Niederau - Dieses Therapeuten-Paar ist außergewöhnlich! Seit 25 Jahren betreiben Hartmut (55) und Romy Sommer (51) ihre Physiotherapie in Niederau nahe Meißen. Über 5000 Patienten gingen durch ihre heilenden Hände - dabei können beide gar nicht richtig sehen!

Die Therapeuten leiden an Krankheiten, sind sehbehindert. Herr Sommer hat nur 30 Prozent Sehvermögen, seine Frau gar seit Geburt nur 10 Prozent. „Ich erkenne nur Umrisse, keine Gesichter“, sagt Romy Sommer. „Rezepte kann ich nur mit der Lupe lesen.“

Dennoch bewegen sich beide sicher durch ihre Praxis. „Es ist ja unsere gewohnte Umgebung hier. Unsere Wohnung ist auch gleich über der Praxis“, sagt Hartmut Sommer. „Und wir versuchen immer alles an gewohnter Stelle abzulegen, damit wir es wieder finden.“ Eine Mitarbeiterin an der Rezeption kümmert sich um Schreibkram und Telefon.

Nur wie klappt die Therapie-Arbeit mit Menschen? „Ich sehe mit meinen Händen“, sagt Romy Sommer. Mit ihrem ausgeprägten Tastsinn fühlt die ausgebildete Physiotherapeutin und Osteopathin etwa problemlos Schmerzpunkte, spürt Muskelverhärtungen auf.

Da ihre Hand während der Übungen meist am Patienten anliegt, können die auch nicht „schummeln“: „Spannung halten, die Arme gerade! Und Luft holen nicht vergessen“, korrigiert Frau Sommer eine junge Dame bei einer Gleichgewichtsübung. Und Patientin Cornelia Worsch (55) sagt: „Ich sehe in dem Handicap keinen Nachteil, fühle mich wohl in ihren Händen.“ Ralf Schulze (55), der von Herrn Sommer massiert wird: „Er macht das gut, ich bin zufrieden, komme seit zehn Jahren hierher.“

Die Sommers lernten sich während der Ausbildung zum Masseur kennen, heirateten 1990. Zwei Jahre danach eröffneten sie ihre Physiotherapie in Niederau, feiern jetzt 25-jähriges Praxis-Jubiläum! Und ihre Patienten hoffen auf viele weitere Jahre ...