnerinnen nehmen konnte.

Wilfried W. und Angelika W. (49) stehen vor Gericht, weil sie mutmaßliche Mörder sind, die zwei Frauen zu Tode gequält haben sollen. Die treibende Kraft der Taten konnte bisher nicht endgültig geklärt werden.

TAG24 ist wieder ab 14 Uhr im Live-Ticker dabei.

16.37 Uhr: Nahlah Saimeh ist mit ihrer Befragung fertig. Zu Peter Wüller sagt die Zeugin, dass sie 1995 von Wilfried W. gezwungen wurde, zu misshandeln. "Ich habe das getan, weil ich sonst selbst misshandelt worden wäre. Das war meine Motivation, diese Taten zu begehen. Wenn ich selbst handle, habe ich nichts zu erleiden."

Mit Wilfried W. habe sie stundenlang über Autos reden müssen. Carsten Ernst, Verteidiger von Wilfried W., fragt: "Haben Sie damals Ihre Arbeitsstelle verloren?" Michaela K. bejaht das und fügt an, dass sie ihr wegen Wilfried gekündigt wurde.

"Das ging nicht, dass Wilfried immer bei der Firma stand. Das sorgte für Unmut bei meinen Vorgesetzten. Ich habe den Prozess jetzt über den Doppelmord im Fernsehen und in der Zeitung verfolgt. Ich wurde immer nur von Wilfried W. attackiert, nie von seiner Ehefrau. Das hat es nicht gegeben. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich damals Wilfried W. in der Haftanstalt besucht habe."

Damit ist die Verhandlung geschlossen. Anfang Juni soll das psychiatrische Gutachten über Wilfried W. kommen, erklärt Nahlah Saimeh. Am 10. April findet der nächste Prozesstag statt.

16.27 Uhr: Beim Duschen soll Wilfried W. das Wasser erst ganz kalt und dann ganz heiß gestellt haben, erzählt die Zeugin weiter. "Er stand dabei vor der Dusche."

Der Anwalt von Angelika W. befragt die 45-Jährige weiter: "Wilfried soll Sie und Anja S. gegeneinander aufgehetzt haben. Im Urteil von 1995 heißt es, dass Wilfried W. die beiden Frauen gegeneinander ausspielte."

Michaela K. bestätigt das: "Wir mussten uns Boxhandschuhe anziehen und dann sollten wir uns schlagen." Peter Wüller hakt nach: "Wurde das Verhalten und die Aussagen im damaligen Prozess zwischen Wilfried W. und Ihnen angesprochen?" Eine Antwort bleibt aus.

Jetzt fragt Gutachterin Saimeh noch einmal: "Machte es Wilfried W. Spaß, Sie und seine Frau zu quälen?" Die Zeugin antwortet: "Er wollte zeigen, dass er der Stärkere ist. Den Anschein hatte es immer. Bat man um das Stoppen der Misshandlungen, hörte er nicht auf. Gegenüber seinem Schäferhund verhielt er sich gut. Er drohte mir an, seinen Hund auf mich zu hetzen."

Man hätte nicht mit ihm reden können, behauptet die 45-Jährige. "Über sein Elternhaus weiß ich nichts. Seine Jobs verlor er immer so schnell, weil er mit den Leuten nicht klar kam. Am Anfang haben wir noch gemeinsam Fernsehen oder DVDs geschaut. Später nicht mehr. Es waren aber keine Horrorfilme. Wilfried fand sich mit seinen Handlungsweisen als völlig normal. Falls ich zur Polizei gehen würde, drohte er mir Ungemach an. Er hätte da ein paar Männer an der Hand, die sich um mich kümmern würden."

16.16 Uhr: Es zeigt sich, dass die Misshandlungen der beiden Frauen erstaunliche Parallelen zu den angeklagten Quälereien auf dem Gehöft in Bosseborn aufweisen.

Michaela K. führt weiter aus: "Wilfried W. war sehr besitzergreifend. Er kettete seine Ehefrau über Nacht mit Handschellen an die Heizung an. Als ich Wilfried W. kennenlernte, war er zuvorkommend und zärtlich. Das änderte sich aber bald. Er hat mein Leben kaputt gemacht."

Peter Wüller hakt noch einmal nach: "War da noch mehr, was Sie ertragen mussten außer Armumdrehen?" Die Zeugin erklärt: "Er setzte sich auf mich und schnürte mir die Luft ab. Er machte es immer dann, wenn er wollte. Er schlug mich auch, mal mit der Faust, mal mit der geöffneten Hand oder drehte mir den Arm um. Später wurde festgestellt, dass ich schon mal Knochenbrüche hatte an den Fingern, oder an einem Finger. Das war die Folge der Misshandlungen."

