SPD-Chef fordert 14 Euro Mindestlohn: Doch gehen da nicht Tausende Unternehmen pleite?

Berlin - Mit seiner Forderung nach 14 Euro Mindestlohn sorgte SPD-Chef Lars Klingbeil (45) in der vergangenen Woche für hitzige Diskussionen. Ist das denn überhaupt möglich, ohne unzählige Unternehmen in die Insolvenz zu schicken und die Inflation weiter in die Höhe zu treiben?

SPD-Chef Lars Klingbeil (45) im TAG24-Gespräch.
SPD-Chef Lars Klingbeil (45) im TAG24-Gespräch.  © Christian Kielmann

"Ein angemessener Mindestlohn ist immer nur die unterste Haltelinie. Es geht darum, dass Leute von ihrer Arbeit leben können, das ist eine Frage des Respekts", sagt Klingbeil. Schon bei der Einführung des Mindestlohns sei immer wieder behauptet worden, dass dieser Jobs zerstören würde.

"Ein Stück weit stimmt das auch", gibt der SPD-Chef zu, um aber sogleich zu relativieren: "Wenn es um Ausbeutung geht. Denken Sie beispielsweise an Briefzusteller, die 3 Euro pro Stunde bekommen haben und die dann Mitte des Monats zum Staat gehen mussten, weil das Geld alle war."

Doch was wird aus Unternehmen, die sich 14 Euro Mindestlohn für ihre Mitarbeiter wirklich nicht mehr leisten können? "Natürlich kenne ich auch Unternehmen, für die der aktuelle Mindestlohn eine Herausforderung ist. Da müssen wir darüber reden, was sonst gemacht werden kann, um sie zu stärken."

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Doch ist der Mindestlohn nicht das einzige Instrument, mit dem sich die SPD für Geringverdiener einsetzen will. "Wir wollen generell Löhne stärken und die Tarifbindung ausweiten. Mit dem Tariftreuegesetz werden wir regeln, dass der Bund nur noch Aufträge an solche Unternehmen vergeben darf, die ihre Mitarbeiter auch ordentlich bezahlen", so Klingbeil weiter.

Aktuell liegt der Mindestlohn bei 12 Euro.
Aktuell liegt der Mindestlohn bei 12 Euro.  © dpa/Marijan Murat

Das sagt SPD-Chef Klingbeil zu einem CDU-Vorschlag

Abseits der Diskussion über Mindestlohn und Tariftreue ging CDU-Mann Carsten Linnemann (45) jüngst mit einem interessanten Vorschlag an die Öffentlichkeit. Er regte an, künftig jede Überstunde steuerfrei zu machen. Gute Idee oder ein Märchenschloss?

"Das ist nicht so simpel, wie Sie denken mögen. Hart arbeiten, sich anstrengen, das heißt nicht, dass man dafür Überstunden machen muss. Das ist ein komisches Verständnis von guter Arbeit. Eine Pflegekraft weiß nach 38 Stunden, was sie geleistet hat, für die ist eine Überstunde etwas anderes als für einen Büroangestellten", so Klingbeil.

Titelfoto: dpa/Marijan Murat

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