Landtagswahl Sachsen: Diese Politiker setzen alles auf eine Karte

Dresden - Am 1. September wird in Sachsen über die Zusammensetzung des neuen Landtages abgestimmt. Der Wahlkampf hat längst begonnen. Um die neuen Mandate kämpfen Hunderte Kandidaten verschiedenster Parteien.

Eine Gruppe erfahrener Politiker, Parlamentarier und ein Minister sticht dabei heraus, denn diese Männer und Frauen setzen alles auf eine Karte. Sie gehen als Direktkandidaten ohne Platz auf der Partei-Liste ins Rennen.

"Hopp oder Top!" gilt für sie definitiv.

CDU-Vize Sören Voigt (52)

Sören Voigt (52) geht für die CDU an den Start.
Sören Voigt (52) geht für die CDU an den Start.  © Sven Gleisberg

Sören Voigt (52) stellt sich bereits das dritte Mal im Vogtland zur Wahl ohne die politische Zukunftsversicherung eines (vorderen) Listenplatzes. "Ich mache das aus Überzeugung. Ich möchte, dass sich die Mehrheit der Wähler in meinem Wahlkreis für mich entscheidet und ich mit diesen Stimmen das klare Mandat bekomme, für die Menschen meiner Heimat im Parlament zu sprechen", sagt der Christdemokrat.

Der Vize-Fraktionsvorsitzende der CDU entschied sich nach Rücksprache mit seiner Familie für diesen kompromisslosen Weg. "Ich werde bis zum 1. September 18 Uhr dafür kämpfen, dass ich wieder in den Landtag einziehe", kündigt er zielstrebig und zugleich demütig an.

Was denkt er über Parteifreunde, die nur über die Landesliste Bestätigung suchen? Voigt: "Ich habe volles Verständnis für jeden von ihnen. Aber sorry, das ist nicht mein Weg. Ich will persönlich überzeugen."

Die CDU schickt insgesamt 14 Kandidaten in Rennen, die nur direkt antreten und keinen Platz auf der Landesliste haben.

Frank Richter (64, SPD)

Frank Richter (64) will es mit der SPD schaffen.
Frank Richter (64) will es mit der SPD schaffen.  © dpa/Sebastian Kahnert

Bei der SPD gibt es sechs Kandidierende, die einen Wahlkreis haben, aber aus verschiedenen Gründen nicht auf der Liste stehen. Die beiden prominentesten Gesichter gehören zweifelsohne dem Bautzner Ex-Oberbürgermeister Alexander Ahrens (58, Wahlkreis Bautzen) und dem früheren DDR-Bürgerrechtler Frank Richter (64, WK Meißen 3).

Richter will bis zuletzt um jede Stimme für seine Partei kämpfen, auch wenn er seine persönlichen Chancen eher gering einschätzt. Er sagt: "Egal wie es kommt, ich bleibe der Sozialdemokratie erhalten. Mein Lebensglück hängt aber nicht an der Politik."

Juliane Nagel (45, Linke)

Die Linke schickt Juliane Nagel (45) ins Rennen.
Die Linke schickt Juliane Nagel (45) ins Rennen.  © dpa/Sebastian Kahnert

In 18 Wahlkreisen kandidieren für die Partei Die Linke Frauen und Männer, die nicht über die Liste abgesichert sind (7x Leipzig, 1x Chemnitz, 4x Dresden, 2x Meißen, 1x Nordsachsen, 2x Vogtland, 1x Zwickau). Im Fokus der Partei stehen die Wahlkreis 28 (Leipzig 2), wo zuletzt Juliane Nagel (45) das Direktmandat holte.

Und der Wahlkreis 25 (Leipzig 1). Dort will Nam Duy Nguyen (27) die politische Konkurrenz links überholen. Daneben gibt es noch zwei aktive Landtagsabgeordnete ohne "Airbag": Anna Gorskih (31, WK Meißen 4) und Nico Brünler (48, WK Chemnitz 1).