Angelika W.s Strafverteidiger will wissen, ob Wilfried W. sich auf sie gesetzt und ihr die Luft genommen habe. Michaela K. sagt: "Ich möchte diese Bilder nicht wieder aufleben lassen. Das Würgen erfolgte mit bloßen Händen. Es kam immer dann vor, wenn man einen Fehler gemacht hatte, wenn man nicht das machte, was er wollte. Manchmal dachte ich, wenn er mir die Luft wegnahm, dass ich sterbe. Ich hatte Todesangst und sah nur noch Sterne."

16.07 Uhr: Die Gutachterin fragt weiter: "Wenn Sie verurteilt wurden, muss es doch irgendwann mal zum Streit zwischen der Ehefrau von Wilfried und Ihnen gekommen sein. Sonst hätte man 1995 nicht vor Gericht gestanden. Können Sie sich daran erinnern?" Die Zeugin bleibt stumm.

"Können Sie sich daran erinnern, dass Sie die Ehefrau von Wilfried W. als verrückt bezeichnet haben? Verhielt Sie sich auffällig?", hakt Saimeh nach. Doch auch darauf gibt es keine Antwort von Michaela K..

Die Psychiaterin fragt, ob die Zeugin davon weiß, dass Anja S., die Ehefrau, mal im Kofferraum transportiert wurde. Nach Intervention des Vorsitzenden Richters antwortet die Zeugin, dass da mal was war.

Saimeh weiter: "Wer sperrte Sie damals in den Kofferraum?" Die 45-Jährige antwortet nicht. "Anja S. soll Sie auch mal beleidigt haben. Können Sie sich daran erinnern, dass Sie mal frech geworden ist?" Das wird mit einem Kopfschütteln beantwortet.

"Ich kann mich daran erinnern, dass Wilfried W., wenn er nervös war, mit seinen Augen klimperte. Auch wenn er sauer war", fügt die Zeugin an. "Wann wurde Wilfried W. sauer?", fragt Saimeh.

Dieses Mal gibt es eine etwas ausführlichere Antwort: "Wenn ich mit anderen zusammengestanden und erzählt habe. Er war dann lange sauer. Er wurde dann auch gewalttätig. Er fing dann auch an zu schlagen." Die Psychiaterin will es genauer wissen: "Gab es Regeln, die man einhalten musste?"

Darauf die Zeugin: "Es musste immer alles so passieren, wie er es wollte. Übermäßig ordentlich war er nicht. Wenn er sagte, heute gibt es Nudeln oder Kartoffeln, dann musste es genau so sein. Hatte man sich umentschieden, dann gab es Ärger und er wurde dann nervös. Er drehte dann den Arm um. Deswegen möchte ich mich nicht mehr daran erinnern. Er hat mich hörig gemacht. Das will ich nie wieder erleben."

Die Gutachterin will wissen, wie er es geschafft hätte, sie hörig zu machen. "Er machte einem Angst. Er war unberechenbar. Er sagte, dass er wüsste, wo meine Schwester wohnt, wo ich arbeite. Er machte einfach Angst. Ich war ungefähr ein bis zwei Jahre mit ihm zusammen. Die Attacken von Wilfried fingen nach einem halben Jahr an. Er zeigt mir auch, wie man sich selbst verteidigen kann, wie man jemandem die Finger nach hinten verbiegt. Ich habe gefordert, dass er aufhört. Er sagte immer nur, ich solle mich wehren."

Die Zeugin erklärt, sie sei so eingeschüchtert gewesen, dass sie nicht von ihm weg ging. "Die Gewalttätigkeiten fanden noch vor der Zeit von Anja S. statt. Er lauerte mir nach der Trennung auf, setzte mich unter Druck. Er wollte auch Geld von mir haben. Er hat über das verfügt, was ich verdient habe. Er bekam mein Gehalt. Er sagte, wir müssten wohl zusammen davon leben. Die meiste Zeit war Wilfried W. auf dem Arbeitsamt. Wenn er mal arbeitete, war es schnell vorbei. Nirgends hat er es lange ausgehalten."

Michaela K. wird ausführlicher: "Ich durfte nie alleine raus, konnte nie alleine einkaufen gehen. Ich bin nie zur Polizei gegangen. Wilfried sagte mir, dass die erst handeln, wenn wirklich was passiert ist."

Saimeh fragt: "Gab es in der Partnerschaft auch gewaltfreie Zeiten, war er zärtlich zu ihnen?" Die Zeugin beantwortet das mit "Mal so, mal so".

