Biotonne für alle: Was steckt hinter dieser Forderung?

Coesfeld/NRW - Die Erneuerbaren-Branche fordert eine Pflicht zur Biotonne, damit mehr organischer Abfall gesammelt und zu Biogas verwertet werden kann.

Durch die Biotonne könnte mehr Bioabfall für Gas gesammelt werden.
Durch die Biotonne könnte mehr Bioabfall für Gas gesammelt werden.  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

"Bioabfall ist ein Rohstoff, der viel zu wenig genutzt wird", sagte der Vorsitzende des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE), Reiner Priggen, am Dienstag in Coesfeld.

Ein Sechstel des Erdgases, das zuletzt in Deutschlands Gaskraftwerken für die Stromerzeugung verbrannt wurde, könnte durch Biogas ersetzt werden. Derzeit sei der Anteil deutlich niedriger.

Noch immer landeten schätzungsweise 40 Prozent der Lebensmittelabfälle in der Restmülltonne.

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Dieser Wert sollte dringend gesenkt werden, sagt Priggen. "Wir müssen die Potenziale der Biotonne auch nutzen."

Einige Städte in NRW täten viel zu wenig und setzten statt auf Pflicht nur auf freiwillige Modelle: Die Bürger können Biotonnen bestellen, müssen aber Gebühren zahlen. Daher verzichteten viele Haushalte auf die braune Tonne.

Als Negativbeispiele nannte Priggen Duisburg und Essen, wo Biotonnen "ein Schattendasein" führten. Er schlägt vor, bei Biotonnen keine Gebühren auszuweisen, sondern deren Kosten beim Restmüll einzupreisen. Dadurch würden die Bürger Biotonnen nicht als finanzielle Last empfinden.

Woher kommt der meiste Biomüll?

Der Biomüll kann zu Biogas verarbeitet werden.
Der Biomüll kann zu Biogas verarbeitet werden.  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Wegen der Corona-Pandemie hat sich das Aufkommen an Biomüll in Deutschland deutlich verändert.

In Großküchen, Restaurants, Kantinen und auf Märkten fielen im Jahr 2020 insgesamt 1,1 Millionen Tonnen des kompostierbaren Mülls an, 17,3 Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt im September mitteilte.

Demgegenüber stieg die Menge an Abfall aus der Biotonne, und zwar um 7,3 Prozent auf 5,0 Millionen Tonnen an.

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Hinzu kam eine leichte Zunahme um 0,2 Prozent auf 5,7 Millionen Tonnen bei den Garten- und Parkabfällen.

Insgesamt 11,8 Millionen Tonnen Biomüll wurden von Entsorgungsunternehmen eingesammelt - knapp ein Viertel (plus 23,7 Prozent) mehr als noch zehn Jahre zuvor.

97 Prozent aller biologischen Abfälle, die an Abfallentsorgungsanlagen angenommen wurden, seien recycelt worden. Unter anderem seien daraus 4,8 Millionen Tonnen Kompost und 746,6 Millionen Kubikmeter Biogas gewonnen worden, erklärte das Bundesamt.

Titelfoto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

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