Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine warnen im Fall Nawalny vor Heuchelei

Berlin - Die ehemalige Fraktionschefin der Linken im Bundestag, Sahra Wagenknecht (51), hat in der Debatte um Konsequenzen gegenüber Russland nach der Vergiftung des Kremlkritikers Alexej Nawalny vor Heuchelei gewarnt.

Sahra Wagenknecht (Linke) bei einer Sondersitzung des Deutschen Bundestages.
Sahra Wagenknecht (Linke) bei einer Sondersitzung des Deutschen Bundestages.  © Kay Nietfeld/dpa

Wagenknecht erklärte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", wer mit Verweis auf Nawalny ein Aus für die Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 fordere, müsse alle anderen Rohstofflieferanten Deutschlands nach den gleichen Kriterien bewerten und auch da Konsequenzen verlangen. "Alles andere ist Heuchelei."

Einen Oppositionspolitiker mit dem Nervengift Nowitschok zu vergiften, sei ein abscheuliches Verbrechen.

"Aber selbst wenn der Kreml dafür verantwortlich sein sollte (wofür es bisher keine Belege gibt), ist es auch nicht abscheulicher, als Oppositionelle zu köpfen oder zu Tode zu peitschen, wie es in Saudi-Arabien, von dem wir Öl beziehen, gängige Praxis ist", so die Bundestagsabgeordnete.

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"Es ist auch nicht abscheulicher, als unschuldige Zivilisten mit Drohnen zu zerfetzen, wie es die Vereinigten Staaten, die uns ihr Fracking-Gas liefern, in weit mehr als tausend Fällen getan haben."

Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 soll russisches Gas nach Deutschland bringen - nach der Vergiftung Nawalnys ist eine Debatte entbrannt, ob das Vorhaben gestoppt werden sollte.

Auch Wagenknechts Ehepartner Oskar Lafontaine (76) warnte vor Heuchelei. Über die Sammlungsbewegung "Aufstehen" rief er zur Debatte darüber auf, ob eine Bundesregierung, "die sich selbst an völkerrechtswidrigen Kriegen beteiligt", moralisch berechtigt sei, derartige Verbrechen wie jenes im Fall Nawalny zu verurteilen.

Außenminister Heiko Maas (53) sagte derweil: "Ich hoffe nicht, dass die Russen uns zwingen, unsere Haltung zu Nord Stream 2 zu ändern." Maas betonte aber auch, dass ein Stopp der fast fertig gebauten Pipeline auch deutschen und europäischen Firmen schaden würde.

Oskar Lafontaine, früherer Bundesvorsitzender der Partei Die Linke, spricht während eines Interviews in seinem Büro im Landtag des Saarlands.
Oskar Lafontaine, früherer Bundesvorsitzender der Partei Die Linke, spricht während eines Interviews in seinem Büro im Landtag des Saarlands.  © Oliver Dietze/dpa

Die Bundesregierung hatte nach Untersuchungen eines Spezial-Labors der Bundeswehr mitgeteilt, dass sie es als zweifelsfrei erwiesen ansehe, dass Nawalny mit dem militärischen Nervengift Nowitschok vergiftet worden sei.

Russland bestreitet eine Verwicklung in den Fall. Nawalny war bei einem Inlandsflug in Russland unter heftigen Schmerzen ins Koma gefallen und wird inzwischen in der Berliner Universitätsklinik Charité behandelt.

Titelfoto: Oliver Dietze, Kay Nietfeld / dpa

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