Jetzt will die Psychiaterin mehr über die Zeit der Dreiecksbeziehung wissen. "Das habe ich nicht freiwillig gemacht. Ich durfte nicht mehr bei meinen Eltern anrufen. Ich wusste gar nicht, dass er geheiratet hat. Er lauerte mir auf und sagte nur: 'Komm mit!' Er hat mich dann zum Auto gezerrt. In seinem Beisein durfte ich dann bei meinen Eltern anrufen. Ich war mehrere Wochen unter seiner Kontrolle. Anja S., seine Ehefrau, war dann auch da. Sie wurde auch von Wilfried misshandelt."

Saimeh wundert sich, ob sich die die beiden Frauen nicht zusammentun konnten. Die 45-Jährige antwortet: "Wilfried W. hatte einen Schäferhund, der saß immer vor der Tür. Die Fenster waren geschlossen. Wir beiden Frauen konnten auch nicht gemeinsam einkaufen gehen. Wenn Anja S. mehr Schläge bekam, wurde ich umso weniger misshandelt. Deswegen habe ich Abstand von Anja S. genommen."

15.36 Uhr: Nach der Pause gibt die Rechtsvertretung der Zeugin eine Erklärung ab. Die Zeugin befürchte, in der Öffentlichkeit wiedererkannt zu werden. Deswegen sei sie so sparsam mit ihren Aussagen.

Richter Bernd Emminghaus stellt klar: "Es geht uns nicht um die Straftaten der Zeugin. Es geht uns um die Lebensweise von Wilfried W.." Deshalb fragt Gutachterin Saimeh erneut: "Mich interessiert mehr über die Zeit der Dreiecksbeziehung. Zwei Frauen lebten mit einem Mann, Wilfried W., zusammen. War der Grund für die Trennung von Wilfried und Ihnen, dass Ihre Mutter mehr Zeit mit Ihnen verbringen wollte?"

Die Antworten der Zeugin bleiben auch weiterhin wortkarg: "Das kann ich nicht sagen." Saimeh fragt: "Gab es andere Gründe für die Trennung? Fanden Sie Wilfried auf einmal nicht mehr nett? Waren Sie ärgerlich, dass Wilfried W. schon kurz nach der Trennung von Ihnen seine zukünftige Ehefrau kennenlernte?"

Michaela K. behauptet, sie neige nicht zur Eifersucht. Die Gutachterin hakt nach: "Waren Sie eifersüchtig?" Daraufhin bekommt sie keine Antwort.

"Als Wilfried schon verheiratet war, waren Sie trotzdem des öfteren bei Wilfried zu Besuch?" Auch auf diese Frage der Psychiaterin bleibt die 45-Jährige eine Antwort schuldig.

Doch Saimeh gibt nicht nach: "Hatten Sie damals einen braunen Fiesta?" Dieses Mal antwortet die Zeugin: "Es war nicht nur eins. Ich benutzte das Auto meiner Mutter."

Die Gutachterin fragt: "Sind Sie mit dem Auto zur Wohnung von Wilfried gefahren und haben ihn dort beobachtet, als er schon seine zukünftige Ehefrau hatte?"

Michaela K. widerspricht: "Wilfried lauerte mir immer auf. Er war dann alleine, ohne seine neue Freundin." Saimeh bohrt weiter: "Wollte er wieder Kontakt zu Ihnen haben?" Das bejaht die Zeugin. Er sei nicht mit seiner neuen Freundin unterwegs gewesen.

"Sind Sie denn irgendwann mal bei Wilfried W. und seiner Freundin eingezogen, haben dort übernachtet?", fragt die Psychiaterin. "Das ist so lange her. Das kriege ich nicht mehr auf die Reihe", bekommt sie zu hören.

Saimeh lässt auch weiterhin nicht locker: "Sie sind wegen Beihilfe zur Körperverletzung verurteilt worden. Sie müssen in der Wohnung gewesen sein." Doch auch darauf entgegnet die Zeugin nur ausweichend: "Ich kann mich nicht mehr daran erinnern."

Nun will die Gutachterin wissen, wie die neue Ehefrau von Wilfried W. aussah. Michaela K. beschreibt sie wie folgt: "Sie war schlank, groß und dürr. Als junge Frau hatte ich mittellange Haare."

Nahlah Saimeh interessiert sich dafür, ob das Thema zur Sprache kam, dass Wilfried gerne lange Haare bei einer Frau hätte. "Das weiß ich nicht", sagt die 45-Jährige.

