Klinik-Direktor mahnt: Probleme bei Kinderkliniken bestehen seit Jahren

Frankfurt am Main - Die Lage an den Kinderkliniken bleibt angespannt. Nach Angaben des Ärztlichen Direktor des Universitätsklinikums Frankfurt, Prof. Jürgen Graf, ist das Problem derzeit zwar akut, "aber alles andere als neu".

Prof. Jürgen Graf, Direktor der Uniklinik Frankfurt, sagt, dass das Problem der mangelnden Kapazitäten an Kinderkliniken schon seit etwa zehn Jahren besteht.
Prof. Jürgen Graf, Direktor der Uniklinik Frankfurt, sagt, dass das Problem der mangelnden Kapazitäten an Kinderkliniken schon seit etwa zehn Jahren besteht.  © Markus Schreiber/AP POOL/dpa

"Wir haben seit etwa einer Dekade im Herbst und Winter ein wachsendes Missverhältnis zwischen der Zahl der zu versorgenden Kinder und den vorhandenen Kapazitäten", sagte Graf.

Die Zahl der Infekte liege wahrscheinlich in diesem Winter nur geringfügig höher als in den Vorjahren. Es gebe aber noch weniger Personal als in den Vorjahren.

Zu den generellen Kapazitätsverlusten komme ein Krankenstand bei den Mitarbeitern "in einem Ausmaß, wie wir es bislang noch nicht gesehen haben".

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Die Kinderheilkunde sei seit mindestens zehn Jahren sowohl im ambulanten (Kinderarztpraxen) als auch im stationären (Krankenhäuser) Sektor "so strukturiert, dass sich viele Leistungen nicht rechnen".

"Das Problem ist, dass es dafür keine schnelle Lösung gibt", sagte Graf, "das ist ein echtes Strukturproblem".

Vorschläge, etwa dass Kollegen aus der Erwachsenenmedizin aushelfen sollen, seien kaum realisierbar - auch dort gebe es im Moment Kapazitätsengpässe.

In diesem Jahr ist die Lage an den Kinderkliniken besonders angespannt.
In diesem Jahr ist die Lage an den Kinderkliniken besonders angespannt.  © Christoph Soeder/dpa

Hilft die Reform der Krankenhausfinanzierung?

Eine Chance sieht Graf in der kürzlich von einer Regierungskommission vorgeschlagenen Reform der Krankenhausfinanzierung. Das sei aber ein Prozess, der mehrere Jahre brauchen werde, sagte Graf.

Das Modell soll die Abrechnung nach Fallpauschalen (DRGs) nicht ersetzen, aber weiterentwickeln. Eine Komponente dabei ist die Schaffung von "Leistungsgruppen", eine andere die Einteilung von Kliniken in verschiedene "Levels".

"Wir müssen dringend eine echte Reform auf den Weg bringen - dringend für die Leistungserbringer, aber auch dringend für die Bevölkerung", sagte Graf. Davon würde auch die Kinderheilkunde profitieren.

Titelfoto: Bild-Montage: Markus Schreiber/AP Pool/dpa, Christoph Soeder/dpa

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