Thomas Kirste (46, AfD)

Thomas Kirste (46) tritt für die AfD an.
Thomas Kirste (46) tritt für die AfD an.  © Eckhard Kahle

"Die AfD hat nur wenige Einzelfälle", berichtet Felix Menzel. der Sprecher der AfD-Fraktion im Sächsischen Landtag. Lediglich zwei Direktkandidaten ohne Listenplatz benennt er namentlich. Es handelt sich dabei um den Landtagsabgeordneten und kulturpolitischen Sprecher der Fraktion Thomas Kirste (46, WK 3) und René Standke (55, Vogtland 3).

Standke tritt als Kreisvorsitzender das erste Mal an. Menzel: "Ansonsten dürften alle Direktkandidaten auch auf der Liste stehen."

Volkmar Zschocke (55, Grüne)

Die Grünen setzen auf Volkmar Zschocke (55).
Die Grünen setzen auf Volkmar Zschocke (55).  © Kristin Schmidt

Der Landtagsabgeordnete Volkmar Zschocke (55) von den Grünen fightet ohne Netz und doppelten Boden um das Direktmandat in seiner Heimatstadt Chemnitz (WK Chemnitz 1).

"Ich kann den Chemnitzer Westen besser vertreten als der aktuelle Abgeordnete. Man kennt mich hier und mein Engagement für die Stadt", sagt das Partei-Urgestein selbstbewusst. Zschocke ist hoch motiviert: "In diesem Wahlkampf geht es auch um die Verteidigung der Demokratie."

Innenminister Armin Schuster (62, CDU)

Armin Schuster (62) will die Sächsische Schweiz weiterhin im Landtag vertreten.
Armin Schuster (62) will die Sächsische Schweiz weiterhin im Landtag vertreten.  © Norbert Neumann

Für die CDU kämpft mit Innenminister Armin Schuster (62) auch ein Regierungsmitglied "ungesichert" im Wahlkreis 51 um ein Direktmandat.

TAG24: Herr Schuster, Sie sind Innenminister geworden ohne ein Landtagsmandat. Warum tun Sie sich jetzt den Wahlkampfstress an?

Armin Schuster: Die Sächsische Schweiz verdient es, endlich wieder gut im Landtag vertreten zu sein. Und da ich von der Schweizer Grenze komme, ist es vielleicht gar nicht so bemerkenswert, dass ich mich sehr schnell in der Sächsischen Schweiz und bei ihren Menschen heimisch gefühlt habe.

TAG24: Was sind im Wahlkampf Ihre größten Herausforderungen?

Schuster: Die Bürger haben die klare Erwartung, dass man vor Ort präsent ist und die Dinge anpackt, die sie bewegen. Dazu gehören zum Beispiel die Stärkung des Nahverkehrs, der Polizei, des Bevölkerungsschutzes oder eine gute medizinische Versorgung. Neben meinem Ministeramt geht es mir vor allem um Bodenhaftung, ich will mich sehr bewusst um die alltäglichen Themen der Menschen in der Region kümmern.

TAG24: Was werden Sie bei einer Wahl-Niederlage tun?

Schuster: Mein Ziel ist es, die Sächsische Schweiz nach dem 1. September als direktgewählter Abgeordneter im Landtag zu vertreten. Einen Plan B gibt es nicht.

So wird in Sachsen gewählt

Über drei Millionen Sachsen sind aufgerufen, in knapp vier Monaten über die Zusammensetzung des neuen Landtages abzustimmen.
Über drei Millionen Sachsen sind aufgerufen, in knapp vier Monaten über die Zusammensetzung des neuen Landtages abzustimmen.  © imago/C3 Pictures

Spätestens alle fünf Jahre wählen die Sachsen ihre insgesamt 120 Landtagsabgeordneten.

Jeder Wähler hat dabei zwei Stimmen: eine Direktstimme für die Wahl eines Wahlkreisabgeordneten und eine Listenstimme für die Wahl einer Partei.

60 Abgeordnete werden durch eine Personenwahl in den Wahlkreisen bestimmt. Da gilt: Der Kandidat (Direktbewerber) mit den meisten Stimmen gewinnt das Mandat.

Weitere 60 Abgeordnete gelangen über die Landeslisten in den Landtag - also durch die Verhältniswahl.

Titelfoto: Montage: Eckhard Kahle, Norbert Neumann, Kristin Schmidt, dpa/Sebastian Kahnert, IMAGO/C3 Pictures

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