15.13 Uhr: Obwohl die Gutachterin Nahlah Saimeh alles gibt, will die Zeugin auch weiterhin nicht viel sagen. Das einzige, das sie verriet, ist, dass sie früher zu allem "Ja" und "Amen" gesagt habe. Heute sei sie wesentlich stärker und kritischer. Mehr will die Zeugin auf keinen Fall sagen. Die Gutachterin sagt, dass sie die Befragung abbricht, da sie nicht zielführend sei.

Jetzt hakt Peter Wüller, Strafverteidiger von Angelika W., nach: "Ich bin der Meinung, dass Sie die Fragen teilweise nicht wahrheitsgemäß beantwortet haben. Diese Sache muss Oberstaatsanwalt Meyer verfolgen. Das Schöffengericht hat 1995 Folgendes festgestellt: Können Sie sich an die Verhandlung 1995 erinnern?" Das verneint die 45-Jährige.

Peter Wüller fragt weiter: "Wie oft standen Sie als Angeklagte vor Gericht?" Zögerlich kommt die Antwort: "Einmal." Der Rechtsanwalt fragt daraufhin: "Erinnern Sie sich, dass Sie mit Wilfried W. gemeinsam vor Gericht gestanden haben? Können Sie sich daran erinnern, was Ihnen damals vorgeworfen wurde?"

Die Zeugin bleibt einsilbig: "Ich habe keine Unterlagen." Peter Wüller ist weiterhin hartnäckig: "War es ein Ladendiebstahl?" Das könne man im Internet nachlesen, antwortet Michaela K..

"Wissen Sie, wen Sie damals verletzt haben, wer das Opfer war?", fragt Wüller weiter. Doch die Zeugin bleibt stumm und gibt keine Auskunft. "Sagt Ihnen der Name Anja S. etwas? Wie darf ich Ihr Schweigen deuten?", bohrt der Strafverteidiger weiter. "Die Zeugin hat kein Aussageverweigerungsrecht", gibt er anschließend zu verstehen.

Oberstaatsanwalt Ralf Meyer greift ein. Er belehrt die Zeugin. Sie könne nicht immer schweigen, sie solle nicht vorgeführt werden, ihr würde keiner im Gerichtssaal glauben. "Ich am allerwenigsten. Sie sollen nicht alle Einzelheiten wiedergeben, aber sie können die Fragen erschöpfender beantworten. Ich sehe ansonsten keine andere Wahl, gegen Sie ein Verfahren wegen Falschaussage einzuleiten." Er plädiert für eine 10-minütige Pause.

14.57 Uhr: Es wirkt so, als seien Michaela K. die derzeitige Bekanntschaft und die Straftaten peinlich. 1995 wurde sie wegen gefährlicher Körperverletzung und Beihilfe zu diversen anderen Straftaten zu einem Jahr Knast auf Bewährung verurteilt. Damals sagte sie aus, dass sich die misshandelte Ehefrau von Wilfried W. selbst verletzt habe.

Das behauptete auch Wilfried W.. Er wurde wegen gefährlicher Körperverletzung in sechs Fällen, Freiheitsberaubung und Nötigung zu zwei Jahren und neun Monaten verurteilt.

Der Oberstaatsanwalt Günter Krüssnmann war beeindruckt von den Taten. "Ich arbeite jetzt 25 Jahre in diesem Beruf, aber ich habe es noch nie erlebt, dass ein Ehemann seine Frau derartig drangsaliert und gequält hat", sagte der Jurist nach dem Urteil.

Das Opfer Sabine S. erlebte eine furchtbare Dreiecksbeziehung. Zwei Monate lang wurde die junge Frau von ihrem Gatten und dessen Lebensgefährtin, die heute als Zeugin aussagt, immer wieder verprügelt, gebrandmarkt, eingesperrt und mit sadistischen Praktiken genötigt.

14.50 Uhr: Die 45-Jährige berichtet weiter: "Ich weiß die gesamten Zusammenhänge nicht mehr. Ich will nichts Falsches sagen." Die Gutachterin antwortet, dass nahezu jeder Mensch Phasen im Leben hätte, die unerfreulich seien. "Normalerweise erinnert man sich an diese Phasen. Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie sich nicht erinnern können. Ich könnte verstehen, wenn Sie sagen, ich möchte mich nicht daran erinnern."

Saimeh fragt weiter: "Hat Wilfried W., Ihr Freund, damals Hobbys gehabt? Wann sind Sie aus dem Elternhaus ausgezogen?" Die Frau im Zeugenstand sagt: "Ich habe heute eine eigene Wohnung. Meine erste eigene Wohnung hatte ich, als ich um die 20 Jahre alt war."

