"Schamlos und makaber": Ärger um AfD-Rede beim Holocaust-Gedenken

Freital - Die geplante Rede eines AfD-Politikers am Holocaust-Gedenktag in Freital sorgt für Kritik.

Laut Christoph Heubner (74), dem Vizepräsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees, sei ein AfD-Auftritt am 27. Januar in Freital makaber.
Laut Christoph Heubner (74), dem Vizepräsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees, sei ein AfD-Auftritt am 27. Januar in Freital makaber.  © Christoph Soeder/dpa

Für Überlebende des Holocaust wirke dies schamlos und makaber, erklärte der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner (74), am heutigen Mittwoch.

Die AfD in Sachsen sei eine rechtsextreme Partei. Die Mitglieder verbreiteten eine Ideologie, mit der sie Menschen stigmatisierten. Zudem hätten ihre Vertreter die Verbrechen der Nazijahre wiederholt bagatellisiert und für irrelevant erklärt, kritisierte Heubner.

In Freital bei Dresden wechseln sich nach Angaben der Stadt seit Jahren die Stadtratsfraktionen bei den Reden am Holocaust-Gedenktag ab. In diesem Jahr wäre demnach turnusmäßig die AfD an der Reihe, die acht der 34 Stadträte stellt. Der Ältestenrat hatte dies in einer Sondersitzung am Montag bestätigt. Wer genau die Rede halten wird, lege die Fraktion fest, hieß es.

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Der Stadtverwaltung lägen dazu noch keine Informationen vor. Zuvor hatte der MDR berichtet.

Oberbürgermeister Uwe Rumberg sieht alles nicht so eng

Freitals Oberbürgermeister Uwe Rumberg (65, Konservative Mitte) hält die geplante Rede der AfD nicht für problematisch.
Freitals Oberbürgermeister Uwe Rumberg (65, Konservative Mitte) hält die geplante Rede der AfD nicht für problematisch.  © Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

"Ob es nun allen passt oder nicht: Die AfD-Fraktion sitzt demokratisch gewählt im Stadtrat", betonte Oberbürgermeister Uwe Rumberg (65, Konservative Mitte) auf Anfrage. Es gebe ein von allen Seiten gebilligtes Prozedere, das der Ältestenrat noch einmal bestätigt habe. Daher verstehe er die Empörung nicht.

"Und statt weiter zu spalten und das öffentliche Erinnern zu instrumentalisieren oder in den Schatten einer Ideologie zu stellen, erwarte ich, dass sich alle friedlich und würdevoll am Gedenken beteiligen."

Der Anlass der Kranzniederlegung gebiete Mäßigung und Zurückhaltung. Sonst werde das Erinnern an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in den Hintergrund gedrängt und beschädigt.

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Die Linke-Landtagsabgeordnete Antje Feiks (44) kritisierte das Vorgehen der Stadt. Eine Rede eines AfD-Politikers an so einem Tag gehe nicht, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

Die sächsische AfD werde vom Landesamt für Verfassungsschutz als "gesichert rechtsextrem" eingestuft.

Gedenken am 27. Januar

Die geplante AfD-Rede in Freital stößt auf Empörung. (Symbolbild)
Die geplante AfD-Rede in Freital stößt auf Empörung. (Symbolbild)  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Zudem verwies Feiks auf jüngste Enthüllungen zu einem Treffen von Rechtsextremisten mit AfD-Politikern, bei dem über "Remigration" gesprochen wurde. Wenn Rechtsextremisten diesen Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.

Aus ihrer Sicht hätte die Stadt einen anderen Redner, etwa einen Vertreter der Kirchen, einladen müssen. Lautstarker Protest verbiete sich aber an solch einem Tag, sagte Feiks. Daher laden Linke, SPD und Grüne zu einem "demokratischen Spaziergang".

Auf dem Programm steht eine Ausstellung in den örtlichen Parteibüros sowie eine Lesung mit dem Autor des Buches "Unter Nazis", Jakob Springfeld. Die Stadträte von Linken, SPD und Grünen wollten nur die Eröffnung der städtischen Gedenkveranstaltung besuchen und sich dann bei der Rede des AfD-Vertreters zurückziehen.

Seit Jahren wird am 27. Januar der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht. An dem Tag wurde 1945 das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. In Sachsen sind dazu vielerorts Gedenkveranstaltungen geplant.

Titelfoto: Fotomontage: Christoph Soeder/dpa//Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

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