Insgesamt ist die Zeugin wortkarg. Sie möchte nicht viel über sich preis geben.

14.45 Uhr: Gutachterin Nahlah Saimeh fragt, ob die Zeugin nicht die Sonnenbrille abnehmen könne, die sie seit Beginn der Befragung trägt. Das tut sie.

Die Gutachterin fragt: "Was ist Ihre berufliche Tätigkeit?" Daraufhin antwortet die Zeugin: "Ich bin in Paderborn bekannt, möchte nicht viel sagen, ich bin in Teilzeit im Einzelhandel tätig. Ich mache das schon seit über 20 Jahren. Ich weiß nicht mehr, ob ich Wilfried W. damals über eine Anzeige kennengelernt habe.

Vielleicht habe ich ihn auch in der Stadt getroffen. Ich habe die schlimmste Zeit meines Lebens aus meinem Kopf gestrichen. Ich weiß nichts mehr. (Anmerkung der Redaktion: In der Verhandlung 1995 hatte sie angegeben, Wilfried W. über eine Bekanntschaftsanzeige kennengelernt zu haben.)

Ich habe mich nach der Verurteilung wieder ins Leben zurückkämpfen müssen, musste Schulden zurückzahlen. Wo ich die Schulden hatte, weiß ich nicht, ich habe keine Unterlagen mehr. Ich will es auch nicht wieder hochkommen lassen, weil alles schlimm genug war."

Die Gutachterin fragt: "Aber man weiß doch schon, wo die Schulden abgezahlt wurden." Die Zeugin antwortet: "Was hat das alles mit der Sache zu tun?"

Saimeh: "Es geht in dem jetzigen Verfahren auch darum, wie das Muster von Beziehungen ist, die Wilfried W. eingeht. Es gibt Gründe dafür, dass die Bedingungen des Zusammenlebens doch von den üblichen Normen abweichen. Weil Sie mal eine Beziehung geführt haben, in Form einer Dreiecksbeziehung, ist für mich alles wichtig.

Ich möchte wissen, wie damals das Zusammenleben war. Sie sind die einzige, die über die damalige Zeit Auskunft geben kann. Ich habe verstanden, dass Sie nicht mehr wissen, wo sie Wilfried kennengelernt haben. Was fanden sie nett an Wilfried?"

Die 45-Jährige erklärt, dass sie das nicht mehr wisse. "Kann ich nicht sagen." Das stellt Nahlah Saimeh nicht zufrieden. Sie hakt nach: "War es aus Langeweile, hatten Sie nichts Besseres zu tun?"

Das beantwortet die Zeugin ebenfalls ausweichend: "Das weiß ich nicht. Ich kann nichts erzählen, an das ich mich nicht zu 100 Prozent erinnern kann."

14.23 Uhr: Michaela K. ist inzwischen 45 Jahre alt. Im Mai 2016 wurde sie von der Kripo Bielefeld aufgesucht.

Damals sagte sie, sie wolle nicht mehr von der Geschichte hören, sie habe damit abgeschlossen. Der Vorstzende Richter Emminghaus hat zwar Verständnis für ihr Verhalten, hält aber ihre Aussage trotzdem für wichtig.

Eminghaus: "War das damalige Urteil richtig?" Zeugin: "Ich habe daran keine Erinnerung mehr. Ich weiß es nicht mehr. Ich habe es verdrängt, möchte mich nicht mehr an diese Sache erinnern."

Emminghaus: "Sie wurde im letzten Jahr von der Kripo Bielefeld schon gefragt, ob es auch durch Wilfried W. Gewalt gegen sie gab."

Zeugin: "Ich weiß es nicht. Nach der damaligen Tat habe ich keinen Kontakt mehr zu Wilfried W. gehabt."

Emminghaus: "Gab es Gewalt gegen Sie?" Zeugin: "Ich möchte mich nicht mehr daran erinnern."

Emminghaus: "Hat es mal Schläge gegeben von Wilfried gegenüber Ihnen?" Zeugin: "Das stimmt. Aber wie alles zusammenhing, weiß ich nicht."

Emminghaus: "Ich lese mal vor, was sie derzeit 2016 der Kripo gesagt haben. Damals haben sie gesagt, dass es auch ihnen gegenüber Gewalt gab."

Auch Wilfried W. ist bereits vor Ort.
Auch Wilfried W. ist bereits vor Ort.
Angelika W. ist im Gerichtssaal.
Angelika W. ist im Gerichtssaal.

14.13 Uhr: Zum 43. Verhandlungstag erschien die Zeugin mit einer Kapuze bedeckt vor Gericht.